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TS 96: Menschen auf fremden Sternen

TS 96: Menschen auf fremden Sternen

Titel: TS 96: Menschen auf fremden Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chad Oliver
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zwanzig Kilometer.“
    „Nimm mich mit, Bob!“ sagte Helen ängstlich. „Du kannst mich jetzt nicht alleinlassen.“
    Bob schüttelte den Kopf und küßte sie. „Das geht nicht. Allein komme ich schneller voran. Du mußt im Haus bleiben und die Tür verschlossen halten. Ich gebe dir eine Pistole. Du darfst ihn auf keinen Fall ins Haus lassen!“
    Helen versuchte nicht, ihren Mann umzustimmen. „Du brauchst Lebensmittel“, sagte sie nur.
    Alles weitere war schnell erledigt. Bob packte seinen Schlafsack ein, band den Kraftfeldgenerator um das Handgelenk und steckte die Nahrungskonzentrate in die Gürteltaschen. Außerhalb der Station durften keine Waffen getragen werden. Bob dachte nicht daran, eine Waffe unter seiner Kleidung zu verstecken und ging unbewaffnet. Er fürchtete die Eingeborenen nicht.
    „Keine Angst“, sagte er tröstend zu seiner Frau.
    Helen nickte wortlos.
    Bob machte sich auf den Weg in die lange währende Dämmerung. Helen verriegelte die Tür. Sie wußte, welche Qualen ihr bevorstanden. Sie blickte haßerfüllt in Richtung auf Thundertons Haus.
    „Verdammt sollst du sein“, murmelte sie böse.
     
    *
     
    Bob Wistert fand die Eingeborenen erst nach fünftägiger Suche. Vom Waldrand aus sah er Rauch aus der grünen Ebene aufsteigen. Er beschleunigte seine Schritte und kümmerte sich nicht um das Dornengestrüpp, das von dem kleinen Kraftfeld weggedrückt wurde. Noch vor kurzer Zeit hätte ihn dieses Abenteuer erregt, doch jetzt empfand er nur namenloses Entsetzen.
    Der Wind kam von vorn, so daß sie ihn nicht wittern konnten. Er sah einige primitive Laubhütten und eine aus etwa dreißig Eingeborenen bestehende Gruppe. Die Kinder waren nackt, die Erwachsenen mit kleinen Fetzen bekleidet, und in den Ohren trugen sie unwahrscheinlich dicke Stäbe. Die Zähne waren befeilt und ausnahmslos schwarz. Alle diese Wesen waren klein und unterentwickelt, ihre Haut hatte einen grünlichen Farbton. Aber sie waren Menschen.
    Im Feuer wurden Steine erhitzt und dann in einen Behälter geworfen. Eine aus verschiedenen Pflanzen und Tieren bestehende Suppe kochte zischend auf. Töpfe und Eßgeschirr kannten diese Leute nicht. An Waffen besaßen sie nur Speere mit Steinspitzen und krumme Wurfhölzer.
    Bob Wistert machte gar nicht erst den Versuch, sich zu verstecken. Er ging mit herabhängenden Armen auf das Lager zu. Die Eingeborenen entdeckten ihn und schienen augenblicklich mit dem hohen Gras zu verschmelzen.
    Bob erreichte das Gefäß mit der kochenden Suppe und blieb abwartend stehen. Die Leute kannten Thunderton und würden ihn als seinen Vertreter anerkennen.
    Schon nach kürzer Zeit erhob sich ein junger Mann und klatschte zum Gruß in die Hände. Bob klatschte ebenfalls in die Hände und sagte: „Ich komme in Frieden.“ Er hatte die Sprache lange vor der Landung gelernt. „Ich heiße Robert und bin ein Bruder von Anthony, der ein Bruder von euch ist.“
    „Willkommen bei den Nwarkton, mein Bruder. Ich bin Entun.“
    Die Stimme des Mannes klang klar und deutlich. Bob verstand jedes Wort, obwohl der Mann einen etwas abweichenden Dialekt sprach.
    Nun kamen auch die anderen und versammelten sich wieder um den dampfenden Behälter. Sie blieben aber weiterhin scheu und zurückhaltend. Die älteren Männer – er sah vier – wirkten verwirrt und unschlüssig. Bob hielt die Augen offen und entdeckte auch bald, was er suchte.
    Stahläxte!
    Fünf junge Männer besaßen Äxte, eine Frau hackte gerade Holz mit einer weiteren Axt. Bob unterhielt sich freundlich über die Probleme der Eingeborenen und filmte alles mit der in seinen Ring eingebauten Mikrokamera.
    „Du kannst mit uns essen“, sagte Entun freundlich.
    Bob konnte diese Einladung nicht ablehnen. Er setzte sich zu den halbnackten Gestalten und fischte ebenfalls ein paar Brocken aus der widerlichen Brühe. Auch danach konnte er nicht gehen, denn die Eingeborenen achteten auf die strenge Einhaltung ihrer Sitten. Er schlief sogar bei ihnen, würgte noch ein paar Bissen herunter und machte sich dann erst auf den Heimweg.
    Keiner hatte etwas über die Äxte gesagt.
    Die Luft war klar und frisch, die Sonne war kaum noch zu sehen, Bäume und Sträucher warfen unheimlich lange Schatten. Vor neun Jahren hatte er mit einem Mädchen in einem Hubschrauber gesessen und die ferne Sonne gesehen. Jetzt war sie verhältnismäßig nahe. Das eigenartige Zwielicht war unheimlich, weil es zu lange anhielt. Alles war unheimlich auf dem siebenten Planeten des

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