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TS 96: Menschen auf fremden Sternen

TS 96: Menschen auf fremden Sternen

Titel: TS 96: Menschen auf fremden Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chad Oliver
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und Bob Chavez fuhr nach oben.
    Martin sah lächelnd nach oben, wo sich die schlanke Spitze des Raumschiffes schon jetzt in die Luft zu bohren schien. Nur einer kehrt zurück, dachte er, einer von vierundfünfzig. Alberto Chavez würde stolz sein, wenn er seinen Sohn sehen könnte.
    Nach einer Weile drehte er sich um und ging entschlossen davon.
    Er fühlte sich einsamer denn je zuvor, aber er hatte eine starkeHoffnung.
     
    *
     
    Eine Woche später war er wieder im All. Das große Raumschiff wurde geschickt an die um den Planeten Carinae IV kreisende Juarez manövriert. Shek und Martin zogen leichte und bewegliche Raumanzüge an, mit denen sie ungefährdet zur Juarez schwebten.
    Ashley führte Shek durch das Totenschiff. Es war ein schreckliches Erlebnis für ihn, denn alle Gegenstände erinnerten ihn an die toten Kameraden. Die Funkanlage schickte noch immer den Hilferuf ins Universum. Ashley schaltete das Gerät ab, denn er benötigte keine Hilfe mehr. Ernie war nicht mehr am Leben, und Bob befand sich auf der Heimreise.
    Die Stille wirkte deprimierend. Ashley strebte schnell der Luftschleuse zu. Shek verstand ihn und sagte nichts. Das Schiff interessierte ihn nicht besonders. Ashley schaltete alle Lichter aus und schwebte mit Shek zum anderen Raumschiff zurück.
    Wenig später machte der Kommandant auf die bevorstehende Landung aufmerksam.
    Shek stand neben Martin und blickte hinunter. „Ich beneide Sie, Martin. Trotzdem kann ich mich nicht dazu entschließen. Aber ich werde ab und zu einen Abstecher zu euch machen.“
    „Ich werde warten.“
    Das gewaltige Schiff landete neben der kleinen Kapsel, die noch immer wie ein fremdartiges Monument in der Graslandschaft stand. Martin stieg allein aus und entfernte sich schnell. Das Raumschiff startete wieder und stieg in den dunklen Himmel empor.
     
    *
     
    Martin Ashley zitterte am ganzen Leibe. Er hatte einen Entschluß gefaßt, den er nicht mehr rückgängig machen konnte. Sein Leben lang hatte er den Frieden gesucht,– den äußeren Frieden wie den der Seele. Carol hatte ihn eine Ahnung des wirklichen Glücks empfinden lassen, aber sie war für immer verloren. Er machte sich keine Illusionen über die Zukunft. Er mußte sich umstellen, mußte die Geheimnisse des wirklichen Lebens ergründen.
    Er fühlte, daß sie irgendwo standen und ihn beobachteten.
    Dann sah er sie. Sie kamen langsam heran und begrüßten ihn lächelnd. Er erkannte Rondol, Catan und Lirad. Das Mädchen ergriff seine Hand.
    „Willkommen, mein Sohn“, sagte Catan. „Wir haben dich erwartet.“
    Ashley nickte. „Ich glaube, ich weiß jetzt alles. Ihr habt Bob zur Erde zurückgeschickt und ihm einen Auftrag mitgegeben.“
    Rondol nickte. „Es war notwendig. Ihr seid sehr aggressiv. Eines Tages werden eure Schiffe in diese Gegend kommen und uns finden. Wir haben den Samen der Erkenntnis in Bobs Hirn gepflanzt. Er wird unsere Ideen verbreiten. Die Bewohner der Erde werden, wenn sie uns schließlich erreichen, nicht mehr so feindselig sein. Wann das sein wird, kann keiner sagen. Deine Söhne werden sie vielleicht willkommen heißen. Bob wollte ohnehin nach Hause. Wir haben ihm also nur einen Gefallen getan.“
    „Ich habe ihn allein zurückkehren lassen. Warum? Ich muß es wissen.“
    „Du hast aus freiem Entschluß gehandelt, Martin. Du warst von Anfang an einer von uns. Wir werden dich aufnehmen und dir den Übergang erleichtern.“
    Ashley nickte. „Gehen wir.“
     
    *
     
    Kurz vor dem Waldrand hörte er die Trommeln. Er hatte sie schon einmal gehört. Dann hörte er den Gesang der Nern und sah die flackernden Feuer. Zusammen mit Ernie und Bob hatte er versteckt in den Büschen gelegen und den Ritus der Einführung beobachtet. Damals waren die Kinder in die Welt der Erwachsenen übernommen worden.
    Diesmal galt das Trommeln und Singen ihm.
    Er ergriff Lirads Hand noch fester. Bald würde er alles wissen, Einsichten haben, wie sie kein Mensch auf der Erde hatte. Er empfand eine tiefe Demut und zugleich eine ungeahnte Hoffnung. Er würde ein Mensch werden und bewußt leben. Für ihn würde es keinen Ehrgeiz mehr geben, keinen Zwang, nur noch das stille und befriedigende Glück.
    Langsam trat er ins Licht der Feuer. Die Sterne über dem Dorf ließen ihn die Größe des Universums ahnen. Er hatte seine Welt gefunden, die Welt, in der er glücklich sein würde. Er war unter wirklichen Menschen, die wissend zur Einfachheit zurückgekehrt waren.

 
Die Mißtrauischen
    (SCIENTIFIC

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