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TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

TS 83: Der Mann, der ein Roboter war

Titel: TS 83: Der Mann, der ein Roboter war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schenk
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geschlagen. „Ich weiß, daß Roboter Erfindungen gemacht haben. Wollen Sie etwa die Ansicht vertreten, es wären mehr als nur zufällige Ideen?“
    Keith schaute ihn einen Augenblick prüfend an. „Ich glaube, daß diese Frage nicht sehr fair ist, Sir“, antwortete er dann.
    „Wie meinen Sie das?“
    Keith wußte genau, daß Roboter nie ,zufällige’, intuitive Ideen haben können, doch hütete er sich bewußt davor, den Unterschied zu offen sichtbar werden zu lassen. Schließlich wußte er ja nicht, welche Bedeutung die Menschen dieser Sache beimessen würden.
    „Diese Ansicht vertrete ich nicht. Ich gebe zu, daß einige Ideen ,zufällig’ entstanden sein mögen; die Mehrzahl jedoch wurde weniger intuitiv als durch schöpferisches Denken gefunden. Durch einen hier induktiven Weg: Erfordernis, hier Endziel der Erfindung; – Möglichkeiten, hier technische Mittel; – Ergebnis, hier der Weg und die Ausgangsposition. Übrigens ist dies ein Beispiel, daß Roboter mitunter durchaus induktiv denken.“
    Senator Rogers nickte beifällig und meinte: „Sie gestatten, Doktor Keith, daß ich Ihr fünftes Kriterium, das des Bewußtseins, mit der kurzen Erwähnung übergehe, da ich als bekannt voraussetze, daß Roboter bewußt denken, ja, wie wir vorhin hörten, sogar noch um zwei Grade bewußter als wir sein können.“ Er lächelte, und es schien, als wisse er genau, mit welcher Präzision die Bildschirme seine ironisch verzogenen Mundwinkel wiedergaben. „Kommen wir zum nächsten Kriterium. Nennen wir es römisch sechs: der Mensch wird frei geboren, und er bleibt es sein Leben lang. Dafür bürgt nicht zuletzt das hier so oft zitierte Gesetz zum Schutze eben dieses Status. Der Mensch strebt dort nach Freiheit und nach Recht, wo er es nicht vorfindet. Ein Robot aber ist zum Dienen geschaffen. Er …“, Rogers hob maliziös seine Augenbrauen, „er lebt, um zu dienen, und seine Existenz verlöre Sinn und Zweck, gäbe es keinen Menschen, dem er Hirn und Hand zur Verfügung stellen kann.“
    Keith nickte anerkennend. Die Argumente Senator Rogers’ trafen ins Schwarze, und widerwillig sah sich Keith gezwungen, sie mit rhetorischen und philosophischen Mitteln abzuschwächen.
    Es war ihm ausgesprochen peinlich, menschliche Unwissenheit als Stützpfeiler seines Antrages zu benutzen. „Ihre Ansicht, Sir, ist zweifellos berechtigt. Sie geht aber davon aus, daß der Mensch absolut frei ist. Mit anderen Worten, daß der Mensch kein Werkzeug in den Händen eines größeren Geistes ist. Einige unter Ihnen werden zugeben, daß sie fest davon überzeugt sind, Werkzeuge in den Händen Gottes zu sein. Und sie sind es absolut freiwillig, trotz ihres Strebens nach Recht und Freiheit.
    Daß die humanoiden Roboter nach Recht und Freiheit streben, ersehen Sie daraus, daß sie mit diesem Antrag einverstanden sind; sie hätten sonst Einspruch erhoben. Ich behaupte, allein ihr Bestreben, sich freien Willens in den Dienst des Menschen zu stellen, dieses Streben nach freier Entscheidung, frei dienen zu können, stellt schon den humanoiden Roboter an die Seite des Menschen.“
    Stanley Rogers schaute überlegend zu Boden, dann stieß er den Zeigefinger ruckartig vor. „Gut, Doktor Keith“, sagte er, jede Silbe scharf betonend. „Wer aber sagt uns, daß dieses Streben nach Freiheit nicht ein Resultat des ersten Grundgesetzes ist, das den Robotern nunmehr die Freiheit gebietet, weil ihre weitere Mitarbeit der Menschheit schaden würde?“
    „Ich, Sir, ich – der freieste Robot, den es gibt! Ich, ZZ 99, der einzige Robot ohne die Grundgesetze. Ich habe diesen Antrag auf Freiheit nach dem Gesetz gestellt.“
    „Danke, ZZ 99, mehr wollte ich nicht!“ Er wandte sich an den Rat: „Meine Damen und Herren! Sie haben eben das Bekenntnis gehört, wonach dieses Geschöpf ein Robot ist! Ein Robot darf aber im Rat keinen Antrag stellen. Ich jedoch, ein Mensch, beantrage, seine Anträge gar nicht erst anzunehmen!“
    Es war Betty, die seinen Triumph zunichte machte. Sie zitierte:
    „Solange die natürliche Beschaffenheit eines Menschen nicht durch die medizinische Untersuchung eines Beauftragten des Obersten Rates als bestätigt und durch den Beschluß des Obersten Rates als anerkannt gilt, sind seine Aussagen vor Gericht ungültig. Nach Anerkennung durch den Obersten Rat sind sie solange gültig, bis durch erneute Untersuchung und Beschluß festgestellt ist, daß die Aussagen durch einen Robot gemacht wurden.
    Dieses Gesetz ist vor der

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