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TS 88: Das Ende der Zeitreise

TS 88: Das Ende der Zeitreise

Titel: TS 88: Das Ende der Zeitreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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eines unverhofften Schmerzes vom Fuß her meinen Körper durchzuckte. Hatte ich mir ein Bein gebrochen? Unwillkürlich knickte ich ein. Dabei stieß mein Knie gegen ein hartes Hindernis. Das also war die Ursache des Schmerzes gewesen! Ich hatte den Fuß auf eine spitze Felsnadel gestellt.
    Eine spitze Felsnadel? Wie ein Film zog mein Wissen über die Beschaffenheit des Erdtrabanten an meinem geistigen Auge vorüber. Das Fehlen einer ausgleichenden Lufthülle brachte zwischen Tag und Nacht einen Temperatursturz und -anstieg um rund 270 Grad Celsius. Als Folge davon wurden alle Vorsprünge und scharfen Kanten im Laufe der Zeit pulverisiert und abgeschliffen. Eine spitze Felsnadel konnte es allenfalls auf dem Gipfel eines Berges geben, aber nicht hier!
    Ich kniete mich und begann, mit den Händen den Staub vorsichtig wegzuräumen. Vorsichtig deshalb, weil er so fein war, daß er längere Zeit schweben und mir den Blick verhüllen würde. Endlich hatten meine Finger das Hindernis ertastet. Ich senkte den Kopf so nahe wie möglich herunter. Der Lichtkegel des Helmscheinwerfers schwankte und verharrte dann reglos. Meine Augen weiteten sich.
    Das war keine Feldnadel!
    Nochmals tastete ich das Gebilde ab. Kein Zweifel, es handelte sich um Metall. Die empfindlichen Mento-Rezeptoren meiner Handschuhe vermittelten mir den absolut echt wirkenden Eindruck einer direkten Berührung. Der Augenschein beseitigte die letzten Zweifel. Das war der aus dem Staub ragende, spitz verlaufende Teil eines Metallzylinders!
    Langsam erhob ich mich. In Gedanken ging ich die Metall-Legierungen durch, die jemals für bemannte oder unbemannte Raumfahrzeuge verwendet worden waren. Ich kannte mich ziemlich gut aus. Keine von ihnen besaß dieses zartrosa und fast durchsichtig klare Aussehen.
    Keine der irdischen Legierungen!
     
    *
     
    Nur wenige Minuten hatte ich unschlüssig geschwankt, ob ich die Gefährten von ihrer eigentlichen Aufgabe ablenken durfte. Eine unbestimmte Ahnung hatte mich die Frage bejahen lassen.
    Jetzt lag der knapp vier Meter lange, zylindrische Körper mit den spitzen Enden auf dem Schaumplastbelag des Druckzeltes. Es war nicht schwierig gewesen, den Staub mittels Druckluft aus den im oberen Drittel befindlichen, regelmäßig angeordneten Löchern herauszublasen.
    Ben Cardigan hüllte das Gebilde in sich anschmiegende Röntgenfolie, ließ die Aufnahmekamera laufen und gleichzeitig das Bild über den Verstärker auf den Fluoreszenzschirm übertragen. Beim letzten Drittel angekommen, das am Fundort zuunterst gelegen hatte, hielt er die Bewegung der Kamera mit einem Ruck an.
    Den Grund dafür entdeckten wir auf den ersten Blick. Der Zylinder war nicht völlig hohl. Der auf dem Schirm abgebildete Mechanismus war so einfach zu durchschauen, daß wohl niemand eine Sekunde an seiner Bestimmung zweifelte. Es handelte sich um ein Aggregat, das unter dem Begriff Kapazitätsverdichter in den Rückstoßgeräten der Raumfahrer seit rund dreißig Jahren Verwendung fand: ein kleiner, runder Druckbehälter für komprimiertes Flüssiggas, ein Schmelzerhitzer und – als einziges von irdischen Rückstoßgeräten abweichendes Detail – eine trichterförmige Ausstoßdüse. Das war alles.
    Ben Cardigan brach die eingetretene Stille. „Nun …?“
    Die Augen der anderen richteten sich auf mich. Vielleicht erhofften sie von einem Raketenfachmann die Verneinung der unausgesprochenen Frage, die schwer wie eine Drohung im Raum lastete. „Das ist kein Raumfahrzeug“, sagte ich leise. „Der Kapazitätsverdichter ist im Verhältnis zum Objekt viel zu klein, um eine nennenswerte Leistung zu erzielen. Auf gar keinen Fall konnte der Zylinder damit selbständig auf einem Himmelskörper landen.“
    Ich schwieg und würgte den Kloß hinunter, der mir in die Kehle stieg. Dann fuhr ich fort: „Außerdem weist die Trichterdüse nicht nach außen, sondern in den Zylinder hinein. Folglich kann das Gerät nur die eine Aufgabe gehabt haben: den Inhalt des Zylinders aus den Öffnungen hinauszublasen.“
    Juris Augen glänzten wie im Fieber. „Und … woraus bestand der Inhalt?“
    Die Beantwortung der Frage erübrigte sich angesichts der Tatsache, daß der Zylinder dort gefunden wurde, von wo das Verhängnis seinen Ausgang genommen hatte. Doch viele, zu viele Fragen blieben noch offen. Ich hielt es im Zelt nicht mehr aus. Auf Zehenspitzen schlich ich mich zur Schleuse. Jemand folgte mir. Es war Ben.
    Lange standen wir schweigend unter dem bleichen Nachthimmel des

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