TS 90: Die dritte Chance
auch nicht glauben, wer soll es dann? In acht Wochen …“
„Wenn Sie gelogen haben, leben Sie dann ohnehin nicht mehr, es kann Ihnen also egal sein, wie die Welt untergeht. Sie sprachen von dem Beweis, den Weißberger Ihnen lieferte. Die Formen des angeblichen Raumschiffes. Können Sie mir eine solche Zeichnung machen?“
„Warum?“
„Ich möchte auch einen Beweis haben, Doktor. Ich bin genauso skeptisch wie Weißberger. Sie sind verrückt – könnte man denken. Ich will es genau wissen. Sie fertigen jetzt eine Skizze an, während ich mich mit meiner Zentrale in Verbindung setze. Wenn die Amerikaner ein solches Raumschiff geortet haben, dann die Russen auch. Haben Sie nun verstanden?“ Harrison lächelte wieder.
Fabian spürte Erleichterung. Er nahm Harrison den Zweifel nicht mehr übel.
„Einverstanden. Wann kann die Antwort eintreffen?“
„Morgen haben wir sie – samt der Zeichnung, falls es ein solches Raumschiff gibt. Und dann sehen wir weiter. In dem Augenblick, in dem ich Ihnen glaube, wird etwas geschehen. Verlassen Sie sich darauf.“
Er läutete mit der silbernen Glocke. Betty kam herein, betrachtete Fabian verwundert und sah Harrison fragend an.
„Schick Martin her, Betty.“
Martin war der eine der vier Männer, die Fabian entführt hatten. Harrison sagte etwas auf russisch zu ihm, wartete, bis er den Raum wieder verlassen hatte und wandte sich dann an Fabian:
„Sie sind natürlich mein Gast, bis wir klarsehen. Nein, kein vergittertes Fenster, auch keine Friedhofsdrohung. Wenn Sie wollen, können Sie meine Farm jederzeit verlassen. Schließlich haben Sie mich ja beim erstenmal auch nicht verraten. Warum sollten Sie es heute tun?“
Die Johnsons wußten also anscheinend überhaupt nicht, daß sie einen Doppelgänger besaßen. Harrison hatte vom Besuch der Geheimpolizei nichts erfahren. Zwischen den beiden Farmen bestand keine Verbindung.
Fabian sah Harrison fest an.
„Sagen Sie mir jetzt ehrlich – halten Sie mich für verrückt oder machen Sie wenigstens den Versuch, mir zu glauben?“
„Den Versuch mache ich“, entgegnete Harrison.
*
Am Mittag des folgenden Tages war er sehr bleich, als er Fabian ein Blatt Papier auf den Tisch warf.
„Sehen Sie sich das an, Doktor. Es ist eine Zeichnung, die ich von meiner Regierung erhielt. Man war sehr überrascht, als ich eine solche Skizze anforderte, weil niemand außer höchsten Dienststellen etwas von dem geheimnisvollen Raumschiff weiß. Nun, vergleichen Sie!“
Es war unnötig. Es war die gleiche Skizze, die auch Weißberger angefertigt hatte. Jeder Zweifel war ausgeschlossen. Fabian sagte:
„Nun, Mister Harrison?“
„Sie können mit mir rechnen, aber wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.“
„Also gut, dann haben Sie das Recht, noch mehr zu erfahren.“
Fabian berichtete ihm von den zehn Strahlungsbomben. Harrison wurde noch blasser. Seine Lippen murmelten einen unverständlichen Fluch, dann sagte er:
„Es bleibt uns keine andere Wahl, wir werden es mit Gewalt versuchen müssen. Wenn das die zehn Bomben sind, die unsere Erde vernichten, müssen wir sie vorher unschädlich machen – aber ich bin mir nicht sicher, ob wir nicht ähnliche Bomben in unseren Arsenalen lagern. Ich weiß nichts davon, aber das ist keine Garantie. Fabian, was sollen wir tun? Was sollen wir nur tun?“
Fabian wunderte sich, den sonst so unerschütterlichen Agenten derart verwirrt und hilflos zu sehen.
„Mein Assistent und Nachfolger Dr. Fellinger sagte einmal, es gäbe nur einen Weg, den Atomkrieg zu verhindern, und dieser Weg, meinte er, führe durch die Herzen der Menschen – aller Menschen.“
Harrison hatte den Kopf erhoben, als Fabian den Namen Fellingers erwähnte. Jetzt lächelte er müde.
„So, sagte er das? Von der Seite her kenne ich ihn ja noch gar nicht.“
„Sie kennen Fellinger?“ Fabian war erstaunt und verblüfft.
Harrison nickte.
„Er ist einer unserer besten Leute.“
Fabian verschlug es fast den Atem.
„Einer Ihrer Leute? Mein Gott, wo haben Sie denn nicht Ihre Leute? Fellinger leitet die Atomabteilung von Silver Peak. Er setzt mein Werk fort. Der Atomantrieb ist in wenigen Monaten einsatzbereit!“
„Ich weiß, Fabian, ich weiß. Aber was soll das? Geister können nicht in den Weltraum starten.“
Fabian kniff die Augen zusammen.
„Fellinger! Das wäre eine Möglichkeit. Natürlich …“
„Was ist mit Fellinger? Wenn Sie glauben, ich würde seine Position durch gewagte Experimente
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