TS 96: Menschen auf fremden Sternen
überblicken konnten. Der Himmel war dunkelblau, direkt über den Köpfen fast schwarz; in der Ferne schwebte eine schmutziggelbe Wolke.
Sanders sah sich blinzelnd um. Zum Glück hatte die Sichtscheibe Filter, die die Augen schützten. Die Sonne leuchtete grell in jede kleine Spalte und brannte unbarmherzig auf die wenigen Pflanzen herab.
Sanders war überwältigt. Er erkannte die Einmaligkeit des Erlebnisses. Den beiden Männern neben ihm schien es nicht anders zu gehen. In ihren Schutzanzügen wirkten sie wie ungeschickte Monster.
„Machen wir uns auf die Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, hörte er Ralph sagen. Die Stimme klang merkwürdig gepreßt und unnatürlich aus dem winzigen in den Helm eingebauten Lautsprecher.
Die Aufgabe kam ihm plötzlich sinnlos vor. Auf der Erde gab es noch vieles zu erforschen, aber er stand nun auf einem großen Planeten und sollte etwas Bestimmtes suchen. Plötzlich wurde ihm bewußt, wie groß der Mars war.
„Können Sie die Stelle beschreiben, wo das Werkzeug lag, Ben?“ fragte er den Piloten.
Cooper schüttelte den Kopf. „Ich bin ungefähr in der gleichen Gegend niedergegangen. Die Stelle kann sich in einem Umkreis von fünfzig Meilen befinden. Mit dem Hubschrauber müßten wir sie finden. Ich habe die Stelle mit Steinen markiert.“
Sanders sah sich unsicher um. Im Augenblick herrschte Windstille. Er wußte aber, daß es auf dem Mars gewaltige Sandstürme gab. Die Umstände waren für einen Archäologen alles andere als günstig.
„Was machen wir, Ralph?“
Ralph stemmte die Hände in die Hüften. „Der Schaber wurde an der Oberfläche gefunden. Es hätte wenig Sinn, im Sand herumzuwühlen. Wo das Ding gelegen hat, muß noch mehr sein.“
Sanders sah sich um. Sie konnten überall anfangen. Er bestaunte die Pflanzen. Sie mußten sehr tiefe Wurzeln haben, denn die Oberfläche war absolut trocken.
Die drei Männer trennten sich und gingen in verschiedenen Richtungen auf die Suche.
Sanders sehnte sich nach einer Zigarette. Sonst fühlte er sich aber ganz wohl. Er liebte die einsame Arbeit irgendwo in einer öden Gegend.
Die Sonne stand schon tief über dem Horizont, als er endlich etwas entdeckte und seine Gefährten zu sich rief. Er rührte nichts an und wartete. Ralph und Ben kamen heran und knieten nieder.
Viel war es nicht, was sie sahen. Sanders hatte eine etwas dunklere Stelle gefunden. In der Mitte der kreisrunden Stelle wuchs eine grüne Blume, und neben der Blume lagen Steinsplitter.
„Holt die Kamera!“ sagte Sanders aufgeregt.
*
Die Nacht war kalt und unheimlich. Die Männer schliefen im Schiff. Phobos wurde sichtbar, machte aber keinen großen Eindruck auf die Männer.
Am nächsten Tage begannen sie mit der mühseligen Arbeit. Sanders und Ralph kratzten den Boden Zentimeter um Zentimeter ab. Cooper hielt erst den Atem an, doch nach sechs Stunden ergebnisloser Arbeit wurde das Zusehen sehr langweilig. Der Sand wurde durch ein feines Sieb geschüttelt, damit nichts übersehen werden konnte.
Am ersten Tage fanden sie einen Steinsplitter.
Der zweite Tag wurde eine Enttäuschung, aber am dritten Tage stieß Ralph in einer Tiefe von dreißig Zentimeter auf etwas Hartes. Er steckte seinen Kratzer ein und setzte die Arbeit mit einem weichen Pinsel fort.
Sanders sah interessiert zu. Er hatte solche Szenen schon oft erlebt, nur nicht in so seltsamer Umgebung.
Ralph legte eine Waffenspitze frei. Sie maßen alles genau ab, zeichneten eine Karte und photographierten den Gegenstand, ehe sie ihn aufhoben. An den gut ausgearbeiteten Widerhaken war zu erkennen, daß es sich um eine Waffe handelte.
„Eine Pfeilspitze?“ fragte Ben.
„Dafür ist das Ding zu groß“, antwortete Ralph. „Obwohl die Spitze abgebrochen ist, mißt es fast zehn Zentimeter.“
„Vielleicht war es doch eine Pfeilspitze, und zwar die eines Riesen.“
„Laß den Unsinn, Sanders!“
Sanders registrierte den Fund und packte ihn sorgfältig ein. Sie arbeiteten fieberhaft weiter, fanden aber nichts mehr.
Zehn Tage wühlten sie die nähere Umgebung des Fundortes um und fanden eine weitere Spitze, zwei Schaber und einen Knochen. Der Knochen war sehr klein und bestimmt kein Menschenknochen. Töpfe oder sonstigen Hausrat fanden sie nicht.
„Der Knochen läßt sich diaologisch untersuchen“, sagte Sanders nachdenklich. „Das Zeug hier muß sehr alt sein.“
Ralph nickte. „Diese Sachen sind nicht erst hergeschleppt und eingegraben worden. Es muß sich um einen
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