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TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt

Titel: TS 97: Das Mittelalter findet nicht statt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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deutete.
    Schließlich gab es der Staatspolizist auf. Er gähnte. „Ach, meinetwegen, wäre sowieso scheußlich langweilig, ihn bis nach Ravenna zu schleppen. Besonders, wo jetzt die Moskitozeit dort anfängt. Es war mir eine Ehre, Herr Graf.“ Er verbeugte sich vor Honorius, nickte den anderen Anwesenden zu und entschwand.
    „Was tun wir jetzt mit ihm, da wir ihn haben?“ fragte Honorius. „Zeig die Anzeige her!“
    Der Schreiber brachte ein Stück Papier zum Vorschein und reichte es dem Grafen.
    „… und ferner, daß besagter Martinus Paduei sich in schlimmer Absicht mit dem Bösen zusammengetan hat, der ihn die diabolischen Künste der Zauberei lehrte, womit er die Bürger der Stadt Rom in Gefahr gebracht hat. Gezeichnet Hannibal Scipio von Palermo.“
    „War dieser Hannibal Scipio nicht einmal ein Mitarbeiter von dir?“
    „Ja, mein Herr und Graf“, erwiderte Padway und erklärte, unter welchen Umständen er sich von seinem Vorarbeiter getrennt hatte. „Er bezieht sich auf meine Druckerpresse. Ich kann leicht zeigen, daß es sich um ein einfaches, mechanisches Gerät handelt, das ebensowenig mit Zauberei zu tun hat wie Eure Wasseruhren.“
    „Hm“, machte Honorius, „das kann stimmen oder nicht.“ Er musterte Padway aus zusammengekniffenen Augen. „Deine neuen Unternehmungen waren ziemlich erfolgreich, nicht wahr?“
    „Nun ja, das könnte man sagen. Ich habe auch vielleicht eine Idee, die den Herrn Grafen interessieren könnte.“
    „Das klingt nicht schlecht. Lutetius, darf ich dein Büro benutzen?“
    Ohne auf eine Antwort zu warten, marschierte Honorius auf das Büro zu und gab Padway durch eine Kopfbewegung zu verstehen, daß er ihm folgen sollte. Der Beamte blickte ihnen mürrisch nach; offenbar ärgerte er sich über den Verlust seines Anteils an dem Handel.
    Honorius wandte sich Padway zu.
    „Du hattest doch nicht etwa die Absicht, deinen Gouverneur zu bestechen, oder?“ fragte er kalt.
    „Nun … äh … nicht gerade das …“
    Der Graf wirbelte herum. „Wieviel?“ herrschte er Padway an. „Und in was – in Juwelen?“
    Padway seufzte erleichtert. „Bitte, Herr Graf, nicht so schnell. Ich muß Euch das erklären.“
    „Hoffentlich taugt die Erklärung etwas.“
    „Es ist so: ich bin nur ein armer Fremder in Rom und lebe ganz von meinem Verstand. Das einzig wirklich Wertvolle, was ich besitze, ist dieser Verstand. Aber wenn man midi richtig behandelt, läßt sich daraus Kapital schlagen.“
    „Zur Sache, junger Mann.“
    „Hier gibt es doch ein Gesetz gegen Gesellschaften mit beschränkter Haftung, soweit es sich nicht um öffentliche Unternehmungen handelt, oder?“
    Honorius rieb sich das Kinn. „Wir hatten einmal ein solches Gesetz. Ich weiß nicht, ob es noch existiert. Warum fragst du?“
    „Nun, wenn Ihr den Senat dazu bringen könnt, dem alten Gesetz eine Ergänzung hinzuzufügen – ich glaube nicht, daß es nötig wäre, aber es sähe besser aus – könnte ich Euch zeigen, wie Ihr und ein paar andere Senatoren, die es verdienen, aus einer solchen Gesellschaft großen Nutzen schlagen könntet.“
    Honorius richtete sich auf. „Junger Mann, das ist ein miserables Angebot. Du solltest wissen, daß die Würde eines Patriziers nicht zuläßt, daß er Handel treibt.“
    „Ihr würdet keinen Handel treiben, Graf. Ihr wäret Aktionäre.“
    „Wir wären was?“
    Padway erklärte, wie eine Aktiengesellschaft funktioniert.
    Honorius rieb sich wieder das Kinn. „Ja, ich verstehe. An was für eine Gesellschaft hast du gedacht?“
    „An eine Gesellschaft für die Übermittlung von Informationen über lange Strecken – und zwar viel schneller als ein Bote reisen kann. In meinem Land nennt man das einen Semaphore-Telegraph. Die Gesellschaft bezieht ihr Einkommen von den Gebühren, die für private Nachrichten bezahlt werden. Es würde natürlich nicht schaden, wenn Ihr eine Unterstützung aus dem königlichen Schatz bekommen würdet, mit der Begründung, daß es sich um eine Institution handelt, die der nationalen Verteidigung nützt.“
    Honorius überlegte. Dann meinte er:
    „Ich möchte mich jetzt noch nicht festlegen; ich muß über die Angelegenheit nachdenken und mit meinen Freunden sprechen. In der Zwischenzeit wirst du natürlich hier in Lutetius’ Hut bleiben.“
    Padway grinste. „Herr Graf, Eure Tochter heiratet doch nächste Woche, oder?“
    „Ja, und?“
    „Ihr wollt doch, daß die Hochzeit in meiner Zeitung erwähnt wird, oder? Eine Liste der

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