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TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde

Titel: TS 94: Sehnsucht nach der grünen Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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oft benutzt, und schon fangen die Leute an, sich zu wundern!
    Unter den zahlreichen Verletzungen, die er bei seinem Unfall davongetragen hatte, war auch ein Kinnladenbruch gewesen; dieser Tatsache verdankte er wahrscheinlich, daß er jetzt frei herumlief und nicht in einer Irrenanstalt saß. Jene gebrochene Kinnlade hatte ihn drei Wochen lang am Reden gehindert; sie war in Gips gewesen, als er das Bewußtsein wiedererlangt hatte – achtundvierzig Stunden, nachdem sein Wagen in einen Transporter gekracht war, fünfzehn Kilometer außerhalb der Stadt.
    Und trotz des Schmerzes und der Verwirrung, die ihn erfüllt hatten, war es ihm in dieser Zeitspanne möglich gewesen, seine Lage zu überdenken. Er hatte die Mauer erfunden – die Amnesie, die bequeme, die um so vieles glaubhafter war als die Wahrheit, wie er sie kannte.
    Aber war die Wahrheit jene, die er kannte?
    Aus seinen Zweifeln heraus war der unsichtbare Teufel entsprungen, der ihn jetzt schon drei Jahre lang geritten hatte – seit jenem ersten Augenblick, als er erwachte inmitten blendender Weiße, in einem weißen Raum, und ein Fremder an seinem Bett saß, ein Fremder von fremdartiger Kleidung – an einem Bett, wie er seinesgleichen noch in keinem Feldlazarett gesehen hatte: ein Bett mit Rahmenbau darüber.
    Und als er vom Antlitz des Fremden hinab auf seinen eigenen Körper geblickt hatte, war ihm noch etwas aufgefallen: sein linkes Bein, und auch seine beiden Arme, steckten in Verbandszeug, und die Gipshülle des Beines war angehoben von einem Seil, das über eine Rolle lief.
    Er hatte den Mund zu öffnen versucht, hatte fragen wollen, wo er sich befinde, was ihm passiert sei – und da hatte er den Verband über seiner Kinnlade entdeckt.
    Er hatte den Fremden angestarrt, in der Hoffnung, dieser würde so schlau sein, von selbst die Antworten zu präsentieren, und der Fremde hatte zurückgegrinst und gesagt: „Hallo, George. Wieder bei uns, eh? Keine Bange, es wird schon alles gut.“
    Die Sprache hörte sich seltsam an – dann erkannte er sie: Englisch. Befand er sich in den Händen der Engländer? Und mehr noch: es war eine Sprache, die er kaum kannte, aber trotzdem verstand er den Fremden ausgezeichnet. Und warum nannte ihn dieser George?
    Etwas von dem Argwohn, von der tiefen Bestürzung mußte sich in seinen Augen abgezeichnet haben, denn der Fremde rückte näher, an die Liegestatt. Er sagte:
    „Du bist vielleicht noch ein bißchen durcheinander, George. War auch ein ganz schöner Zusammenstoß, den du da gebaut hast. Dein kleines Coupé, und mitten in einen Fernlaster! Zwei Tage sind seither vergangen; jetzt bist du zum erstenmal wieder bei Bewußtsein. Es ist alles okay, aber du wirst noch eine Weile im Spital bleiben, bis deine Knochen wieder zusammengewachsen sind. Sonst fehlt dir nichts Ernstliches.“
    Und dann waren die Wellen der Pein gekommen, und er hatte die Augen schließen müssen.
    Er hatte gehört, wie eine andere Stimme sagte: „Wir geben Ihnen jetzt eine Spritze, Mr. Vine“ –, aber er hatte sich nicht getraut, wieder die Augen zu öffnen. Man konnte leichter gegen den Schmerz ankämpfen, wenn man nichts sah.
    Eine Nadel war in seinen Oberarm gedrungen, und bald hatte ihn das Nichts umhüllt.
    Als er das nächstemal aufgewacht war – zwölf Stunden später, wie er dann erfuhr –, hatte er sich im selben Raum befunden, im selben Bett: aber nun stand eine Frau am Ende der Liegestatt, eine Frau in einem seltsamen, weißen Gewand, und studierte ein Blatt Papier, das an einem Brett befestigt war.
    Sie lächelte, als sie sah, daß er die Augen geöffnet hatte. Sie sagte:
    „Guten Morgen, Mr. Vine. Ich hoffe, Sie fühlen sich besser. Ich gebe Dr. Holt Bescheid, daß Sie wach sind.“
    Sie ging und kehrte mit einem Mann zurück, der ebenfalls fremdartig gekleidet war – so ungefähr wie jener, der ihn George genannt hatte.
    Der Arzt sah ihn an und schmunzelte. „Endlich mal ein Patient, der nicht widersprechen kann.“ Dann wurde seine Miene ernst. „Haben Sie Schmerzen? Blinzeln Sie einmal, wenn nicht; zweimal, wenn ja.“
    Die Schmerzen waren diesmal wirklich nicht so arg, und er blinzelte einmal. Der Arzt nickte befriedigt. „Dieser Vetter von Ihnen“, sagte er, „hat sich laufend nach Ihnen erkundigt. Er wird sich freuen, wenn er hört, daß es Ihnen besser geht. Schätze, es läßt sich machen, daß Sie ihn heute abend sehen.“
    Die Krankenschwester ordnete sein Bettzeug, dann gingen sie beide – gottlob! – und

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