TS 96: Menschen auf fremden Sternen
geeigneten Mitarbeiter aussuchen.“
Sanders zögerte keinen Augenblick. „Das kann nur Ralph Carteries sein. Er wohnt in Santa Fé, ist achtunddreißig Jahre alt und ein ausgezeichneter Mann auf seinem Gebiet. Außerdem ist er unverheiratet.“
Der General schrieb alles auf und nickte. „Können Sie Ihre Angelegenheiten in zehn Tagen geregelt haben?“
„Ganz sicher.“
Die beiden Männer verabschiedeten sich mit einem kräftigen Händedruck.
*
Die zehn Tage gingen schnell vorüber. Sanders machte ein Testament, deponierte es bei seinem Anwalt und machte einen kurzen Angelurlaub. Während dieser Zeit rief er seinen Sohn Mark an. Es war ein Gespräch ohne Herzlichkeit. Er war froh, als er es hinter sich hatte.
*
Das Raumschiff startete zur festgesetzten Sekunde und jagte senkrecht in den Himmel. Schon nach einer Stunde war kein blauer Himmel mehr da.
Sanders dachte über sich nach. Er war vierzig Jahre alt. In dem Raumschiff fühlte er sich nicht ganz wohl. Hier war einfach nicht sein Platz. Auf dem Bildschirm sah er die Unendlichkeit des tiefschwarzen Raumes, die unzähligen Lichtpunkte, eine gleißende Sonne. Er kam sich einsam und verloren vor.
Der Atommotor arbeitete geräuschlos, doch das ungeheuer schnelle Vibrieren machte sich im Laufe der Zeit unangenehm bemerkbar. Magnete hielten ihn fest, aber die Folgen der Gewichtslosigkeit waren trotzdem spürbar. Erst ein Schluck Bourbon half ein wenig.
Ralph Carteries war ein muskulöser, blonder Riese. Ben Cooper nannte ihn „die größte Masse“ im Schiff. „Jetzt können wir uns endlich in Ruhe über das verdammte Steinwerkzeug unterhalten“, sagte er.
Sanders nickte. „Es kann einfach sein oder auch nicht, Ralph. Hier ist noch einmal die Vorgeschichte. Ein Raumschiff landet auf einem wahrscheinlich unbewohnten Planeten. Der Pilot findet nur Wüsten und eine für uns ungeeignete Atmosphäre. Kein Mensch kann dort existieren, wenigstens keiner von unserer Art. Aber der Pilot stolpert gleich bei seinen ersten Schritten über ein Steinwerkzeug. Es ist ein Wunder.“
„Vielleicht auch nur ein schlechter Scherz.“
„Daran habe ich auch gedacht. Aber wer soll unserem guten Cooper das Ding vor die Füße geworfen haben? Vor ihm war noch nie einer auf dem Mars. Wir müssen uns schon eine bessere Erklärung einfallen lassen.“
„Vielleicht wurde das Ding von einer Expedition zurückgelassen. Wahrscheinlich gibt es noch mehr Kulturen, die Raumschiffe hervorbringen können.“
„Und ausgerechnet eine solche Expedition läßt ein primitives Steinwerkzeug zurück? Ich habe eine bessere Erklärung. Das Werkzeug ist vor undenklichen Zeiten auf den Mars gebracht worden – und zwar von der Erde.“
„Unglaublich, was manche Leute für Phantasie entwickeln“, stöhnte Ralph. „Komm jetzt bloß nicht mit Geschichten von untergegangenen Zivilisationen, Atlantis und so weiter.“
„Wir müssen alles in Erwägung ziehen. Möglicherweise wurde das Werkzeug von der Erde geholt. Diejenigen, die es holten, sind längst verschollen und vergessen. Vielleicht gab es hier einmal blühendes Leben.“
„Dann müßten Spuren zu finden sein.“
„Natürlich! Auch Troja mußte ausgegraben werden.“
„Alles graue Theorie“, sagte Ralph.
„Es gibt noch mehr Möglichkeiten“, fuhr Sanders fort. „Nehmen wir an, die Menschheit stammt vom Mars. Als das Wasser knapp wurde, suchten sich die Marsbewohner eine neue Heimat auf der Erde.“
Ralph Carteries schüttelte heftig den Kopf. „Es gibt Gegenbeweise. Denke an den Australopithecus, den Pithecanthropus, den Sinanthropus und den Neandertaler!“
„Du kannst mich nicht von meiner Annahme abbringen, Ralph. Irgendeine galaktische Zivilisation hat das Ding mit Absicht zurückgelassen, wahrscheinlich als Intelligenztest für spätere Finder.“
„Du bist ein Phantast.“
„Was denken Sie wirklich, Doc?“ fragte Cooper.
Sanders zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht.“
Sie sprachen nicht mehr darüber und pokerten mit magnetisierten Karten auf einem Metalltisch. Die Reise dauerte lange.
*
Siebzehn Tage später zogen sie die Schutzanzüge an und stiegen aus. Die Stille war unheimlich, denn es wehte nicht der geringste Hauch. Das Schiff war in einer braunroten Wüste gelandet. Es gab einige genügsame Pflanzen mit steinharten Blättern undgelegentlich ein paar weißen Blüten. Der Landeplatz lag auf einem steinigen Plateau, von dem sie die unendlich scheinende Wüste
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