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TS 99: Exil auf Centaurus

TS 99: Exil auf Centaurus

Titel: TS 99: Exil auf Centaurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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Baumstämme aus einer dicken Schicht schlüpfriger Nadeln hervorbrachen. Es gab kein Gebüsch, keine Deckung außer den Baumstämmen. Diese aber hatten unten keine Äste und standen ziemlich weit auseinander. Michael Wireman, der Newsted in einer Entfernung von etwa sieben Metern folgte, sah, daß dieser nach langer Pause wieder schnell ausschritt. Newsted war augenscheinlich nervös, schwang in den Hüften und schielte nach allen Seiten.
    Michael Wireman glaubte verstanden zu haben, daß die Stille ihm nicht behagte. Weit weg ertönte das Rattatata eines Spechts. Aber in der Nähe war kein Geräusch zu vernehmen.
    Newsted bedeutete ihm unauffällig stehenzubleiben. Dann bewegte er sich langsam weiter, während Michael Wireman wie erstarrt dastand.
    Der Schuß, als er kam, klang dumpf. Das Geschoß streifte Newsteds linken Arm, warf ihn zu Boden und schlug dann in eine Kiefer ein. Newsted lag einen Augenblick lang zuckend am Boden, schüttelte heftig den Kopf und war dann plötzlich mit einem Sprung beim nächsten Baum.
    Wieder war es ganz ruhig geworden. Michael Wireman hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Er stand noch genau am selben Fleck, geduckt, sein C.S.O.-Gewehr schußbereit. Er sah nichts als den Busch unmittelbar vor sich, den lichten Wald hinter sich und Newsted an den Baum gelehnt. Er bemühte sich, die Schußlinie festzustellen: begann mit der Kugel im Baum, nahm als nächsten Punkt Newsteds Oberarm und zog diese Linie dann bis hinaus zu den Baumästen. Obwohl er das Versteck, aus welchem der Schuß gefeuert worden war, nicht entdecken konnte, stand doch ziemlich sicher fest, daß niemand ihn sehen oder gesehen haben konnte.
    Hätte sich irgend etwas Neues ereignet, wäre Michael Wireman wahrscheinlich geblieben, wo er war. So aber rührte sich nichts. Es schien, daß nur wenige Angreifer da waren, die auf den Widerstand auch nur eines einzigen Verwundeten achtgeben mußten.
    Michael Wireman fand das logisch. Ein größerer Trupp hätte sie beide entdeckt, sie umzingelt und aus mehreren Richtungen beschossen. Das war aber nicht der Fall.
    Ratata! Wieder vom Specht. Eine Blutlache bildete sich um Newsteds linken Arm und floß von dort über die braunen, glänzenden Nadeln. Ein einladender Spalt zwischen zwei Büschen zu seiner Rechten setzte Michael Wireman in Bewegung. Er öffnete den Mund weit, atmete leise und tief ein und tat den ersten Schritt.
    Das war das schwierigste gewesen. Mit der übertriebenen Vorsicht eines Amateurs kroch er weiter. Oft hielt er inne, um sich zu vergewissern, daß niemand ihn sehen konnte. Waren seine Überlegungen falsch gewesen, waren viele Feinde zwischen den Bäumen versteckt, so mußte er sterben, das wußte er.
    Die Vorsicht, die Anspannung, die Erwartung eines Kampfes, das alles wühlte in ihm.
    Plötzlich stieß er auf sie. Zwei Männer bewegten sich hinter Bäumen, die starren Blicke auf Newsteds Bündel gerichtet, das offen dalag. Im selben Augenblick hatte ihn einer gehört. Michael Wireman sah, wie ihn das Entsetzen packte. Er gab einen erstickten Schrei von sich und rollte zur Seite.
    Hätte er nicht zum Gewehr gegriffen, vielleicht wäre er am Leben geblieben. So aber schloß sich Michael Wiremans Faust um den C.S.O.-Gewehrkolben. Krampfhaft betätigte er den Abzug und sprühte sein Feuer über sie und den Boden und beobachtete das Aufspritzen der Kiefernadeln.
    Einen Augenblick später fand ihn Newsted über die beiden Männer gebeugt. Es waren schmutzige, zerlumpte, bärtige Kerle. Er schaute zu Michael Wireman und lachte leise auf. „Was haben Sie gedacht, vor wem wir davonlaufen?“ fragte er. „Vor den Feinden?“
    „Ja“, antwortete Michael Wireman, „das hatte ich geglaubt.“
     
    *
     
    Im Halbdunkel kauerte Michael Wireman neben dem Bächlein im Tal zwischen den zwei Bergen. Der Rücken schmerzte ihn so, daß er sich nicht hinlegen konnte. Am Boden neben ihm lag das Gepäck, wo er es fallengelassen hatte. Sein Kopf brummte, und heißer Schweiß stand ihm auf der Stirn.
    Newsted, der am Ufer saß und die Armschlinge mit der rechten Hand und den Zähnen verknüpfte, schaute ihn von der Seite an.
    „Passen Sie auf“, sagte er, „die Feinde kommen nie herauf in diese Berge. Sie wären doch dumm. Noch nie hat viel dabei herausgeschaut, irreguläre, weit verstreute Truppen zu bekämpfen. Sie lassen uns in Ruhe … Und wir sie.“
    „Das ist ja sehr interessant“, murmelte Michael Wireman. „Da bleibt euch also genug Zeit, untereinander zu

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