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TS 96: Menschen auf fremden Sternen

TS 96: Menschen auf fremden Sternen

Titel: TS 96: Menschen auf fremden Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chad Oliver
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ehe sie den Zug in Fahrt brachten. Schon schoß der Expreß heran. Humphry schoß aus dem Stellwerk und legte die Weiche um. Gleich darauf hob er seine rote Laterne.
    „Immer zuverlässig, alter Junge“, lobte Willy den Mann am Stellwerk. Der Zug wurde schneller, raste durch den Tunnel und gleich darauf wieder in die Station. Willy blies wie irrsinnig eine Trillerpfeife und ließ schwarzen Qualm aus dem Schornstein der Lokomotive aufsteigen.
    Als der letzte Wagen wieder im Tunnel verschwand, ließ Willy den langen Güterzug auf die Hauptstrecke rollen. Der Zug rumpelte an den Verschlagen vorbei bis zur Brücke über den Ohio und blieb stehen. Willys Augen leuchteten begeistert, denn der Expreß raste über die Ebene von Texas genau auf die Brücke zu. Er warf aber erst eine Kuh von den Schienen, ehe er mit voller Wucht in den Güterzug donnerte. Beide Maschinen sprangen aus den Schienen und fielen auf das Silberpapier, das den Fluß darstellte. Ein kleiner Mann fiel im hohen Bogen aus dem Führerstand der Güterzuglokomotive und geriet zwischen die immer noch zuckenden Pleuelstangen.
    „Nicht schlecht, was, Humphry?“ sagte Willy grinsend.
    Er schaltete den Strom ab und stellte die Maschinen wieder auf. Dann ließ er den Güterzug rückwärts aufs Abstellgleis fahren und den Expreß auf die Weiche rattern. Dort ließ er ihn schnell hin und her rangieren und beobachtete den armen Humphry, der wie ein Rasender die Weiche stellte und die Lampe schwenkte.
    „Schneller, alter Junge! Wofür bezahle ich dich!“
    Humphry sagte nichts. Wie sollte er auch, denn er war viel zu beschäftigt.
     
    *
     
    Jetzt hast du unseren Herrn und Meister gesehen, Clyde. Glaubst du nun, daß es hier wie im Irrenhaus zugeht, wenn der Bursche heraufkommt? Es ist schlimm für uns alle, am schlimmsten aber für Humphry. Der Bursche wird ihn eines Tages umbringen.
    Für kurze Zeit lief alles seinen normalen Gang, denn Willy ließ den Güterzug auf dem Abstellgleis stehen und den Expreß mit den Snobs aus der Stadt langsam um die Anlage fahren. Er passierte die Station alle 47 Sekunden. Er fuhr langsam, aber die Häuser neben der Station wackelten trotzdem.
    Im Augenblick ist es nicht so schlimm, weil die Scheinwerfer drüben auf dem Turm nicht eingeschaltet sind. Außerdem liest Willy ein Sex-Magazin. Das tut er immer hier oben, weil er sich unten nicht damit sehen lassen darf. Für eine Weile wird er keine Züge entgleisen lassen.
    Du willst wissen, was aus dem Mann geworden ist? Er hieß Karl, ganz einfach Karl. Wir haben hier alle nur Vornamen. Karl ist so schlimm zugerichtet, daß er sich nicht mehr reparieren läßt. Jetzt liegt er im Abfalleimer. Es würgt einem im Hals, wenn man daran denkt. Wenn der Bursche den Trafo abschaltet, werden wir eine kleine Gedenkfeier abhalten. Wir werden alle so enden. Ulmenhain ist die letzte Station für uns; danach kommt der Abfalleimer.
    Aber solange der Strom eingeschaltet ist, leben wir alle nach den Wünschen unseres Herrn. Jeder macht seine Arbeit. Da ist Humphry mit der Laterne; vor dem Polizeirevier steht Patrick und trillert unentwegt auf seiner Pfeife. Er hält sich schon für Benny Goodman. In der Zelle hockt ein Bursche namens Lefty. Er war noch nie draußen, denn das ist nicht vorgesehen. Wahrscheinlich weiß er selber nicht, warum er sitzt. Vor der Feuerwache rutscht ein Clown immerfort an einem Mast auf und ab. Er tut es schon seit sieben Jahren, und es scheint ihm noch Spaß zu machen.
    Wenn der Strom eingeschaltet ist, arbeiten wir alle wie irrsinnig. Ein paar von uns sind deutlich zu sehen und müssen schuften. Gestalten im Hintergrund können sich ab und zu drücken. Du glaubst nicht, was manchmal im Tunnel los ist. Dort können sie nämlich nicht gesehen werden.
    Im Speiseraum der Station werden seit sieben Jahren gebratene Eier serviert. Ich kann einfach keine Eier mehr sehen, Clyde. Aber was soll man machen, wenn er uns so eingeteilt hat?
    Im Hotel wohnt ein einziger Gast. Der Qualm der Lokomotiven zieht immer in sein Zimmer. Der Mann sieht schon wie eine Preßkohle aus. Die Straßen sind kniehoch mit Staub bedeckt. Überhaupt ist hier alles muffig und staubig. Was ihm gehört, ist nie ganz sauber. Wasser gibt es nicht; selbst der Fluß besteht nur aus kunstvoll zerdrücktem Silberpapier. Schöne Zustände sind das!
    Siehst du jetzt ein, daß wir etwas tun müssen? Die Stadt ist reif für große Veränderungen. Wir haben nichts zu verlieren, denn am Ende unserer Laufbahn wartet

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