TS 90: Die dritte Chance
Himmels ein kleiner, dunkler Punkt schwebte. Wahrscheinlich ein Hubschrauber, der mit dem „Ehepaar“ in Funkverbindung stand.
Es war spät am Abend, als er endlich den Ort Silver Peak erreichte. Viel zu spät, um noch etwas zu unternehmen. Er nahm sich ein Zimmer und begegnete im Speisesaal etwas später wieder seinen Freunden aus Carson City.
Sie mußten ihn für ziemlich dumm halten, oder es war ihnen egal, ob er etwas von seinen Beobachtern merkte oder nicht. Jedenfalls beschloß er, ihnen zu zeigen, daß er von ihrem Vorhandensein wußte. Das erforderte schon sein Ehrgefühl.
„Ach, kennen wir uns nicht?“ sagte er, als er einen freien Tisch suchte und an ihnen vorbeikam. „Wir begegneten uns in dem Motel bei Wendover, nicht wahr? So ein Zufall? Machen Sie auch Ferien?“
Fabian erhielt die seltene Gelegenheit, einen verlegenen Agenten zu sehen. Die Frau hingegen war raffinierter – oder geschulter.
„Ja, natürlich, ich entsinne mich. Bitte, nehmen Sie doch Platz bei uns. Es ist schwer, einen Tisch zu bekommen. Urlaub? Nun, wie man es nimmt. Mein Mann hat Geschäfte hier.“
„Ach?“ machte Fabian und nahm dankend Platz. „Ich hätte gewettet, daß Sie eine geruhsame Erholungsreise unternehmen, weil Sie doch den gleichen Umweg machten wie ich. Wäre ich geschäftlich unterwegs, hätte ich den wesentlich kürzeren Weg über Tonopah gewählt. Aber die nördliche Strecke ist schöner.“
„Wir haben Zeit“, knurrte der „Gatte“ der reizenden „Geschäftsfrau“. Fabian war ein wenig ärgerlich, daß Rogers ihm nicht die besten Leute nachgeschickt hatte. Hielt er ihn für so beschränkt? „Wollen Sie etwa Ihren Urlaub in diesem Kaff verbringen?“
Fabian machte ein geheimnisvolles Gesicht. Er hatte beschlossen, den beiden etwas zu helfen und außerdem zu bewirken, daß Rogers erfuhr, was er hier vorhatte. Das würde von vorneherein jeden eventuellen Verdacht gegen Fellinger entkräften.
„Nun ja, es ist schon eine Art Urlaub. Sie müssen wissen, daß ich früher einmal hier gearbeitet habe, drüben in der Versuchsanstalt. Ich habe dort Freunde, die mir vielleicht helfen können. Den wissenschaftlichen Leiter kenne ich gut. Manchmal kommt man in die Lage, alte Freunde um eine Gefälligkeit bitten zu müssen.“
„Ja, das stimmt“, bestätigte der Mann und nickte. „Verzeihen Sie, daß wir uns noch nicht vorstellten. Ich heiße Kendall, Dick Kendall, Vertreter. Das ist meine Frau Rosy.“
„Fabian, sehr angenehm.“
„Es wird für Sie sicherlich nicht schwer sein, das militärische Gelände zu betreten, weil Sie ja dort beschäftigt waren. Unsereins kommt da natürlich niemals hinein.“
„Sie irren“, erklärte Fabian und sah richtig traurig aus. „Auch ich bilde keine Ausnahme. Ich muß Fellinger wohl bitten, mich hier im Hotel zu besuchen.“
„Ach“, entfuhr es Mr. Kendall, „Sie wollen Ihren Nachfolger sprechen …?“
Fabian lächelte ihm freundlich zu.
„Ja, das möchte ich. Dagegen wird Rogers doch wohl nichts haben, oder …?“ Er nickte den beiden höflich zu und stand auf. „Sie entschuldigen, dort drüben wurde gerade ein Tisch frei. Wünsche noch einen netten Abend – es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen.“
Das Essen schmeckte ihm besser als den beiden Agenten. Das konnte man selbst auf dreißig Meter Entfernung sehen.
Er schlief gut in dieser Nacht, stand früh auf und frühstückte. Dann setzte er sich in seinen Wagen und fuhr bis zur ersten Absperrung.
Rechts und links waren hohe Zäune. Die Straße endete vor einem Schlagbaum. Aus der kleinen Blockhütte kam ein Sergeant der Armee und fragte nach dem Passierschein. Fabian hob bedauernd die Hände.
„Tut mir leid, aber ich besitze keinen Passierschein. Kennen Sie mich nicht? Ich war früher Leiter der Atomabteilung. Sie haben doch Telefon. Können Sie mich mit Dr. Fellinger verbinden?“
Der Sergeant war für eine Sekunde ratlos, dann nickte er.
„Kommen Sie mit.“
Fabian blickte schnell in die Richtung zurück, aus der er gekommen war. Von seinen ständigen Begleitern, den „Kendalls“, war nichts zu sehen. Sollten die Agenten seine frühe Ausfahrt verpaßt haben?
Fellinger war ehrlich überrascht, seinen früheren Chef so unvermittelt als Morgengabe überreicht zu bekommen.
„Sie, Fabian? Was, um alles in der Welt, ist aus Ihnen geworden? Wo stecken Sie denn?“
„Sperrposten eins, mein Lieber. Ich habe keinen Passierschein. Wie wäre es, wenn Sie mit mir in die Stadt führen? Wir
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