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TS 95: Der Weltraum-Krieg

TS 95: Der Weltraum-Krieg

Titel: TS 95: Der Weltraum-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Ewers
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verschmortem Plastik, nach den giftigen Dämpfen verbrannter Polyzellen-Batterien, nach Blut und Schweiß und dem erbrochenen Mageninhalt.
    Das aber waren Dinge, die den Mann nicht interessieren durften, wollte er sich nicht aufgeben. Er dachte nicht mehr daran, daß er sich bereits schon aufgegeben hatte. Das war gewesen, bevor er dazu gekommen war, die Intensität des verhängnisvollen Schusses zu analysieren.
    Jetzt wollte er nicht mehr aufgeben. Er hatte eine Aufgabe. Die Erde und die anderen Welten des Bundes ‘mußten erfahren, daß die Feinde der Menschheit, die Hamlets, plötzlich über Impulsgeschütze verfügten, die die besten terranischen Waffen in den Schatten stellten – und daß es Hamlets gelungen war, unbemerkt die Front der solaren Flotteneinheiten zu durchbrechen.
    Er wußte noch nicht, daß er bei fast allen Menschen nur auf Unglauben stoßen würde.
    Die Finger des Mannes glitten wie spielerisch über die Tastatur der Triebwerksschaltungen, während eine Hand den Steuerknüppel bewegte. Verbissen starrte er auf die Kontrollampen. Sie glotzten aus schwarzen Augen zurück, als wollten sie ihm sagen: Gib auf, du hilfloses Menschlein! Bald werden deine Augen ebenso sein, schwarz und tot!
    Nur einmal flackerte eine Lampe kurz auf. Aber im selben Augenblick füllte sich die Kanzel mit grellem Licht, knallend barsten die Wände des Raumschiffes, und der auf den Rücken geklappte Helm schlug dumpf auf den Magnetring des Halsteiles.
    Jetzt war alles vorbei!
    Der Mann wagte sich erst nach einer Weile umzuschauen. Er blickte in einen sternenübersäten Abgrund, und dabei hätte dort die gepanzerte Rückwand der Kabine sein müssen.
    Er wußte, was geschehen war. Seine Suche nach einer intakten Triebwerksschaltung hatte ein einziges Mal Erfolg gehabt. Aber das entsprechende Triebwerk war nicht mehr der gehorsame Diener des Schaltimpulses gewesen, sondern hatte sich gegen die Herrschaft des Menschen empört. Die Explosion hatte das Schiff zerrissen.
    Eine einzige Reaktion war positiv gewesen. Die Rückstoßwirkung der Explosion hatte die Flugbahn des Wracks stabilisiert. Nun fiel es nicht mehr in den Wahnsinnstanz der Feuerräder hinein, sondern in einen nachgiebigen, samtenen Vorhang, übersät mit der kaltglitzernden Pracht von Myriaden Diamanten.
    Seltsamerweise glättete dieser Anblick die Wogen der bangen und triebhaften Gefühle, zwischen denen der Mann bis jetzt hin– und hergerissen ward.
    Eine beinahe glückhafte Ergebung in das Unvermeidliche überkam ihn. War es nicht immer schon sein Traum gewesen, einmal in der letzten Stunde ganz allein mit dem Universum zu sein und aufgenommen zu werden in die Versammlung der jungen und alten, toten und lebendigen Gestirne, die wie Treibsand zwischen den Ewigkeiten wanderten …?
    Das jähe Schrillen des Helmsenders empfand er als bösartiges Eingreifen Unbefugter in ein Sterben, das nur ihm allein gehörte.
    Schon wollte er die Hand ausstrecken, um den Empfänger auszuschalten, als sich im hintersten Winkel seines Bewußtseins die Stimme des Gewissens meldete und ihn an die Aufgabe erinnerte, die zu erfüllen er seiner Rasse schuldig war.
    Er aktivierte den Sender, gab mit brüchiger Stimme die Tagesparole der Solaren Flotte und die Kennbezeichnung seines Kurierschiffes durch – und wartete.
    Nach einer halben Ewigkeit drang eine Stimme wie durch Watte zu ihm durch.
    „… Patrouillenkreuzer EPIKUR an havariertes Schiff SK-5! Wir können Sie in den Traktorstrahl nehmen. Wie arbeiten Ihre Andruckabsorber? Wie ist der Name des Piloten?“
    Unsinn! dachte der Mann. Wie können meine Andruckabsorber noch arbeiten, wenn das Schiff halbiert ist! Er sagte es durch.
    „Danke!“ kam die gleiche ferne Stimme zurück. „Beantworten Sie mir bitte meine zweite Frage!“
    „Welche Frage?“
    „Wie ist der Name des Piloten?“
    Dem Mann im Wrack schien es, als fiele er in einen bodenlosen Abgrund. Alles um ihn herum verschwamm zu unwirklichen, nebulösen Gebilden, aus denen heraus unablässig und immer lauter, fordernder die gleiche Frage erschallte.
    Wie ist der Name des Piloten?
    Wie ist der Name des Piloten? Wie ist der Name …?
    Und seltsam! Er fand keine Antwort darauf.
    Der Mann im Wrack hatte seinen Namen vergessen!
     
    *
     
    Er fand sich in einer völlig veränderten Umgebung wieder.
    Die zerrissenen, ausgeglühten und gezackten Ränder des Loches hinter ihm waren ebenso verschwunden, wie der Sternenhintergrund. Verschwunden war das Armaturenbrett des

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