TS 92: Apollo auf Mondkurs
kompliziert und auf keinen Fall leicht durchzuführen.“
„Wenn also etwas nicht klappt …?“
„Dann besteht wirklich Gefahr.“
„Wir wünschen unseren Astronauten deshalb viel Erfolg bei ihrer schwierigen Aufgabe“, schloß Lorry und verabschiedete sich vor der Kamera von Mr. Herndon.
Aufstieg.
T minus zwanzig Minuten bis zum Start.
Faulk lehnte sich in seinen Sitz zurück und ging dabei noch einmal die Vorbereitungen durch, die vor dem Start getroffen werden mußten. Er fühlte eine seltsame Müdigkeit. Seine Hände verrichteten ihre Arbeit mechanisch, als gehörten sie nicht mehr zu seinem Körper. Und das war gefährlich! Kovac und Mallon mußten sich in einer ähnlichen körperlichen Verfassung befinden – drei erschöpfte Männer …
„Helm schließen, Anzug unter Druck setzen“, las Kovac von seiner Prüfliste ab.
Faulk folgte geistesabwesend, schloß den Helm und spürte, wie der Schutzanzug steif wurde. Dann konzentrierte er sich auf die Aufgabe, die jetzt vor ihnen lag. Er regulierte die Heizung seines Anzugs. Der kritische Zeitpunkt rückte rasch näher, in dem es keine Rolle mehr spielte, ob sie viel oder wenig von der Mondoberfläche gesehen hatten, sondern nur noch, ob sie den Mond wieder lebend verlassen konnten.
„Kabinendruck?“ fragte er.
„Nullkommadrei atü“, antwortete Kovac und beugte sich über die Instrumente.
„Wir müssen uns an die Dunkelheit gewöhnen“, sagte Faulk.
„Verstanden.“
Kovac betätigte einen Hauptschalter. Die normale Innenbeleuchtung der Kabine wurde durch dunkelrote Lampen ersetzt. Faulk zwinkerte mit den Augen, um besser sehen zu können.
Die beiden Männer hatten die letzten Stunden damit verbracht, sämtliche Geräte an Bord des Mondkäfers eingehend auf Funktionsfähigkeit und Leistung zu testen. Kovac war dafür verantwortlich. Faulk beobachtete ihn – die wachsame Stimme und die raschen Antworten – und war wieder einmal froh darüber, daß er Kovac ausgewählt hatte. Kovac mußte ebenfalls hundemüde sein, aber er ließ sich nichts anmerken, sondern arbeitete verbissen und unermüdlich weiter.
Während er den Austausch von Meldungen zwischen Kovac und Burke verfolgte, ging Faulk noch einmal seine Rolle als Pilot durch. Im Grunde genommen war er nur ein Automat in menschlicher Form – bis auf eine Ausnahme! Maschinen waren genauer, zuverlässiger und vor allem schneller, aber sie hatten keine Urteilsfähigkeit – sie reagierten nicht auf unvorhergesehene Zwischenfälle. Aber im Weltraum waren immer sekundenschnelle Entschlüsse erforderlich, denn das Unerwartete lag ständig auf der Lauer …
Faulk überlegte sich alle möglichen Krisensituationen und bereitete sich bereits jetzt auf sie vor. Das Landegestell des Mondkäfers sollte eine Startrampe bilden und auf dem Mond zurückbleiben. Aber wenn es sich nicht löste? Wenn die Aufstiegstriebwerke beschädigt worden waren? Wenn …
„Apollo in sechzig Sekunden über dem Horizont“, kündigte Burke plötzlich an.
Faulk war überrascht, daß die zwanzig Minuten so rasch vergangen waren. Kovac hob die rechte Hand und hielt sie über dem Startknopf der Stoppuhr, die jetzt noch auf Null stand. Burke zählte laut: „… sechsundfünfzig, siebenundfünfzig, achtundfünfzig, neunundfünfzig … sechzig!“
„Uhr läuft!“ Kovac drückte in demselben Augenblick auf den Knopf, als Mallons Stimme aus den Kopfhörern klang.
„Apollo über Mondhorizont.“
„Verstanden, Uhr läuft.“
„Seid ihr startbereit?“
„Fertig“, antwortete Kovac kurz.
Faulk folgte diesem Austausch von Meldungen, einer Routine, die er bereits auswendig konnte. Er hatte sie schon oft durchexerziert – in Unterrichtsräumen, in Link-Trainern, sogar in seinen Träumen. Aber diesmal ging es um Leben oder Tod, deshalb hörte er aufmerksam zu. Es durfte keinen Irrtum geben.
Sehwinkel beträgt …
Entfernung …
Steigzeit voraussichtlich …
Uhrenvergleich …
Faulk warf einen Blick nach draußen und betrachtete nachdenklich die Fernsehkamera, die sie dort aufgebaut hatten, damit der Start des Mondkäfers auf die Erde übertragen werden konnte. Neben ihr erhob sich eine Antenne, und diese beiden Produkte einer fortgeschrittenen Zivilisation standen in einem starken Kontrast zu den sie umgebenden Felsen.
„Nach meiner Uhr ist es jetzt T plus fünf Minuten vor dem Start“, sagte Mallon.
„Verstanden.“ Kovac sah auf seine Instrumente und las die Schrägentfernung ab. „Laut Stoppuhr und
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