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TS 91: Bis in die Unendlichkeit

TS 91: Bis in die Unendlichkeit

Titel: TS 91: Bis in die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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der Expedition, mit dem Leben davonzukommen, zerstört.
    Langsam nur schüttelte Jenner seine Betäubung ab. Nun kam ihm ein neuer Gedanke. Er packte einen der Sträucher, die er vorhin aus dem Boden gerissen hatte, und stellte sich mit den Füßen auf die Marmorscheibe, die am unteren Ende des Pflanzenstengels hing. Dann begann er daran zu ziehen, zuerst leicht, dann jedoch mit aller Kraft.
    Nach einiger Anstrengung gelang es ihm schließlich, die Marmorscheibe von dem Pflanzenstiel zu lösen. Es stand jedoch außer Zweifel, daß Strauch und Marmorboden ein Ganzes bildeten. Die Pflanzen wuchsen aus dem Marmor!
    Marmor? Jenner kniete neben dem Loch nieder, aus dem er einen der Büsche gerissen hatte und beugte sich über die Randsektion. Die Bruchstelle des Steines war porös – wahrscheinlich ein Kalkgestein, aber auf keinen Fall echter Marmor. Als er danach griff, um ein Stück davon abzubrechen, änderte der Stein seine Farbe. Erstaunt zog Jenner die Hand zurück. Entlang der Bruchstelle verfärbte sich der Stein zu einem hellglühenden Orangegelb. Eine Weile betrachtete er ihn unentschlossen, dann berührte er die Bruchstelle vorsichtig.
    Es war, als ob er seine Hand in eine konzentrierte Säure getaucht hätte. Ein brennender, stechender Schmerz durchzuckte seinen Arm. Mit einem Aufschrei riß Jenner die Hand zurück.
    Die Schmerzen machten ihn schwindlig. Er wankte, stöhnte und preßte die verletzten Finger an seinen Körper. Als das Brennen endlich nachließ, betrachtete er die Verletzung. Er sah, daß sich die Haut geschält und daß sich bereits Blutblasen gebildet hatten. Wütend blickte Jenner auf die Bruchstelle nieder. Die Kanten verblieben in einem leuchtenden Orangegelb.
    Das Dorf war wachsam und bereit, sich gegen jeden weiteren Angriff zu verteidigen.
    Ermüdet nach diesen Anstrengungen kroch er in den Schatten eines Baumes. Er konnte nur einen Schluß aus den Geschehnissen ziehen, einen Schluß, der jedem gesunden Menschenverstand widersprach: dieses einsame Dorf lebte.
    Während er unter dem Baum lag, versuchte sich Jenner eine große Masse lebender Substanz vorzustellen, die die Gestalt von Gebäuden annahm, sich den Lebensgewohnheiten eines anderen Lebewesens anpaßte und die Rolle eines Dieners im weitesten Sinn des Wortes übernahm.
    Wenn sie einer Rasse dienen konnte, warum nicht auch einer anderen?
    Es würde natürlich Schwierigkeiten geben. Er vermutete, daß es hier verschiedene lebensnotwendige Elemente nicht gab. Der Sauerstoff für das Wasser müßte der Luft entnommen werden, aus dem Sand würde man Tausende von Verbindungen herstellen können.
    Und obgleich es seinen Tod bedeutete, wenn er keine Lösung fand, fiel er in einen tiefen, traumlosen Schlaf, noch während er darüber nachdachte, was für Verbindungen dies sein könnten.
    Als er wieder erwachte, war die Nacht angebrochen.
    Jenner stand schwerfällig auf. Beunruhigt spürte er, wie seine Muskeln schmerzten. Er befeuchtete seine Lippen aus dem Wasserbehälter und schleppte sich zum Eingang des nächsten Gebäudes hinüber. Eine tiefe, fast greifbare Stille herrschte ringsum. Außer dem Kratzen seiner Schuhsohlen auf dem „Marmorboden“ war nichts zu vernehmen.
    Er hielt an, lauschte und beobachtete. Der Wind hatte sich gelegt. Er konnte die Berge nicht erkennen, die das Tal umgaben, aber die Umrisse der Häuser waren schwach sichtbar, schwarze Schatten in einer Schattenwelt.
    Zum erstenmal schien es ihm, daß es besser für ihn wäre, zu sterben. Auch wenn er irgendwie am Leben blieb, welchen Sinn konnte er dem Leben denn abgewinnen?
    Nur zu gut erinnerte er sich, wie schwer es gewesen war das Interesse der Erdbevölkerung für die Marsexpedition zu wecken, und die ungeheuren finanziellen Mittel, die sie verschlang, aufzubringen. Er erinnerte sich der riesigen Probleme, die beim Bau des Schiffes gelöst werden mußten. Einige der Männer, die sie gelöst hatten, lagen jetzt irgendwo im roten Sand des Mars begraben.
    Zwanzig Jahre würden bestimmt vergehen, ehe man ein zweites Raumschiff ausschickte, um den einzigen Planeten des Sonnensystems zu erreichen, der neben der Erde selbst imstande war, Leben zu erhalten.
    Hier würde er allein existieren müssen, alle diese zahllosen Tage und Nächte, diese endlosen Jahre lang. Dies war das einzige, was er erhoffen durfte, vorausgesetzt, daß er überhaupt am Leben blieb. Während er sich in einem der Räume zu einem Podium hinauftastete, überdachte Jenner ein anderes Problem:

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