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TS 91: Bis in die Unendlichkeit

TS 91: Bis in die Unendlichkeit

Titel: TS 91: Bis in die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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die Eindrücke verarbeiten und – lauschte.
    Doch kein fremder Laut drang an seine wachsamen Ohren, weder das wütende Anspringen von Dieselmotoren, noch das sanfte Brummen starker Akkus. Er begann, etwas ruhiger zu atmen. Er sah, daß Preedy, der Erste Maat, leise an seine Seite getreten war.
    Preedy sagte mit gedämpfter Stimme:
    „Ich glaube nicht, daß sie uns bemerkt haben, Sir. War auch keine Menschenseele weit und breit. Ganz abgesehen davon scheinen sie seeuntüchtig …“
    „Wieso?“
    „Sahen Sie es nicht, Sir? – Der Kommandoturm fehlt. Muß ihnen weggeschossen worden sein.“
    Wardell schwieg, verärgert über die Tatsache, daß er es nicht bemerkt hatte. Die vage Selbstbewunderung, die in ihm aufgeglommen war, über die Art und Weise, wie er das Schiff manipuliert hatte, verblaßte ein wenig.
    Ein anderer Gedanke schoß ihm durch den Kopf, und sein Blick verfinsterte sich, als er mißmutig die Aussicht erwog, eine weitere Unzulänglichkeit in seiner Beobachtung eingestehen zu müssen. Schließlich sagte er widerwillig:
    „Komisch, wie man einfach Sachen annimmt, die gar nicht da sind!“ Er zögerte, dann: „Es fiel mir noch nicht einmal auf, ob ihre Deckkanone beschädigt ist oder nicht.“
    Diesmal war es der Maat, der schwieg. Wardell warf einen kurzen Blick auf das schmale Gesicht des Mannes, erkannte, daß Preedy mit sich selbst im Zwiespalt war, und sagte schnell:
    „Mr. Preedy, rufen Sie die Leute zusammen.“
    Erneut seiner Überlegenheit bewußt, schritt Wardell hinunter aufs Deck. Er begann mit großer Bedächtigkeit, die U-Abwehrkanone neben dem Harpunengeschütz zu inspizieren. Er konnte hören, wie sich die Männer hinter ihm versammelten, wandte aber erst den Kopf, als sie unruhig mit den Füßen scharrten.
    Er musterte sie hierauf, blickte von einem rauhen, zähen, ledrigen Gesicht zum anderen. Fünfzehn Männer waren es und ein Junge, zählte man nicht den Maschinisten und dessen Gehilfen – und ein jeder von ihnen sah drein wie neubelebt. Der mürrische Ausdruck, der in den drei Monaten zur Standardmiene auf dem Schiff geworden war, schien plötzlich wie abgefallen.
    Wardells Gedanken überflogen all die langen Jahre, die nun schon einige dieser Männer an seiner Seite verbracht hatten. Er nickte und begann:
    „Sieht aus, Leute, als hätten wir in der Bucht ein defektes, japanisches U-Boot festgenagelt. Es ist klar, was wir in diesem Fall zu tun haben. Die Navy gab uns ein 7,6-cm-Geschütz und vier MGs, ehe wir absegelten, und …“
    Er brach ab, wandte sich mit gerunzelter Stirn an einen der älteren Männer:
    „Was gibt’s, Kenniston?“
    „Entschuldigen Sie, Sir, das Ding da drinnen ist kein U-Boot. War ’18 dabei, seh’ das auf Anhieb – Kommandoturm weg oder nicht. Aber das Ding hat ja ‘ne Hülle wie aus lauter dunklen Schuppen, sahen Sie das nicht? Wir haben etwas festgenagelt, Sir, aber nicht ein U-Boot.“
     
    *
     
    Von einer Stelle aus hinter der Felsbank, wo er mit seiner kleinen Gruppe lag, betrachtete Wardell das seltsame Schiff. Der lange, überraschend beschwerliche Fußmarsch bis zu diesem vorteilhaften Beobachtungspunkt hatte mehr als eine Stunde in Anspruch genommen. Aber was nun?
    Sein Feldstecher zeigte das „Schiff“ als zigarrenförmigen, schnittigen Metallkörper, der unbewegt in der winzigen Wellenformation lag, die schimmernd die Wasseroberfläche der Bucht überzog. Kein Lebenszeichen zu sehen. Und dennoch …
    Wardell fühlte, wie seine Muskeln sich plötzlich versteiften, als ihm mit aller Schärfe zu Bewußtsein kam, welche Verantwortung auf seinen Schultern lastete – all die Männer, sechs hier bei ihm, zwei der kostbaren MGs mit sich führend, und die anderen auf dem Schoner!
    Die Fremdartigkeit des Schiffes, mit seiner dunklen, schuppenartigen Metallhülle, seiner beträchtlichen Länge, ließ ihn unvermittelt schaudern. Hinter ihm sagte jemand in die Stille dieser kahlen, felsigen Landschaft hinein: „Hätten wir bloß einen Sender! Mein Gott, was könnte ein Bomber da ausrichten! Ich …“
    Für Wardell versank die Stimme des Mannes in Lautlosigkeit; er war sich ihrer kaum noch bewußt. Um so angestrengter dachte er:
    „Zwei Maschinengewehre gegen das. Oder, genau genommen, vier MGs und eine Kanone. Schließlich und endlich muß man die Waffen auf der Albatros mit hinzuzählen, wenn auch der Schoner gefährlich weit entfernt scheint. Aber ich …“
    Seine Gedanken kamen zum Stillstand. Mit einem Ruck sah er, daß sich etwas

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