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TS 88: Das Ende der Zeitreise

TS 88: Das Ende der Zeitreise

Titel: TS 88: Das Ende der Zeitreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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vierzigtausend Auswanderern die Erde verlassen hat und eine blühende Kolonie auf dem fünften Planeten der Sonne Bellatrix gründete.“
    Jacks Gesicht verzog sich, als hätte er in einen sauren Apfel gebissen. „Ich denke, die Erde hat niemals Kolonien in fremden Sonnensystemen gegründet? Hättest du mir das gleich gesagt, wäre ich nie bereit gewesen, wegen eines Zeitsprunges die Erde zu vernichten. Ich bin dir wirklich böse. Wozu der ganze Ärger, wenn nicht ich, sondern ein anderer das Problem gelöst hat?“
    „Das ist ein Irrtum, Jack. Bedenke das Zeitparadoxon! Von meiner Zeit aus gesehen, war das Problem längst gelöst, nicht aber von deiner, unserer jetzigen, Zeit aus.“
    „Humbug!“ Jack seufzte resigniert. „Dann wird es eben noch gelöst!“
    „Allerdings, Jack – und zwar von dir. Der Autor und Anführer der Kolonisten hieß nämlich – Jack Woolery!“

 
Das Mondmoos
     
    „Sie sind vertilgt und zu den Toten gefahren, und andere sind an ihrer Statt gekommen. Die Nachkommen sahen zwar das Licht und wohnten auf dem Erdboden, und trafen doch den Weg nicht, da man die Weisheit findet.“
     
    „Ich wäre lieber auf der Erde geblieben“, haderte Peggy.
    „Unser Platz ist dort, wo wir am ehesten etwas für die Erde tun können!“
    Das war die rauhe Stimme Juri Siwkos, des Mikrobiologen unseres kleinen Teams. Sein vierschrötiges, keineswegs jedoch abstoßend wirkendes Gesicht hob sich undeutlich gegen das Zwielicht der Bildschirme und der Instrumentenbeleuchtung ab. Wesenlose Schatten flatterten wie schwere Schwingen um seine verkniffenen Augen und die hervorstehenden Jochbeine.
    Ich las die Entfernung vom Doppler-Navigationsgerät ab. Nur noch 98 000 Kilometer trennten uns von der Oberfläche des Mondes. Dann wandte ich die Augen zu Peggy Raymond, unserer Toxikologin. Von ihrem kupferfarbenen Haar ging ein sanftes Leuchten aus; aber die grünlichen Augen unter der blassen Stirn hatten einen gehetzten Ausdruck. Ich erinnerte mich, daß sie ihn bereits zeigten, als wir die von graugrünem Staub erfüllte Erdatmosphäre verließen, und ich konnte ihre Gefühle gut verstehen. Sie ließ ihren Mann und drei Kinder zurück, ohne die Gewißheit, sie jemals wiederzusehen. Die Erde war nicht mehr der bergende Schoß der Menschheit – sie war die Hölle!
    Ich löste meine Gurte und packte die Haltestange. Peggy zuckte zusammen, als ich ihr meine Hand auf den Arm legte. „Wenn ihnen noch jemand helfen kann, dann sind wir es, Peggy“, sagte ich zu ihr. Im gleichen Augenblick fühlte ich, daß ich eine Dummheit begangen hatte. Wie konnte ich auch nur einen Moment glauben, sie mit leeren Worten trösten zu können! Sie mußten ihr im Gegenteil erst recht die ganze Hoffnungslosigkeit der Situation vor Augen führen.
    Verlegen räusperte ich mich und sah hilflos zu Juri hinüber. Peggy weinte leise vor sich hin. In Juris Gesicht arbeitete es. Seine dunklen Augen starrten angestrengt zum Topschirm der Rundsichtanlage, als fände er in der samtenen Schwärze des Alls Antwort auf die stumm zwischen uns stehenden Fragen. Endlich blickte er mich an. „Du hast genauso recht wie sie und jeder andere“, murmelte er. „Es wäre gut, wenn der Mensch seine Gefühle abschalten könnte; aber sie sind uns nun einmal gegeben.“
    „Genauso wie das ,Schwarze Moos’!“ höhnte Arthur Buchanan aus seiner Ecke.
    Die Bemerkung des zwergenhaften Schotten regte mich auf. „Ach, halt doch den Mund!“ fuhr ich ihn an.
    „Außerdem ist es nicht schwarz, sondern grün.“
    Das kam von Peggy. Erstaunt blickte ich sie an. Scheinbar hatte sie ausgerechnet aus Arthurs zynischer Bemerkung neue Kraft geschöpft. Zugleich lieferte ihr Widerspruch die Grundlage für eine hitzig geführte Diskussion zwischen meinen Gefährten. Da ich auf diesem Gebiet ein Laie war, hielt ich mich heraus.
    In meinen Augen hatten nämlich beide Parteien recht. Das Schwarze Moos wurde so genannt, weil es auf dem Mond, seinem Ursprungsort, eine tiefschwarze Färbung besaß. Die auf der Erde akklimatisierten Kulturen aber waren grün. Dies war jedoch nur der äußere Unterschied zwischen Luna- und Terraform. Der wesentliche Unterschied lag in der physiologischen Struktur beider Formen.
    Als vor rund fünf Jahren der Seismologe einer wissenschaftlichen Mondexpedition dieses Gewächs an den inneren Wänden des Kraters Timocharis entdeckte, bestand es aus unscheinbaren, hauchdünnen, schwarzen Flecken, die man vorsichtig von dem porösen Lavagestein

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