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TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schenk
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Schweigen. Dann brach ein wilder Trubel aus: zuerst Pfiffe und Pfuirufe. Dann erhoben sich einige Zuhörer von ihren Plätzen und schrien die Parolen der Streikenden. Die Menge wogte wild durcheinander.
    An einzelnen Stellen glühte der Energieschirm auf. Irgendwelche Gegenstände verdampften darin, und urplötzlich stand der Schirm außerhalb des Ringes, den der Oberste Rat bildete.
    Polizeiroboter versuchten die Anführer festzunehmen. Die ersten Lähmer wurden benutzt. Vergeblich versuchten die Lautsprecher den Lärm der Menge zu übertönen, ihre Mahnungen zur Ruhe und Vernunft wurden nicht gehört.
    Plötzlich stand ein eigenartiger Ton im Raum. Er kam aus den Lautsprechern und wurde immer höher, bis er die Grenze des hörbaren Schalls überschritt und scheinbar verstummte.
    Panikartig und nur durch die zweihundert Polizeiroboter ein wenig gelenkt, drängten sie zu den zehn Ausgängen. Sie hielten sich die Ohren zu und wußten doch, daß es keinen Sinn hatte. Ultraschall quälte nicht nur die Ohren, sondern den ganzen Körper. Einige Verletzte, die von den Robotern hinausgetragen werden mußten, wurden ohnmächtig.
    Zurück blieb ein Durcheinander von zertrümmerten Sesseln und verlorenen Gegenständen vom Feuerzeug bis zum gelben Umhang, und eine Energieschranke, die den Schall verschluckte.
    Corell hatte seinen Kopf in die Hände vergraben.
    Keith und Joan waren unter den letzten, die den Gerichtssaal verließen. Keith hatte das Oberteil seiner Kombination und den gelben Umhang eines Sicherheitsbeauftragten des Obersten Rates ausgezogen und Joan in dicken Lagen um den Kopf gewickelt. Selbst verspürte er nur ein leises Unbehagen. Wahrscheinlich lagen die Resonanzfrequenzen seiner Gehirnbausteine etwas zu hoch. Mit der Tonerhöhung war man offenbar sehr vorsichtig umgegangen, weil die Polizeiroboter nicht gefährdet werden durften.
    Die Menge sammelte sich vor dem Regierungsgebäude und forderte in Sprechchören die Vernichtung aller Roboter und insbesondere der Humanoiden.
    Regierungspolizisten mit Gasmasken drängten die Menschen in die Straßen der nördlichen Stadtviertel. Überall platzten die Glasbehälter mit den komprimierten Sedativgasen. Die weißlichen Schwaden verursachten ein heftiges Schlafbedürfnis. Einige Jugendliche hatten eine Barrikade aus umgestürzten Turbowagen gebaut und verteidigten sich mit den zertrümmerten Einzelteilen.
    Keith hatte den Polizeirobotern seine Kennkarte vorgewiesen. Ihm wurde der Zutritt zum Lift gestattet. Auf dem Dach warteten sie auf einen öffentlichen Taxischrauber. Die Zentrale war mit Humanoiden besetzt und arbeitete trotz des Streiks.
    Joan starrte über das Geländer in die Tiefe. Der leichte Wind konnte das gleichförmige Rufen der Menge nicht ganz verwehen, die nun die Hinrichtung ihres Vaters forderte. Ihr Gesicht wirkte bleich und reglos, die Finger waren fest um das Geländer gekrampft.
    Als der Schrauber neben ihnen aufsetzte und Keith vorsichtig ihre Finger löste, blieben auf dem Plastikbelag der Streben die deutlichen Abdrücke zweier menschlicher Hände zurück.
    Sie flogen zu Keiths Wohnung, um die Übertragung der Verhandlung auf dem TV-Schirm zu verfolgen. Zuvor holte Keith aus seiner Robotküche zwei Tassen schwarzen Tees und einige Honigbrötchen.
    „Wenn ich das alles so sehe, schäme ich mich, ein Mensch zu sein“, sagte Joan. Ein dicker, zäher Honigtropfen floß unbemerkt über ihren Handrücken auf den Teller. Sie schluckte den ersten Bissen ungekaut hinunter. Ein Mensch wäre daran erstickt. Keith starrte sie nur stumm an.
    Nach dem Essen. rauchten sie schweigend Zigaretten und blickten auf den Panoramaschirm, der Berichte von den Streikenden, von den demonstrierenden Robotgegnern und von den Straßenkämpfen brachte.
    Die Verhandlung ging nach einer Pause von einer Stunde weiter. Nur die kalten, glänzenden Facetten der TV-Kugeln beobachteten leidenschaftslos die kleinsten Bewegungen der sechzehn Hauptdarsteller in diesem Stück und übertrugen sie auf Milliarden Bildschirme.
    Corell ordnete mit zitternden Fingern die Blätter auf dem Tisch. Seine Stimme war belegt. Er mußte sich mehrere Male räuspern.
    „Mein Verbrechen war ein Test zum Wohle der Menschheit. Ich will es gleich vorwegnehmen: der Test ist gelungen, und er war absolut ungefährlich. Keiner der drei Humanoiden war in der Lage, wirklichen Schaden anzurichten. Sie wurden lückenlos überwacht und hätten zu jedem Zeitpunkt atomisiert werden können. Es war jedoch nicht

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