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TS 96: Menschen auf fremden Sternen

TS 96: Menschen auf fremden Sternen

Titel: TS 96: Menschen auf fremden Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chad Oliver
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nicht.
    Der Raum war klein und nur für die Erfordernisse des Augenblicks eingerichtet. Die glatten Wände sahen trostlos aus, der Boden war hart, die Decke grau. Eine einzelne Lampe hing von der Decke und verbreitete gleißendes Licht. Die Atmosphäre war nicht gerade gemütlich. In einer Ecke brummte eine Maschine. Die Luft mußte ständig erneuert und auf eine erträgliche Temperatur angeheizt werden. Diese Maschine war das einzige Gerät im Umkreis von zehn Kilometern.
    Svend Graves lächelte. Er tat es von sich aus, aber es war ihm außerdem aufgetragen worden. Seine Aufgabe war nicht einfach, denn er sollte einen guten Eindruck auf den anderen machen, die Geheimnisse der Erde wahren und möglichst viel aus dem anderen herausbringen.
    Svend betrachtete den Mann sehr eingehend. Er tat sich keinen Zwang an, denn das Interesse des anderen war nicht geringer. Er konnte aber nicht viel sehen, nur einen Druckanzug, der seinem eigenen sehr ähnlich sah. Hinter der Helmscheibe sah er ein freundlich lächelndes Gesicht.
    Beide Männer wurden verlegen und grinsten. Svend setzte schließlich seine Atemmaske ab und prüfte die Luft. Sie war gut und frisch. Er atmete auf. Bis zu diesem Augenblick hatte der andere noch keinen Trick versucht. Er lächelte, dachte aber nicht daran, den Helm abzunehmen.
    „Haben Sie etwas dagegen, wenn ich rauche?“ fragte Svend höflich und hatte dabei den Eindruck, daß seine Stimme überlaut klang.
    „Absolut nicht.“
    Die Stimme des anderen klang klar und laut aus dem Helm.
    Graves zündete sich die Zigarette an und blies Rauchringe in die Luft. Vorsichtshalber hielt er einen Sicherheitsabstand und blieb sehr wachsam.
    „Ich heiße Svend Graves“, stellte er sich vor.
    „Mein Name ist Hada Nire.“
    Keiner der beiden lachte, obwohl beide den Namen des anderen komisch fanden. Svend überlegte fieberhaft. Er hatte sich gründlich auf diese Aufgabe vorbereitet und legte sich jetzt einen passenden Plan zurecht. Der Gesprächspartner ging offenbar auf Fragen ein. Svend fühlte sich durchaus in der Lage, das Gespräch nach seinen Wünschen zu lenken.
    Er setzte sich aber erst auf einen Stuhl. Der andere Mann folgte seinem Beispiel, machte aber noch immer keine Anstalten, den Schutzanzug zu öffnen und den Helm abzunehmen.
    „Nun, Mr. Nire?“
    Svend Graves hielt es für selbstverständlich, daß der andere seine Sprache beherrschte.
    „Die Umstände unseres ersten Zusammentreffens sind leider etwas hemmend“, sagte Nire und hob wie zur Entschuldigung beide Arme.
    Vorsicht! sagte sich Graves. Ich muß auf der Hut sein. Sie werden nicht gerade den Dümmsten geschickt haben.
    „Auch ich bedaure die äußeren Umstände“, entgegnete er lächelnd. „Das wird sich hoffentlich bald ändern.“
    „Das hoffe ich auch.“
    Das Gespräch wirkte schleppend. Beide Männer verhielten sich vorsichtig und gingen nicht über das rhetorische Geplänkel hinaus. Beide wirkten verlegen und lächelten etwas zu krampfhaft.
    Es kam immer wieder zu langen Pausen, in denen sie sich argwöhnisch betrachteten. Die Situation war auch etwas merkwürdig. Sie saßen sich in einem fast leeren Raum gegenüber und hatten nur einen kahlen Tisch zwischen sich. Der Zeitpunkt ihrer Rückkehr war vorher festgesetzt worden. Beide sahen die Zeiger über die Zifferblätter der Uhren rasen, fanden aber nicht die richtigen Worte.
    Sie wechselten noch einige nichtssagende Floskeln und standen schließlich auf. Sie spürten die Spannung und konnten nichts dagegen tun. Es war nicht gerade Furcht, aber doch unüberwindlich scheinendes Mißtrauen.
    Svend gab sich einen Ruck und sagte: „Ich glaube, wir spüren genau das gleiche. Ich hoffe, dieses Treffen war nur der Anfang und nicht schon das Ende.“
    „Das hoffe ich auch.“ Hada Nire suchte nach Worten. „Wir müssen uns um gegenseitiges Verständnis bemühen.“
    An der Tür blieben sie noch einmal stehen, denn Svend mußte seine Atemmaske aufsetzen. Sie reichten sich vorsichtig die Hände, und verabschiedeten sich nach Sitte der Erdbewohner. Dann trennten sie sich und gingen in verschiedenen Richtungen davon.
    Svend drehte sich mehrmals um und beobachtete den anderen. Er dachte noch einmal über alles nach, denn jede Kleinigkeit konnte sich als sehr wichtig erweisen.
    Dann verschwand auch er in einer tiefen Rinne und eilte zum Treffpunkt zurück.
     
    *
     
    Vor dem Experiment kommt die Hypothese. Kehren wir noch einmal zu diesem Stadium der Entwicklung

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