Tschoklet
aufgehängte Glocke. Er brüllte: »Feueralarm, Feueralarm!«, und von allen Seiten kamen Soldaten gerannt, um zu helfen.
»Es brennt am Nordende an der Straße!« Seine Stimme überschlug sich fast.
»Die Feuerwehr muss zum Gebäude D1508, dort ist Munition gelagert, auf der Straße hinter dem Zaun steht ein brennender Lastwagen! Sanitäter!« Er winkte einem schwarzen Soldaten zu. »Sie fahren auf die Straße Richtung Friedrichsfeld, es gibt angeblich Verletzte! Los doch!«
Wie in einem aufgescheuchten Wespenschwarm ging es rund um das Kasino drunter und drüber. Die zwei Tankwagen fuhren nach einigen Minuten mit heulenden Sirenen zum Mannschaftskasino, wo sich das angeblich brennende Nebengebäude D1508 befand, den halb leeren Mannschaftstransporter im Schlepptau.
Einige Soldaten hatten sich mit Fahrrädern zum Unfallort aufgemacht, andere wiederum zu Fuß und wunderten sich, dass die schwerfällige Werksfeuerwehr auf halber Strecke in die falsche Richtung abbog.
Captain Gruber stand mitten im Gemenge auf dem Platz und ruderte wild mit den Armen. Hinter ihm kam gerade sein Vorgesetzter Colonel James T. Goddard die Treppe vom Kasino heruntergelaufen und setzte sich hastig seinen Stahlhelm mit den aufgemalten weißen Adlern auf. »Gruber, was ist hier los?«, schrie er. »Ist der Krieg wieder ausgebrochen?«
»Colonel, angeblich ist draußen auf der Straße am Nordzaun ein Lkw verunglückt, brennt und bedroht das Munitionslager.«
»Okay, die Feuerwehr ist ja unüberhörbar unterwegs dorthin. Gehen Sie zurück ins Gebäude und übernehmen Sie die Telefonzentrale! Ich will ein Fahrzeug haben und selbst am Nordzaun nach dem Rechten sehen.« Er wandte sich von Gruber ab und schritt mit wichtigen Schritten zu den Fahrzeughallen. Der Adjutant des Colonel, Private Williamson, hatte bereits den Jeep gestartet und brauchte vor seinem Kommandeur nur noch kurz anhalten und ihn zusteigen zu lassen, um danach mit waghalsigem Tempo in Richtung Unfallort davonzubrausen.
Edwards blickte in dem Halbkettenfahrzeug kurz von seinen zahlreichen handgekritzelten Notizen auf, sah Vickers von der Seite an und fragte: »Haben Sie das auch gerade gehört? Das war doch eine Detonation?« Vickers zuckte mit den Schultern, warf einen kurzen Kontrollblick auf seine Fahrzeuginstrumente und starrte dann wieder geradeaus. Die kurvige Straße durch den finsteren Fichtenwald erforderte volle Konzentration, obwohl das Halbkettenfahrzeug sehr geländegängig war, wollte er keinen Baum umfahren. An einigen Stellen waren die schweren Reifenabdrücke des Abschleppwagens noch am unbefestigten Straßenrand zu sehen. Machnauer hatte wohl auch die Kurven geschnitten.
Als Colonel Goddard an dem Unglücksort ankam, bot sich ihm ein flammendes Inferno. Der direkt an den Zaun angrenzende große Geräteschuppen neben dem Munitionsbehälter stand meterhoch in Flammen. Gruber hatte in der Hektik die am Telefon genannte Gebäudezahl verdreht und somit die Feuerwehr an die falsche Stelle geschickt. Da diese aber erst am Ende des langen Wirtschaftsgebäudes wenden konnte, um den Weg zurückzufahren, hatten sie kostbare Zeit verloren. Sie hatten das Feuer zwar sehen können, doch die Entfernung von hundertachtzig Metern durch einige hohe Ligusterhecken und hinter anderen Gebäuden war einfach zu viel für die Pumpen. So mussten die bereits anwesenden Personen vor Ort mit anschauen, wie das Feuer sich langsam zum Munitionsbehälter durchfraß, ohne dass es jemand daran hinderte. Mehrere Soldaten hatten geistesgegenwärtig die Türen des Behälters geöffnet und waren dabei, mit einer viel zu kurzen Personenkette die Munition abzutransportieren. Der letzte Mann in der Kette warf die schweren Holzkisten einfach hinter sich auf einen Haufen.
Nach unendlichen Minuten der puren Hektik erschien das erste Tankfahrzeug der Kasernenfeuerwehr, hintendrein fuhr der Mannschaftstransporter. Der zweite Tanklaster war beim Wenden mit den linken Rädern am Geländer der Seitentreppe zum Kantinengebäude hängen geblieben und konnte sich nicht mehr lösen. Nach mehreren Versuchen brach die Hinterachse des Tankers und das Fahrzeug war nicht mehr fahrtüchtig. Fluchend sprang die Besatzung heraus und machte sich zu Fuß auf den Weg zum Feuer.
Colonel Goddard hielt es für seine Pflicht, bei der Personenkette zum Munitionstransport selbst mit anzufassen, doch das Feuer kam so schnell näher, dass die Arbeit nach kurzer Zeit wieder eingestellt werden musste. Die ersten Flammen
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