TS 83: Der Mann, der ein Roboter war
einig werden. Ich erbitte Ihre Vorschläge!“
Yamura Takata erhob sich und sagte energisch: „Ich schlage vor: Befehl an alle Roboter, ihre Positionen und Funktionen ab sofort zur Verfügung zu stellen. Befehl an alle Roboter, sich bis auf Widerruf zu inaktivieren. Ausnahmezustand im ganzen System! Gegen Ausschreitungen jeder Art ist mit Waffengewalt vorzugehen. Dazu ist der Einsatz der Raumflotte unvermeidbar.“
Nach kurzer Beratung mit Betty äußerte sich Orlow: „Der Ausnahmezustand ist angebracht, sehr sogar. Doch die anderen Vorschläge unseres Robotergegners sind teils sinnlos, teils ungesetzlich. Ich frage Sie, meine Damen und Herren, was soll eine Raumflotte auf den Planeten? Ein Befehl zum Inaktivieren verstößt sogar gegen das Gesetz, das allen humanoiden Robotern das Recht auf Leben zusichert. Wollen wir der aufgehetzten Menge Gelegenheit geben, unsere besten Schöpfungen sinnlos zu zerstören?“ Er streckte wie ein Sektenprediger seine offenen Hände vor. „Hören Sie meine Vorschläge: Sämtliche momentan im System befindlichen Schiffe der Raum- und Handelsflotte könnten innerhalb dreißig Stunden alle Roboter bis zum Widerruf auf Ganymed internieren. Dort existiert zur Zeit nur ein Handelsstützpunkt und die Basis der solaren Raumüberwachung. Es würde unserem System kaum schädlich sein, wenn wir Ganymed den Robotern vorübergehend überließen. – Unser Wissenschaftlicher Beirat würde innerhalb einer gewissen Frist einen Planeten freigeben, der so weit von den menschlichen Lebensbedingungen und denen aller anderen bekannten kosmischen Rassen abweicht, daß er zum Heimatplaneten der Roboter erklärt werden könnte, wenn keine andere Lösung möglich sein sollte, was ich jedoch hoffe und wünsche! Gegen Ausschreitungen der Menschen dürften unsere Polizeistreitkräfte auf allen drei Planeten ausreichen, wenn ihnen genügend Vollmachten gegeben werden. Das wäre, was ich vorzuschlagen hätte!“
Jerry hatte während der Meldung des Polizeioffiziers fast verkrampft dagesessen.
Raymond d’Auville bat ihn als Interessenvertreter der humanoiden im Rat um seine Meinung und Vorschläge.
Jerry erhob sich und begann in seiner gewohnt gelassenen Art: „Meine Damen und Herren Senatoren! Wenn es für uns Humanoiden das Paranynum Gerechtigkeit gäbe, so müßte ich sagen: diese Ereignisse sind die Strafe für unser klägliches Versagen, dem Menschen in jeder Hinsicht zu dienen.
Ich kann Ihnen genauere Zahlen nennen: bisher sind fast vierzigtausend Humanoiden und mehr als dreihundertzweiundsiebzigtausend Roboter in unserem System vernichtet worden.
Ich schäme mich zuzugeben, daß nach unserem Versagen eine Lösung, wie sie Senator Orlow vorgeschlagen hat, einem Gnadenerlaß nahekommt. Ich bitte Sie im Namen meiner Kameraden, seinen Vorschlägen zuzustimmen. Ich danke Ihnen.“
Der Älteste Rat ließ abstimmen.
Orlows Vorschlag wurde angenommen.
Es war Mittag, genau 5,0 Uhr Terrazeit, als alle TV-Programme den Beschluß des Obersten Rates ausstrahlten und die erforderlichen Notverordnungen bekanntmachten.
Gleichzeitig lief auf den drei Planeten Mars, Erde und Venus das größte Evakuierungsprogramm der Geschichte an.
*
Die Menge vor dem Regierungsgebäude hatte sich zurückgezogen, und war zum Raumhafen marschiert, um die Erfolge ihres Streiks und der Demonstrationen zu beobachten.
Als der zentrale Zeitgeber am Turm des Regierungsgebäudes auf 6,0 stand, eröffnete der Älteste Rat erneut die Verhandlung.
„… ich behaupte, daß ein Roboter Leben besitzt, und kann es auch beweisen. Die wissenschaftlichen Unterlagen habe ich Alpha 01 und Beta 01 zur Verfügung gestellt. Sie liegen dort jederzeit bereit, von Ihnen und dem Wissenschaftlichen Beirat abgerufen zu werden. Lassen Sie mich daher meinen Beweis nur allgemein führen.“
Keith richtete einen Stapel Aufzeichnungen, die vor ihm lagen.
„Was ist denn Leben, meine Damen und Herren? In der Natur äußert es sich nach der heute noch anerkannten Theorie des Russen Oparin wie folgt:
Erstens: im Kontakt zur Umwelt durch Sinnesorgane. Sind die Sinnesorgane der Roboter, die Fotozellen, Mikrophone, Tastzellen und die chemischen Sinnesorgane nicht weitaus vollkommener als Augen und Ohren und der Geruchs- und Geschmackssinn des Menschen?
Zweitens: durch Stoffwechsel. Wie primitiv sind doch die biochemischen Umwandlungen im organischen Körper. Ist die atomare Verbrennung einer chemischen nicht weit überlegen?
Drittens: durch
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