TS 96: Menschen auf fremden Sternen
die Eingeborenen“, wandte Bob ein.
„Natürlich tue ich es. Man muß das alte Haus erst abreißen, bevor man das neue an die gleiche Stelle setzen kann. Die Alten sind konservativ. Ich will den jungen Leuten eine Chance geben.“
„Sie werden im Gefängnis enden.“
Thunderton lachte geringschätzig auf. „Ich tue, was ich tun muß, Mr. Wistert.“ Nach kurzem Nachdenken legte er die Pistole auf den Tisch, drehte sich um und verließ das Haus.
Bob Wistert stürzte sich auf die Waffe, starrte sie eine Weile an und legte sie wieder auf den Tisch.
„Was soll ich tun?“ fragte er hilflos.
Helen stand auf und ergriff seine Rechte. „Komm, Bob.“
„Wohin?“
„An den Strand.“
Er folgte ihr willig. Das eintönige Rauschen der Wellen beruhigte ihn ein wenig. Er konnte aber nicht begreifen, was Thunderton plante.
„Wir müssen an unsere Zukunft denken“, sagte er nach langem Schweigen. „Wir haben fast zwanzig Jahre vor uns, Helen. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Wir wollen beide für eine friedliche und hoffnungsvolle Zukunft sorgen, jeder auf seine Art. Ich verstehe ihn nicht“, murmelte Bob. „Vielleicht hat er recht. Ich weiß es nicht. Wir sind doch keine Barbaren mehr.“
„Hast du ihn dir genau angesehen, Bob?“ fragte Helen. „Seine Haut ist bronzebraun wie die eines Indianers. Schließlich ist es erst sechshundert Jahre her. Die Rasse ist untergegangen, doch die Erinnerungen sind noch lebendig. Vielleicht hat er recht, Bob. Sie dürfen nicht unvorbereitet sein.“
Bob Wistert konnte noch keine Antwort geben. „Wir haben eine lange Zeit vor uns, Helen“, sagte er. „Ich weiß noch nicht, ob ich ihm helfen werde. Wir müssen aber versuchen, ihn zu verstehen. Er ist ein sehr einsamer Mann.“
Das Paar drehte sich um und ging in die Dunkelheit zurück. Zwischen den Bäumen schimmerte ein einsames Licht.
Tony hatte den Kaffee schon fertig und sah ihnen lächelnd entgegen.
Die kleinen Leute
(TRANSFORMER)
Alles ist grau und öde in unserer Stadt, alles ist abgeschaltet und leblos. Aber machen wir uns nichts vor, Clyde. Ich weiß genau was du denkst, deshalb will ich dir gleich reinen Wein einschenken. Ich kann nichts dafür, daß ich wie ein freundliches Hausmütterchen aussehe, das dauernd in der Küche steht und den Kindern Kuchen schenkt. Ich habe nie in meinem Leben eine Küche von innen gesehen. Du denkst, ich gehöre in diese Stadt, in dieses öde, stinkende Nest, das ich hasse. Ja, ich hasse diese Stadt. Aber ich kann nicht fort, ebensowenig wie die anderen dieses öde Nest verlassen können.
Ulmenhain heißt die Stadt, der Name steht schwarz auf weiß auf großen Schildern an der Bahnstation. Das ist ein Witz, denn die einzigen Bäume, die ich kenne, sind aus Schaumgummi.
Vielleicht kannst du eine Weile bleiben und mir zuhören. Ich kann dir eine interessante Geschichte erzählen, ob du sie mir glaubst oder nicht. Du wunderst dich, nicht wahr? Du fragst dich, wer eigentlich zu wem spricht. Aber du bist da, sonst könntest du mich nicht hören. Du erlebst etwas Seltenes, Clyde, daran mußt du denken.
Aber fangen wir endlich an.
Hier sind die Einzelheiten. Ich lebe in einer Stadt, die eigentlich nur Staffage für eine Modelleisenbahn ist. Du findest das komisch? Wo sollte ich sonst leben, wenn nicht hier? Du solltest dich den Tatsachen nicht so hartnäckig verschließen, Clyde. Die Stadt Ulmenhain liegt tatsächlich an der Station gleichen Namens einer Modelleisenbann. Das ganze befindet sich auf dem muffigen Boden eines alten Hauses. Der Eigentümer der Eisenbahn ist Willy Roberts, ein dreizehnjähriger, sommersprossiger Bursche. Keine Angst, wir halten ihn nicht für den Schöpfer unserer Welt. Willy ist ein lausiger kleiner Sadist, dem das Spielen mit der Eisenbahn längst keinen Spaß mehr macht.
Meine Welt ist eine große Sperrholzplatte auf zwei alten Sägeböcken, die Stadt ist weiter nichts als ein möglichst naturgetreuer Hintergrund für die Bahn. Ich weiß nicht, was ich eigentlich bin. Ich sitze hinter einem Fenster und blicke unentwegt auf die Station. Glaube nur nicht, es ist ein Spaß, in der Stadt einer Modelleisenbahn zu leben.
Sieh dir die Stadt genau an. Es ist weiter nichts als eine Ansammlung verschiedener Häuser und Gegenstände, die Willys Vater und der kleine Bursche selber gekauft haben, teils weil sie ihnen gefielen, teils weil sie sich gerade etwas leisten konnten. Die Stadt ist nichts Großartiges, gerade noch
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