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TS 96: Menschen auf fremden Sternen

TS 96: Menschen auf fremden Sternen

Titel: TS 96: Menschen auf fremden Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chad Oliver
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soll das?“ fragte Gomez. „Reda hat die Einladung ausgesprochen. Er hat sicher etwas Anständiges anzubieten.“
    „Mag sein.“
    Hawley grinste. „Man kann nicht vorsichtig genug sein“, sagte er und verriegelte das Schott hinter sich.

 
Die Nacht der Entscheidung
    (NIGHT)
     
    Bob Wistert fand die Äxte durch einen Zufall. Er kramte im Lagerraum der Station von Thunderton herum und suchte eine Batterie für seinen Elektroschreiber. Dabei schob er eine Kiste beiseite und entdeckte eine Falltür. Er öffnete die Tür und sah die Äxte. Hunderte von glänzenden Schneiden blitzten im Schein seiner Lampe auf.
    „Mein Gott!“ rief er aus und ließ die Klappe fallen. Er schob die Kiste wieder zurück und wischte sich den Schweiß von den Händen. Dann blieb er lauschend stehen.
    Irgendwo jubilierte ein Vogel; der Wind rauschte durch die Baumkronen, die Wellen plätscherten am Strand. Sonst war Stille.
    Bob schaltete das Licht aus und verließ das Lagerhaus. Sirius und sein zwergenhafter Begleiter standen dicht über dem in der Dämmerung feuerroten Horizont. Tony Thundertons Haus stand zwischen den hohen Nadelbäumen – eine glänzende Plastikkuppel, sich harmonisch in die Landschaft einfügend. Bob wollte an dem Haus vorbei.
    „Hallo, Bob!“
    Bob Wistert blieb stehen. Tony saß mit einem Buch im Garten. Er stand auf und kam Bob entgegen. Tony war nicht groß und wurde allmählich dick. Seine bronzene Haut wirkte im Licht des Sonnenunterganges noch dunkler. Sein Gesicht ließ seine Gedanken nicht erkennen.
    „Hast du eine Batterie gefunden?“
    „Ja.“
    „Fein.“
    „Ich muß weiter“, würgte Bob hervor. „Helen wartet auf mich.“
    Bob lief weiter und kämpfte gegen den Impuls an, plötzlich loszurennen. Er spürte Tonys brennenden Blick im Rücken und gab dem Impuls erst nach, als er nicht mehr gesehen werden konnte. Er erreichte sein an der Stationsmauer stehendes Haus, trat ein und verschloß die Tür hinter sich.
    „Helen!“
    Seine Frau kam aus dem Schlafzimmer. Sie sah ihn fragend an. „Ist etwas passiert, Bob?“
    Bob nickte und ergriff ihre Hände. „Ich bringe schlechte Nachrichten“, sagte er stockend.
    „Unsinn! Was soll schon passieren!“
    „Eine ganze Menge, fürchte ich.“
    „Spann mich nicht unnötig lange auf die Folter, Bob. Was ist los?“
    „Ich war eben im Lagerhaus. Ich suchte eine Batterie und fand eine Falltür. Unter dem Lagerhaus ist ein Keller, und dieser Keller …“
    „Was ist mit dem Keller?“
    „Ich habe Hunderte von Stahläxten gesehen!“
    Helen wurde bleich. Sie ließ seine Hände los und setzte sich. „Was soll jetzt werden, Bob?“
    „Das weiß ich nicht.“
    Beide sahen in die Richtung, in der sie Thundertons Haus wußten.
    „Er muß verrückt sein“, flüsterte Helen.
     
    *
     
    Die Dämmerung dauerte sehr lange, die Dunkelheit brach fast unmerklich herein. Die Nacht sollte noch länger dauern, genau zweihundertvierzig Stunden, also zehn Erdtage und Nächte.
    „Ich ahnte gleich, daß hier etwas nicht stimmt“, flüsterte Bob. „Als ich aus dem Schiff stieg und Thunderton sah, wußte ich es.“
    „Wir sind erst seit einem Monat hier“, antwortete Helen. „Wir dürfen Tony nicht ohne weiteres verurteilen.“
    Bob schüttelte den Kopf. „Wenn ein Mann mit einem Bleirohr in der Hand auf dich zukommt, mußt du ihn erledigen, bevor er dir eins auf den Schädel geben kann. Das Schiff wird erst in neunzehn Erdjahren zurückkehren. Wir und Tony sind die einzigen Menschen der Erde auf diesem verdammten Planeten. Tony ist schon seit zehn Jahren hier, fünf davon allein und einsam. Als seine Frau starb machten sie ihn zu ihrem Gott. Er hatte alle Macht der Welt. Wir müssen herausbringen, was er plant – und das schnell.“
    Helen wandte sich ab. Sie betrachtete die bequeme Einrichtung des Hauses, den gemütlichen Kamin und die herrlich großen Fenster.
    „Wir wissen nicht, ob er die Äxte benutzen will“, sagte sie tonlos.
    „Natürlich will er sie benutzen. Aber nicht, um sich damit zu rasieren.“
    Bob schwieg eine Weile und faßte einen Entschluß. „Wir brauchen Beweise, Photographien“, sagte er nach einigen Minuten.
    „Du warst doch mit ihm draußen. Hast du dabei nichts feststellen können?“
    „Nichts Besonderes. Mir fiel nur auf, daß er mich nicht in alles einweihen will. Ich fürchte, er weiß eine ganze Menge. Nach der Karte befindet sich eine andere Gruppe in der Nähe. Ich muß zu ihnen, bevor es ganz dunkel wird. Es sind nur

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