Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 96: Menschen auf fremden Sternen

TS 96: Menschen auf fremden Sternen

Titel: TS 96: Menschen auf fremden Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chad Oliver
Vom Netzwerk:
Sirius.
     
    *
     
    Helen wartete auf ihn, bleich und übernächtig.
    „Ich habe die Bilder“, sagte er und setzte sich auf die Couch. „Es gibt keinen Zweifel mehr.“
    „Tony war hier.“
    Bob richtete sich auf. „Was wollte er?“
    „Ich habe ihn nicht ins Haus gelassen. Wir sollen ihn besuchen kommen. Er wußte, daß du nicht zu Hause warst.“
    „Er muß mich gesehen haben.“
    Helen blieb äußerlich ruhig, doch ihre Stimme verriet ihre Erregung nur zu deutlich. „Was jetzt, Bob?“
    „Er ist allein, Helen.“
    „Du willst also zu ihm gehen?“
    Bob dachte nach. „Nicht gleich. Erst will ich baden und mich ausschlafen. Danach werden wir in den sauren Apfel beißen müssen. Es hat keinen Sinn, die Sache hinauszuzögern.“
    Er badete und legte sich auf die Couch. Schlafen konnte er jedoch nicht, denn die Gedanken kreisten unablässig um die Stahläxte.
    Was hatte Thunderton vor? Wollte er alles ruinieren? Bob machte sich Vorwürfe, weil er Helen in diese Situation gebracht hatte. Viele einsame Jahre lagen vor ihnen. Er mußte unbedingt einen Ausweg finden.
    Seine Unruhe verscheuchte den Schlaf. Er warf sich von einer Seite auf die andere und dachte unablässig nach. Fragen tauchten auf, Erinnerungen, furchtsame Erwägungen. Es waren keine Träume, sondern Tatsachen.
    Im Jahre 1975 waren die ersten Menschen auf dem Mond gelandet. Dann entwickelte sich alles sehr schnell. Der Mars wurde schon im Jahre 1981 erobert, um 2000 war das ganze Sonnensystem erforscht. Das Sonnensystem war interessant, aber auf die Dauer nicht befriedigend.
    Fünfzig Jahre später kehrte die erste Expedition aus dem Gebiet des Centaurus zurück, weitere fünfzig Jahre später startete das erste Raumschiff mit Hyperantrieb, Entfernungen schrumpften zusammen.
    Einhundert Jahre lang wurden die näherliegenden Systeme erforscht. Das Leben suchte anderes Leben. Es wurden insgesamt einhundertdrei erdähnliche Planeten entdeckt – und überall gab es Menschen.
    All diese Menschen standen zivilisatorisch weit unter dem Stand der Erdbewohner. Auf allen anderen Planeten gab es nur Steinzeitkulturen. Die Erde allein hatte eine technische Zivilisation hervorgebracht.
    Nun wurde allen klar, warum die Erde nie Besuch anderer Wesen bekommen hatte. Die Erde brauchte einen Schutzgürtel und fand ihn. Die Bewohner der Planeten bedeuteten auch einen außerordentlich günstigen Absatzmarkt. Die Erde produzierte ungeheure Mengen verschiedenster Güter und tauschte sie gegen wertvolle Rohstoffe ein.
    Gewaltige Änderungen bahnten sich an. Es ist sinnlos, einem Mann einen Pflug zu verkaufen, wenn er nichts damit anzufangen weiß; man kann kein Geld von ihm verlangen, wenn er keins hat. Die Produktion verlangt den Markt, oder sie muß stagnieren. Die bewohnten Planeten mußten erst zu profitablen Märkten entwickelt werden.
    Im Jahre 2100 wagte keiner mehr an direkte Ausbeutung Zu denken, denn das Zeitalter des Kolonialismus war endgültig vorüber.
    Was nun?
    Eine neue Wissenschaft wurde entwickelt: die Soziokulturologie. Es wurde möglich, bestimmte Entwicklungen vorauszusagen. DieWissenschaftler konnten mit jeder Situation fertig werden, aber sie konnten die Politik nicht bestimmen. Immer neue Fragen tauchten auf. Wonach sollte man sich richten, nach ethischen Gesichtspunkten oder nach brutaler Zweckmäßigkeit?
    Diese Fragen ließen sich nicht leicht beantworten. Während man noch darüber nachgrübelte, machten sich Anthropologen an die Arbeit, um wenigstens die Grundlagen zu erforschen. Aber wer war schon bereit, zehn oder zwanzig Jahre lang auf einem fernen Planeten zu leben. Es dauerte in den meisten Fällen ein Jahr, um einen der fernen Planeten zu erreichen. Die Bezahlung war verführerisch, aber das, was verlangt wurde, übertraf alles Dagewesene. Abenteurer wurden nicht gesucht, nur hochqualifizierte Experten.
    Bob hatte sich gemeldet. Er sollte Kontakte aufnehmen und Berichte durchgeben. Es war ihm streng untersagt, in die Sitten und Gebräuche der Fremden einzugreifen, denn das erforderte lange Vorbereitungen, wenn nicht Katastrophen die Folge sein sollten.
    Bob warf sich unruhig auf die andere Seite. Der Planet gehörte seinen Urbewohnern; sie mußten vorerst ungestört weiterleben.
    Zweifel kamen auf. Warum hatte er sich überhaupt auf diese Aufgabe eingelassen?
    Er schlief endlich ein, aber auch im Schlaf suchten ihn Träume heim. Er sah Anthony mit einer zum Schlage erhobenen, im Mondlicht glitzernden Axt.
     
    *
     
    Als er

Weitere Kostenlose Bücher