TS 96: Menschen auf fremden Sternen
Von dort aus ging die Reise mit einem schnellen Militärflugzeug zu dem streng bewachten Flugplatz in Neu-Mexiko. Sanders sah einige Gebäude, einen leeren Platz, viel Stacheldraht und auffällig viele Wachsoldaten. Zwei Militärpolizisten geleiteten ihn in eins der Gebäude.
Sanders erinnerte sich sofort an seinen Militärdienst und riß fast die Hand hoch, um den General zu grüßen.
„Sie sind Dr. Sanders?“
„Ich bin froh, daß Sie so schnell gekommen sind. Nehmen Sie bitte Platz.“
Sanders betrachtete den energischen Mann hinter dem mit Papieren beladenen Schreibtisch. Er war ihm auf Anhieb sympathisch.
„Was ich Ihnen sage, muß natürlich unter uns bleiben, Sanders.“
„Selbstverständlich, General Ransom. Man hat mich schon in Washington darauf aufmerksam gemacht.“
„Okay.“ Der General zog einen Schreibtischkasten auf und legte ein braunes Kästchen auf den Tisch. Er zögerte kurz und öffnete den Deckel. „Sagen Sie mir Ihre Meinung dazu, Dr. Sanders.“
Sanders blickte in das Kästchen. „Kann ich es herausnehmen?“
„Bitte.“
Sanders nahm den Gegenstand heraus und betrachtete ihn eingehend. Es war ein V-förmiger, bearbeiteter Stein.
„Nun?“
„Ich nehme an, es handelt sich um etwas Wichtiges.“
Der General nickte.
Sanders wählte seine Worte vorsichtig. „Es ist offenbar ein Werkzeug. Es besteht aus einem harten Gestein und diente wohl als Schaber. Häute wurden mit solchen Werkzeugen abgezogen. Dieses Werkzeug ist nichts Ungewöhnliches.“
Der General lehnte sich vor. „Wie alt ist dieses Werkzeug?“
Sanders zuckte die Schultern. „Schwer zu sagen. Diese Werkzeuge wurden sehr lange benutzt. Der Stein kann hunderttausend Jahre alt sein, aber auch aus der Neuzeit stammen. Wenn Sie mir den Fundort und die näheren Umstände erklären, kann ich vielleicht helfen.“
„Dieses Werkzeug wurde mitten in einer Wüste gefunden.“
„In diesem Falle dürfte die Bestimmung des Alters nicht leicht sein.“
„Es handelt sich ganz bestimmt um ein Werkzeug?“
„Selbstverständlich. Ich kann mir aber nicht vorstellen, warum sich das Militär für primitive Kulturen interessiert.“
„Es hängt davon ab, wo sich diese primitiven Kulturen befinden.“
„Sind die Apachen wieder auf dem Kriegspfad?“
„Wenn es nur die Apachen wären!“ seufzte der General. „Sie sind Archäologe, Dr. Sanders. Was würden Sie tun, wenn Sie das Alter dieses Werkzeuges bestimmen wollten?“
„Ich würde die Fundstelle eingehend untersuchen.“
„Würden Sie einen solchen Auftrag übernehmen?“
„Wenn es wichtig ist. Ich habe allerdings ein Lehramt. Wo ist das Ding hier gefunden worden?“
Der General blickte Sanders lange an, ehe er sich zu einer Antwort entschloß.
„Auf dem Mars!“
Sanders starrte sein Gegenüber an. „Aber das bedeutet ja …“
„… daß wir auf dem Mars gelandet sind“, vollendete der General den Satz.
Sanders beruhigte sich bald. Eigentlich war es keine Überraschung, denn die Öffentlichkeit wartete schon seit langem auf eine Erfolgsmeldung. Aber das Werkzeug in seinen Händen gab ihm zu denken.
„Warum gerade ich? Ich bin kein Raumfahrer.“
„Das will ich Ihnen sagen. Die Aufklärung eilt. Wir dürfen den Fund nicht lange geheimhalten, sonst bekommen wir Ärger mit den Vereinten Nationen. Wir wollen aber erst wissen, was es mit dem Fund auf sich hat.“
„Es gibt eine Menge Archäologen.“
„Wir können Sie natürlich nicht dazu zwingen.“
„Warum haben Sie mich gewählt?“
„Sie sind vertrauenswürdig, Sanders. Außerdem sind Sie ein ausgezeichneter Fachmann, Sie sind gesund und …“
„Und?“
„Sie sind geschieden.“
Sanders ließ sich nicht anmerken, welchen Stich ihm diese Bemerkung versetzte.
„Ihre Eltern leben nicht mehr, zu Ihrem Sohn haben Sie keine besonders engen Beziehungen.“
„Das stimmt.“
„Sie arbeiten außerdem an einer kleinen Universität. Ihre Abwesenheit wird also nicht auffallen.“
„Mit anderen Worten: es wird nicht auffallen, wenn ich nicht mehr zurückkehre.“
„Ich würde es nicht so kraß ausdrücken, Sanders.“
Sanders legte das Steinwerkzeug in den Kasten zurück. „Ich werde tun, was ich kann, General.“
„Ich bin Ihnen sehr dankbar. Sie brauchen auch keine Angst zu haben. Wir bringen Sie wieder auf die Erde zurück. Colonel Ben Cooper wird die Maschine fliegen. Er hat die erste Landung auf dem Mars gemacht. Wir haben Platz für drei Mann. Sie können sich also einen
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