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TS 96: Menschen auf fremden Sternen

TS 96: Menschen auf fremden Sternen

Titel: TS 96: Menschen auf fremden Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chad Oliver
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Grund, die andere zu fürchten. Die Bewohner von Kapella IV hatten keine Atombomben, die Erdbewohner keine allzu schnellen Raumschiffe. Die Erde konnte von Schiffen angegriffen werden, denen nichts entgegenzusetzen war. Die Angreifer konnten plötzlich auftauchen und ebenso schnell wieder verschwinden.
    Beide Seiten fürchteten sich voreinander und sahen sich nicht imstande, die andere Partei richtig einzuschätzen.
    Nun sollte ein erster Versuch gemacht werden.
     
    *
     
    Reda Dani starrte gedankenverloren auf die Pfeife, die wieder einmal ausgegangen war. Wieder kippte er den Tabak in die kleine Brennkammer und legte die Pfeife auf den Schreibtisch. Der Bildschirm mit dem immer größer werdenden irdischen Sonnensystem zog seinen Blick magisch an. Er konnte die Erde gut erkennen, einen winzigen Punkt inmitten der ungeheuren Leere.
    Er schloß die Augen, weil er diesen Anblick nicht lange ertragen konnte.
    Wen würde die Erde schicken?
    Zweiundvierzig Lichtjahre trennten die beiden Welten voneinander. Sie hatten sich endlich entschlossen, direkte Verhandlungen aufzunehmen. Beide Gruppen wollten einen unbewaffneten Repräsentanten entsenden.
    Das Gespräch mußte zwangsläufig im irdischen Sonnensystem stattfinden, denn die Erdbewohner konnten ihren Vertreter nicht auf die weite Reise schicken. Das Treffen sollte in einem kleinen Raum auf dem Mars stattfinden. Jede Partei hatte eine Hälfte des Raumes gebaut und aufgestellt. Diese Vorbereitungen hatten zehn Jahre beansprucht.
    Die Tatsache, daß sich zwei Männer in einer kleinen luftdicht abgeschlossenen Kammer treffen sollten, um über das Geschick ganzer Völker zu entscheiden, war phantastisch.
    Wenn einer dieser beiden Männer einen Fehler machte …
    Kleinigkeiten konnten entscheidend sein. Der Name John Smith war auf der Erde keineswegs ungewöhnlich, aber in den Ohren eines Mannes von Kapella IV klang er absurd. Auf Kapella bekamen erst die Erwachsenen Namen, die gleichzeitig ihren Stand bezeichneten. Aber die Namen Reda Dani und Hago Vere mußten auch die Lachmuskeln der Erdbewohner reizen.
    Selbst bei gutem Willen auf beiden Seiten konnten Kleinigkeiten alles gefährden.
    Reda Dani blickte wieder auf den Bildschirm mit den vielen Sternen und dem tiefschwarzen Hintergrund. Beide Seiten hatten dieses Problem zu lösen. Auch auf der anderen Seite gab es jetzt einen Mann, der beobachtend vor einem Bildschirm saß und sich alles noch einmal durch den Kopf gehen ließ.
    Was war das für ein Mann?
    Nur die Zukunft konnte diese Frage beantworten.
     
    *
     
    Nach der exakten Formulierung des Problems muß eine Hypothese aufgestellt werden. Der dritte Schritt ist dann das Experiment, das die Richtigkeit der Hypothese beweisen soll.
     
    *
     
    Svend Graves schritt langsam durch den sandigen Canon und lauschte auf das Geräusch in seiner Atemmaske. Er atmete gleichmäßig und langsam. Er lächelte zufrieden, denn er hatte sich vorher Sorgen gemacht. Jetzt empfand er jedoch keine Furcht.
    Er war bereit.
    Der Wind fegte den trockenen Sand durch enge Schluchten und ausgetrocknete Rillen. Der Himmel war grau und dunstig, die Atmosphäre kalt und unfreundlich. Die Kälte drang sogar durch den Schutzanzug, so daß der einsame Wanderer ab und zu zusammenfuhr.
    Svend Graves war auf dem Mars, auf einem Planeten ohne eigenes Leben, auf einer sterilen, trockenen Kugel, die die Vorstellung der Menschen auf der Erde zu phantastischen Visionen verführte.
    Svend Graves dachte in diesem Augenblick stolz an die Menschen auf dem viele Millionen Kilometer entfernten Globus.
    Mars, das war für die Bewohner der Erde der Gott des Krieges und des Unheils. Vielleicht war es ungeschickt, den Boten aus der fernen Welt ausgerechnet auf dem Mars zu empfangen. Svend stellte sich seinen Gesprächspartner vor. Wie sah er aus, wie dachte und fühlte er? Der Mars war seit langem in der Reichweite der Menschen, doch er interessierte sie nicht sehr. Erst jetzt war er wieder Mittelpunkt des Interesses, denn er sollte nun als neutraler Treffpunkt der beiden Repräsentanten zweier Welten dienen.
    Weit vor sich sah Svend eine kleine Kuppel aus der Ebene ragen. Das war der Treffpunkt, gerade groß genug für zwei Männer.
    Er sah eine Gestalt aus entgegengesetzter Richtung kommen. Auch der andere Mann mußte sich durch den Sandsturm kämpfen.
     
    *
     
    Wenig später standen sie sich in dem kleinen Kuppelbau gegenüber und starrten sich an.
    Sie hätten sich berühren können, doch sie taten es

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