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TS 96: Menschen auf fremden Sternen

TS 96: Menschen auf fremden Sternen

Titel: TS 96: Menschen auf fremden Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chad Oliver
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erwachte, war es endlich dunkel. Am Himmel leuchteten unzählige Sterne, der Wind hatte sich gelegt.
    Er zog sich an und machte sich mit Helen auf den Weg.
    Thunderton begrüßte sie an der Tür seines Hauses. Sie traten ein und machten es sich bequem. Das Haus war nicht sehr bequem eingerichtet. Das Fehlen der Hausfrau war deutlich zu erkennen.
    „Das Essen ist gleich fertig“, sagte Thunderton und mixte ein paar Getränke. Er reichte seinen Gästen die Gläser und lächelte freundlich. „Auf gute Zusammenarbeit in diesem Wunderland“, sagte er und trank sein Glas leer.
    Danach machte er sich in der Küche zu schaffen und servierte das Essen auf der Veranda. Er war ein guter Koch, das mußten seine beiden Gäste zugeben. Das hasenähnliche Wildtier schmeckte ausgezeichnet.
    Bob Wistert war innerlich verkrampft. Er hielt sein Weinglas in den Händen und suchte nach Worten. Jahre lagen vor ihnen. Es war besser, die Dinge gleich ins Lot zu bringen, statt in ewiger Ungewißheit zu leben.
    Thunderton war nicht groß, aber sehr kräftig. Bob wußte nicht, ob er es wirklich auf einen Streit ankommen lassen sollte.
    Anthony Thunderton kam ihm entgegen.
    „Sie wundern sich über die Äxte, nicht wahr?“
    Bob und Helen sahen sich an. Helen nickte wortlos.
    Thunderton zündete sich bedächtig eine Zigarre an. Sein Gesicht blieb ausdruckslos. „Es gibt viele Fragen. Warum seid ihr hergekommen? Es ist eine der vielen Fragen, auf die ich keine Antwort weiß.“
    „Was hat das mit den Äxten zu tun?“
    „Soll ich euch sagen, warum ihr hergekommen seid?“ Thunderton setzte sich unbeirrt auf einen Stuhl und rauchte genüßlich. Die Nacht war angenehm kühl, der Mond kam gerade erst auf und verbreitete ein schwaches Licht, so daß nur die Silhouetten der Bäume sichtbar waren.
    „Sie sind wahrscheinlich ein Idealist, Mr. Wistert. Womöglich schreiben Sie Gedichte oder tun etwas ähnlich Unsinniges. Sie kompensieren das, indem Sie sich für einen tatkräftigen, praktisch veranlagten Burschen halten. Sie interessieren sich für die Wilden und meinen, die primitive Lebensart dieser bedauernswerten Menschen müßte für alle Zeiten konserviert werden. Sie halten sich für den Beschützer dieser Leute. Die Erde mit all ihren Bequemlichkeiten gefiel Ihnen nicht mehr, deshalb kamen Sie her.“
    Bob lehnte sich: vor. „Hören Sie, Tony, noch eine Beleidigung und …“
    Thunderton ignorierte diesen Ausbruch und wandte sich an Helen. „Ich habe mich gefragt, warum Sie unzufrieden sind. Sie haben sich mit einem intellektuellen Wall umgeben, weil Sie im Grunde zu nichts zu gebrauchen sind. Sie halten sich für intelligent und sind nicht in der Lage, die einfachsten Dinge richtig zu machen. Sie suchen hier etwas, was es nirgendwo gibt.“
    Helen sagte nichts. Bob stand erregt auf. „Wenn der Amateurpsychologe damit fertig ist, können wir uns vielleicht über die Äxte unterhalten. Wollen Sie etwa bestreiten, daß Sie die Eingeborenen mit Äxten versorgen?“
    „Habe ich das je getan?“
    „Sie geben es also offen zu?“
    „Selbstverständlich. Ich bin sogar stolz darauf.“
    Bob starrte ihn an. Thunderton rauchte gemütlich seine Zigarre und blieb aufreizend ruhig.
    „Sie müssen verrückt sein.“
    „Vielen Dank. Sie sind der geborene Diplomat.“
    Bob setzte sich wieder. Er verstand sein Gegenüber nicht. „Ist Ihnen nicht klar, daß Sie die Menschen da draußen vernichten? Schön, es sind Wilde, aber sie sind und bleiben Menschen. Halten Sie sich für einen Gott?“
    „Regen Sie sich nicht auf, Bob; Natürlich werden die Äxte eine verheerende Wirkung haben. Genau das ist meine Absicht.“
    Bob schlug krachend auf den Tisch. „Das lasse ich nicht zu!“
    „Wollen Sie etwa den Helden spielen?“ Thunderton zog lässig eine Pistole aus der Tasche und wog sie in der Hand. „Ich möchte nur einen allzu heftigen Gefühlsausbruch verhindern, junger Mann. Ich bin übrigens ein sehr sicherer Schütze.“
    Bob sah seine Frau an. Er hielt den Mann für wahnsinnig. Eine andere Erklärung konnte er nicht finden.
    „Gießen Sie sich ein Glas Wein ein und hören Sie zu“, sagte Thunderton ruhig. „Ich möchte Ihnen erklären, wie ich die Eingeborenen vernichten will. Danach werde ich Ihnen etwas Geschichtsunterricht erteilen.“
    Bob hatte verzweifelte Pläne. Er setzte sich aber und goß sich tatsächlich ein Glas Wein ein. Thunderton war kein Mann, der sich leicht überrumpeln ließ.
    „Sie werden meine Ausführungen sehr

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