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TS 88: Das Ende der Zeitreise

TS 88: Das Ende der Zeitreise

Titel: TS 88: Das Ende der Zeitreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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Mondes und starrten hinauf zur schmalen Erdsichel, deren grünlich fluoreszierendes Licht weiche Dämmerschatten in den Krater warf. „Wer hat das getan?“ fragte Ben leise.
    Ich blickte nachdenklich durch die Helmscheibe. „Vielleicht sollten wir lieber fragen, wann es getan wurde. Ich habe die Altersbestimmung mit dem Szintillator durchgeführt. Nach den Ergebnissen der Kalium-Argon-Methode zu schließen liegt der Sporenbehälter seit etwa sechzig. Millionen Jahren hier.“
    „Mein Gott!“ stöhnte Ben. „Sechzig Millionen Jahre! Das war die Zeit des Jungtertiärs auf der Erde, nicht wahr …?“ Er stockte. „Damals existierte der Mensch noch nicht. Noch viel weniger war daran zu denken, daß die Erde überhaupt einmal intelligentes Leben hervorbringen würde, das in der Lage war, den Trabanten zu erreichen und den Tod auf seine Welt zu holen!“
    „Sie werden es vorausgesehen haben“, erwiderte ich bitter.
    „Aber der Grund, Andrew! Der Grund!“
    „Ich glaube ihn zu kennen.“ Eine Gestalt löste sich aus dem Schatten des Rundzeltes und trat auf uns zu. Es war Juri. Wir fuhren herum. „Kommt mit!“ sagte er. Steifbeinig schritt Juri uns voran. Wir folgten ihm, ohne uns zu fragen, weshalb er den Weg zum Raumschiff einschlug.
    Mit entsetzten Augen starrten wir wenig später auf die kugeligen Gebilde, die wie schwarzgrüne Igel vor den Gravitationsfeldöffnungen der Heckdüsen klebten. Im Schein unserer Helmlampen leuchteten sie glitzernd auf. Ich hörte Ben schwer nach Atem ringen. „Das Moos!“ würgte er schließlich hervor.
    Verständnislos blickte ich zuerst ihn, dann Juri an. „Das ist die Terraform! Aber wir können es doch nicht von der Erde mitgebracht haben. Der Triebwerksstrahl hätte es verbrannt und in den Weltraum geschleudert.“
    „Es ist von hier“, erwiderte Juri dumpf.
    „Von hier?“ Ben lachte schrill auf. „Das Mondmoos entwickelt sich nur unter erdgleichen Bedingungen zu dem, was wir hier sehen. Aber hier gibt es keine erdgleichen Bedingungen!“
    „Doch!“ erwiderte Juri hart. „Ich habe es schon gestern entdeckt, aber erst der Sporenzylinder brachte mich auf die Lösung. Wir haben immer vergeblich herumgerätselt, welcher unter all den Umweltfaktoren der Erde derjenige sei, der aus der harmlosen Lunaform die tödliche Bedrohung der Terraform machte. Hier ist nur eine einzige Bedingung erfüllt – die Strahlung!“
    „Die Strahlung?“ riefen Ben und ich gleichzeitig.
    „Ja, radioaktive Strahlung.“
    „Aber auf dem Mond gibt es doch ebenfalls radioaktive Strahlung. Die kannst du doch nicht meinen!“ protestierte Ben erregt.
    Juri blickte ihn aus glitzernden Augen an. „Die normale kosmische Strahlung – nein. Ich meine die Reststrahlung der Triebwerksdüsen. So etwas Ähnliches – wenn auch schwächer – haben wir auf der Erde in Form der „Relevanten Überdosis“, das Erbe des Großen Atomkrieges. Die Menschheit hat sich vor neunzig Jahren selbst zum Tode verurteilt.“
    Eisiges Schweigen folgte den Worten des Mikrobiologen. Ich warf einen letzten scheuen Blick auf die sammetweichen, harmlos anzuschauenden Moospolster, die wie Schaumbälle am Wulst der Heckdüse klebten. Mich fror plötzlich. Ich trat aus dem Schatten des Raumschiffes heraus, als könnte mich das kalte Licht der Erde wärmen.
    Was waren das für Wesen, die sich berechtigt gefühlt hatten, die Bewohner eines ganzen Planeten zum Untergang zu verurteilen, wenn sie die Kraft des Atoms ein einziges Mal mißbrauchten? Hatten sie erlebt, daß andere Rassen mit gleicher Vergangenheit Unheil über das Universum gebracht hatten? Wollten sie eine Wiederholung für alle Zeiten verhindern?
    Am Horizont wurde es hell. Der Rand einer glühenden, weißgelben Scheibe schob sich empor und übergoß die verwitterten Grate der Mond-Apenninen mit silbernem Licht. Die Sonne ging auf. Vor ihrem grellen Schein verblaßte der grünliche Schimmer der Erdsichel zu einem wesenlosen Phantom. Ich erschauerte. So unaufhaltsam, wie die Erde im Angesicht des Tages vom Himmel verschwand, so unwiderruflich würde die Vollstreckung des Urteils sein, das an der Menschheit vollzogen wurde, weil sie auf dem Weg zu den Sternen gestrauchelt war.

 
Aufbruch zu den Sternen
     
    Das ist das Wort des Predigers Salomo, des Sohnes Davids, des Königs von Jerusalem: „Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt; die Erde aber bleibt ewiglich …“
     
    *
     
    Colonel Marcel Turpin stellte ärgerlich das Video-Gerät ab und griff nach

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