TS 88: Das Ende der Zeitreise
er sich vor das Sendegerät.
Jack verzweifelte fast über der Begriffsstutzigkeit des Roboters. Man müßte diesen mechanischen Gehirnen unbedingt auch eine gehörige Portion Phantasie geben, überlegte er. Zumindest sollten sie regelmäßig alle Neuerscheinungen der Science Fiction lesen. Er brannte sich eine Zigarette an und beobachtete den in seine Arbeit vertieften Roboter. Der gab es nach knapp zehn Minuten auf. „Sie scheinen recht zu haben, Sir. Die Station meldet sich nicht.“
„Also befinden wir uns in meiner Zeit“, atmete Jack auf. Dann jedoch verbesserte er sich: „Aber das kann auch nicht sein. Meine Bodenstation meldet sich ja ebenfalls nicht. In welcher Zeit also befinden wir uns?“
„Das können wir nur auf der Erde feststellen, Sir“, erklärte Sigma Fünf bestimmt. „Die Starbridge ist für den Transport zweier menschlicher Passagiere eingerichtet und hat Vorräte für drei Monate. Zeit also haben wir genug.“
„Oder auch nicht“, sinnierte Jack. „Also gut, fliegen wir zur Erde!“
*
Eine Viertelstunde später legte die Starbridge von der Station ab und nahm Kurs auf die Erde. Jack Woolery hatte, als er die Inneneinrichtung des Schiffes sah, seine letzten Zweifel an der Zeittheorie fallenlassen. Die Starbridge war ohne Frage ein Produkt der Zukunft. Jack saß schräg hinter Sigma Fünf und starrte mit brennenden Augen auf den Zielschirm. Wie würde es auf der Erde aussehen?
Er sollte nicht lange darüber im Zweifel bleiben. Sigma Fünf, der nicht den Schirm, sondern die zahlreichen Ortungs- und Auswertungsgeräte beobachtete, drehte sich nicht um, als er berichtete: „Die Erde hat sich stark verändert, Sir. Offenbar hat die Nova doch stattgefunden. Aber das muß schon ein Jahr her sein, denn die Oberfläche weist die gleiche Temperatur auf wie die des Erdmondes. Es gibt also keine Atmosphäre mehr.“
„Mein Gott!“ entfuhr es Jack. „Und … und wie sieht es … sonst aus, da unten?“
„Schlackenwüste“, war die lakonische Antwort, „leicht radioaktiv strahlend. Ein Betreten ohne Schutzanzug ist unmöglich. Die normalen Raumanzüge genügen nicht, es sei denn, für kurze Zeit.“
„Aber … die Menschen, Sigma?“
„Existieren nicht mehr – außer Ihnen, Sir.“
Jack stöhnte. „Hoffentlich hat man rechtzeitig die Planeten anderer Sterne besiedelt, sonst ist es ganz aus!“
„Das hat man nicht. Nach dem Atomkrieg vor fünfhundert Jahren dauerte es fast zweihundertfünfzig Jahre, bevor man wieder mit der Raumfahrt beginnen konnte. Und auch dann mußte man sich auf wenige Stationen im eigenen Sonnensystem beschränken, da die Geldmittel auf der Erde dringender benötigt wurden.“
„Dann ist alles verloren“, resignierte Jack Woolery. Von nun an sprach er kein Wort mehr, auch nicht, als die Starbridge inmitten einer von Schmelzblasenkratern wie mit Pockennarben überzogenen, luftleeren Lavawüste niederging. Er klappte die Lehne seines Sitzes nach hinten und versuchte zu schlafen. Es gelang ihm jedoch nicht. Deshalb zog er schließlich das Magazin aus der Tasche und vertiefte sich erneut in Evens’ Geschichte. Als er den letzten Abschnitt gelesen hatte, zeichnete sich in seinem Hirn plötzlich ein verwegener Plan ab. Er wollte Sigma Fünf informieren, doch der war verschwunden. Jack hatte nicht einmal bemerkt, daß er das Schiff verlassen hatte.
Als Sigma Fünf zurückkehrte, erwachte Jack. Er hatte nur drei Stunden geschlafen, wurde aber sofort hellwach, als ihm sein Plan wieder einfiel. Er legte dem Roboter seine Gedankengänge dar, Sigma Fünf zögerte.
„Es klingt logisch, Sir. Aber um die Durchführbarkeit endgültig beurteilen zu können, muß ich erst die wissenschaftlichen Grundlagen überprüfen.“ Jack gab Sigma das Magazin und schlug Evens’ Story auf. Der Roboter las sie in fünf Minuten durch. „Ihr Plan ist leider undurchführbar, Sir. Mister Evens hat zwar eine logisch gutfundierte Theorie aufgestellt, aber nicht alle verwendeten Fakten entsprechen den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen meiner Zeit. Dadurch taugt der ganze logische Aufbau nichts.“
„Also nichts?“
„Das habe ich nicht behauptet. Evens hat mich zu einigen Überlegungen inspiriert, auf die ich sonst nicht gekommen wäre. Haben Sie ein leeres Band für mich übrig?“
„Ja, aber was willst du …?“
„Eine bessere Story verfassen, Sir. Es dauert nicht lange.“
Voller Zweifel fügte sich Jack darein, auf Sigmas literarische Ergüsse zu warten. Es
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