TS 96: Menschen auf fremden Sternen
ein dreidimensionales Bild eines kahlen Zimmers mit einem Tisch und zwei Stühlen.
Reda Dani betätigte einige Schalter und veränderte das Bild. Alle Männer hatten den Eindruck, selbst durch die Tür in den Raum zu treten. Alle Männer murmelten beifällig.
Dani schaltete wieder um, so daß die Männer den Mann erkannten, mit dessen Augen sie eben noch gesehen hatten. Sie erkannten einen Mann in einem Raumanzug. Ein lächelndes Gesicht blickte sie durch die Helmscheibe an.
„Mein Name ist Hada Nire“, sagte der Mann mit sympathisch klingender Stimme. „Kann ich etwas für Sie tun?“
Wieder wurde ein beifälliges Gemurmel hörbar.
Reda Dani entspannte sich etwas. Der Roboter war eine gelungene Konstruktion, daran bestand kein Zweifel.
*
Das Gefühl der Beruhigung war aber nicht von Dauer. Nach der Landung auf der vorher von beiden Seiten genau festgelegten Stelle machte sich Reda erneut Sorgen. Wieder wurde ein Versuch gemacht. Er sah Hada Nire durch die öde Landschaft gehen. Der Roboter lief wie ein Mensch. Jeder Unbefangene mußte ihn zweifellos für einen solchen halten. Aber er war kein Mensch, sondern eine Anhäufung komplizierter und höchstempfindlicher Geräte.
Wenn sie es nun herausfinden? fragte sich Reda Dani. Wenn ich nun einen Fehler gemacht habe? Wenn mein Plan nicht klappt, werden wir uns nie wieder trauen. Meine Furcht kann übertrieben sein und alles verderben.
Die Verantwortung lastete schwer auf Dani.
Er sah sich in der Lage eines Mannes, der ein Haus sucht. Hat er nun ein passendes Haus gefunden, so ist es ihm zu teuer, und alle anderen gefallen ihm nicht. Der einzige Ausweg ist somit der Bau eines Hauses nach eigenen Wünschen.
Er hatte einen Roboter gebaut. Hada Nire war eigentlich kein Roboter, sondern ein willenloser Befehlsempfänger, die Synthese von fünfzig Gehirnen, die ihn aus der Ferne steuerten. Fünfzig Experten saßen in weiter Ferne, bereit, jeden Augenblick einzugreifen. Diese Männer konnten alles sehen und hören, denn sie sahen mit Hadas Augen, hörten mit seinen Ohren. Hada Nire war demzufolge ein Supermann, denn er konnte jede Frage beantworten, jedes Problem von allen Seiten beleuchten.
Reda beobachtete ihn nun. Er sah ihn durch die Wüste marschieren, sich gegen den Sandsturm stemmen. Dann tauchte die einsam in der sterilen Ebene stehende Kammer auf. Weit hinter der Kammer tauchte eine zweite Gestalt auf.
Der Mann von der Erde!
Wen hatten die anderen ausgewählt?
*
Der letzte Schritt der wissenschaftlichen Methode ist die Lösung. Von dieser Lösung können dann sehr oft gültige Prinzipien abgeleitet werden.
*
Ralph Hawley lief unruhig im Auswertungsraum auf und ab. Er blickte immer wieder auf seine Uhr und zerdrückte eine Zigarette nach der anderen. Die anderen saßen ebenso nervös herum und beobachteten ihn.
„Was macht er bloß?“ knurrte Hawley. „Wo, zum Teufel, kann er stecken?“
Lee Gomez, Philosoph und von Natur aus geduldig, sagte gelassen: „Beruhigen Sie sich, Ralph. Er kann noch gar nicht hier sein. Er hat seine Aufgabe ganz gewiß glänzend gelöst. Er sollte heute nur den Kontakt mit den anderen aufnehmen und noch keine Verhandlungen führen. Das kann nicht allzuschwer gewesen sein.“
Hawley hakte seine Daumen unter die Hosenträger und brummte ein paar Unverständliche Worte. Gomez war ihm zu weich und zu ruhig. Oft genug ärgerte er sich über die fast gleichgültige Ruhe des anderen. Aber in diesem Fall hatte Gomez durchaus recht.
„Wir leiden alle an einer bestimmten Krankheit“, sagte Dr. Weinstein. „Unsere Nebennieren pumpen Adrenalin ins Blut, und eben dieses Adrenalin regt alles andere an. Ich schlage vor, wir genehmigen uns einen Drink.“
Ralph Hawley fuhr sich mit der Hand durch sein volles, schon ergrauendes Haar. „Noch nicht, Doc. Wir können alle einen Drink vertragen, aber wir müssen auf Draht bleiben.“
Er nahm seine Wanderung wieder auf und gab dadurch seine Unruhe zu erkennen. Normalerweise war er die Ruhe selber und nur durch ungewöhnliche Ereignisse aus der Fassung zu bringen. Groß und hager, wirkte er wie ein eingesperrtes Rennpferd. Er kleidete sich betont salopp und sprach oft nur in Stichworten. Von Beruf war er Sozialpsychologe mit spezieller Neigung zu den Problemen der Massenkommunikation. Seine Wahl zum Leiter des Projekts hatte ihn sehr überrascht.
„Ich möchte trotzdem wissen, wo er steckt“, brummte er und zündete sich eine neue Zigarette an.
Ein
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