TS 90: Die dritte Chance
wird, wenn wir nichts unternehmen. Sie müssen mir glauben, daß ich kein Phantast bin. Wäre ich sonst zu Ihnen gekommen und hätte mein Leben riskiert?“ Er schwieg plötzlich, denn ihm fiel ein, daß in sieben Tagen General Rogers höchstwahrscheinlich die falschen Gräber öffnen und nach dem Gebiß des Dr. Fabian suchen würde. „Ich mache Ihnen einen Vorschlag.“
„Lassen Sie hören“, knurrte Harrison, entzündete seine Zigarre und trank einen Schluck.
Fabian lehnte sich zurück.
„Sie kennen nun die Wahrheit, die ganze unglaubliche Wahrheit. Es ist unbedingt notwendig, daß Sie an sie glauben. Ich habe verschiedene Wege eingeschlagen, um die Katastrophe von der Welt abzuwenden, aber sie führten alle zu nichts. Wenn noch etwas helfen kann, dann nur der Appell an die gesamte Menschheit. Wir müssen dafür sorgen, daß nicht nur Sie und ich, sondern daß alle die Wahrheit erfahren. Alle Menschen müssen erfahren, daß die Welt in genau acht Wochen zugrunde geht, wenn man nichts unternimmt.“
Harrison lächelte.
„Aber, lieber Doktor, wie stellen Sie sich das vor? Gut, nehmen wir einmal an, ich glaube Ihnen Ihre Geschichte und bin bereit, Ihnen zu helfen. Aber die Welt? Wie viele Geschichten und Prophezeiungen über den bevorstehenden Weltuntergang hat es schon gegeben? Wie viele Clubs und Zirkel gibt es, die angeblich besten Kontakt zu außerirdischen Intelligenzen haben? Na? Und nun stellen Sie sich vor, Sie kämen noch hinzu. Glauben Sie denn, mehr Glück zu haben als die anderen, die ihren Unsinn bereits seit Jahren betreiben? Nein, ich sehe da keine Chance.“
Fabian nickte langsam.
„Sie haben natürlich recht, und ich weiß das alles, aber soll ich deshalb aufgeben? Wir haben noch acht Wochen! Wenn es uns in den kommenden Wochen gelingt, unsere beiden Völker aufzurütteln, ihnen Angst einzuflößen – jawohl, nackte und brutale Angst –, dann könnten wir noch Hoffnung schöpfen. Sie in Rußland, ich in Amerika. Wir alle.“
Harrison warf den Zigarrenrest in die Flammen.
„Ich wundere mich noch immer“, sagte er, „warum Sie ausgerechnet zu mir kamen.“
„Das hat seinen guten Grund. Wäre ich zum Pentagon gegangen und hätte man mir dort wirklich geglaubt, was keineswegs anzunehmen ist, was wäre geschehen? Man hätte die Nation aufgeklärt, aber die übrige Welt … was ist mit der? Insbesondere Ihr Land, Harrison! Man hielte die Amerikaner für verrückt. Nein, wenn schon diese ungeheuerliche Information allen Menschen glaubhaft zugänglich gemacht werden soll, dann nur auf Umwegen. Sie unterhalten eine Agentenorganisation – gut und schön. Dann benutzen Sie diese jetzt einmal, etwas Positives zu schaffen. Leiten Sie Ihrem Land die Information zu, daß Sie aus absolut sicherer Quelle erfahren haben, Amerika unterhalte Kontakt zu außerirdischen Intelligenzen. Bereiten Sie Ihre Regierung darauf vor, daß auch sie bald einen solchen Kontakt erhalten wird.“
„Na, und? Was soll das?“
„Nichts als Zeitgewinn. Und eine gewisse Vorbereitung. Sobald man soweit ist, die Wahrheit gefaßter aufzunehmen, werde ich vor die Welt hintreten und ihr die Wahrheit sagen. Man muß mir glauben! Und man wird mir glauben!“
Harrison blieb skeptisch.
„Ihr Wunsch, mein Lieber. Aber ich werde es mir überlegen. Außerdem kann ich es ohne weiteres einrichten, daß Sie zehn Minuten Sendezeit im amerikanischen Fernsehen erhalten. Jetzt schon.“
„Nein, das wäre zu früh – immerhin, Sie scheinen in der Tat Verbindungen zu haben. Ich habe das schon einmal erkennen müssen.“
„Wir könnten den ganzen Kontinent mit entsprechenden Aufklärungsschriften überschwemmen. Wir veröffentlichen ein Ultimatum der Fremden und ihre angebliche Forderung, alle Atomwaffen sofort zu vernichten.“
Fabian lächelte schwach.
„Das könnte Ihnen so passen, Harrison. Wenn hier schon vernichtet wird, dann auf beiden Seiten.“ Er erkannte zu seinem Schrecken, daß er plötzlich genauso sprach wie Professor Weißberger. „Außerdem kostet das alles eine Menge Geld.“
„Ist vorhanden“, sagte Harrison ganz ruhig. „Daran soll es nicht liegen.“ Er räusperte sich. „So, und nun wollen wir mal endlich Schluß machen mit dem Theater.“ Fabian glaubte, sich verhört zu haben. „Was wollen Sie also wirklich von mir? Warum sind Sie zurückgekommen?“
„Aber … Sie glauben mir nicht? Warum haben Sie mir dann die ganze Zeit zugehört? Ich schwöre Ihnen, ich spreche die Wahrheit! Wenn Sie mir
Weitere Kostenlose Bücher