TS 96: Menschen auf fremden Sternen
Summer ertönte, und eine rote Lampe flammte auf.
„Svend Grayes ist zurück“, dröhnte es aus einem Lautsprecher. „Er ist guter Dinge und berichtet von einem freundlichen, aber nicht ganz unkomplizierten Zusammentreffen mit dem Vertreter der anderen Seite. Wir schicken ihn sofort zum Auswertungsraum. Ende.“
Gleich darauf wurde angeklopft. Svend öffnete die Tür und trat ein. Alle Blicke waren auf ihn gerichtet. Er nahm es gelassen hin und lächelte erleichtert.
„Sie können sich entspannen, meine Herren. Mir ist nichts passiert.“
Keiner der Männer jedoch entspannte sich.
Svend ging auf Hawley zu und nickte. „Es ist alles nach Wunsch verlaufen“, sagte er. „Ich konnte den Mann nicht sehr gut erkennen, aber es ging ohne Schwierigkeiten ab. Ich glaube, ich fange von vorn an.“
„Nicht nötig.“
„Warum nicht? Ich …“
Ralph Hawley trat seufzend auf Svend zu und schaltete ihn ab. Danach zog er ihm das Hemd aus, öffnete eine Klappe in der Brust und nahm eine Kamera sowie ein Tonbandgerät und andere Miniaturgeräte heraus. Jedes dieser Geräte war ein Meisterwerk.
„Wertet das alles aus und stellt das Ergebnis zusammen“, sagte er zu den anwesenden Spezialisten. Svend Graves stand starr mitten im Raum und blickte ins Leere. Die Öffnung in seiner Brust und die heraushängenden Anschlüsse hätten jeden Uneingeweihten erschüttert, denn der Roboter sah äußerlich absolut wie ein echter Mensch aus.
*
Vier Stunden später waren alle Aufzeichnungen ausgewertet.
Keiner sagte ein Wort.
„Verdammt noch mal!“ knurrte Hawley nach langer Pause.
„Sie trauen uns nicht“, murmelte einer.
„Sie wollen uns betrügen!“
„Sie schickten einen Roboter. Das ist ein verdammt schmutziger Trick.“
Hawley ließ sich in einen Sessel fallen. „Sind Sie sich über die Bedeutung dieser Sache im klaren, meine Herren?“ Er blickte von einem zum anderen und fuhr fort: „Sie haben genau das getan, was wir gemacht haben.“
„Interessant“, sagte der Anthropologe. „Sie haben das Problem auf die gleiche Art und Weise gelöst.“
„Sie sind von unserer Sorte“, brummte der Philosoph. „Sie sind unsicher, ängstlich, mißtrauisch, sehr geschickt und verlogen.“
Ralph Hawley schloß die Augen.
Natürlich mußten zwei völlig gleichartige Kulturen ein Problem auf die gleiche Art und Weise angehen. Kein Mensch konnte die Aufgabe bewältigen, deshalb hatten beide Seiten Roboter geschickt.
Svend Graves stand noch immer steif und starr mitten im Raum. Seine Konstruktion hatte zwanzig Jahre gedauert. Svend war eigentlich kein Roboter, sondern ein Androide, ein Wesen mit einem fast menschlichen Körper. Ein elektronisches Gehirn machte ihn zu einem intelligenten und geschickten Wesen. Er brauchte nicht aus der Ferne gesteuert zu werden, denn er war so programmiert worden, daß er sich wie ein Mensch verhielt.
Die Erde hatte einen künstlichen Menschen geschickt, Kapella IV einen ebenbürtigen ferngesteuerten Roboter. Beide waren die Abgesandten zweier fast gleichartiger Kulturen.
„Wir sind absolut gleichwertig!“ stöhnte Ralph Hawley.
Wieder flammte das rote Licht auf.
„Wir haben Kontakt mit dem anderen Raumschiff“, rief es in den Raum. „Reda Dani wünscht Sie zu sprechen, Sir.“
Hawley zögerte. „Stellen Sie die Verbindung her“, sagte er nervös.
Das Kommunikationsgerät erwachte flimmernd zu geisterhaftem Leben und formte Reda Danis Abbild. Reda lächelte.
Ralph Hawley lächelte ebenfalls.
„Wie ich sehe, habt ihr alles durchschaut“, sagte Reda Dani.
„Ihr auch“, antwortete Hawley etwas verlegen.
„Ihr habt es trotzdem sehr geschickt gemacht.“
„Vielen Dank. Ihr wart nicht minder geschickt.“
Es entstand eine längere Pause.
„Das bringt uns nicht weiter“, sagte Reda Dani. „Kommen Sie doch zu uns. Ich lade Sie zu einem Umtrunk ein. Hier können wir uns in aller Offenheit unterhalten.“
Ralph Hawley nahm die Einladung an. „Wir sehen uns in einer halben Stunde“, antwortete er aufatmend. Er schaltete den Apparat ab, denn Reda Dani brauchte nicht zu sehen, daß sich alle gegenseitig auf die Schulter klopften. Der Trick war gelungen, die Spannung entlud sich.
Alle standen um Ralph Hawley herum, bevor er in das kleine Fährschiff kletterte, das ihn zu Reda Dani bringen sollte. Jeder wollte ihm noch einmal die Hand drücken und viel Erfolg wünschen.
Kurz bevor das Schott geschlossen wurde, brachte ein Mann eine Flasche Whisky.
„Was
Weitere Kostenlose Bücher