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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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ein furchtbares Schicksal erspart hatten.
    »Passt auf, Al Wassoud trinkt seinen nächsten Kaffee mit unserem Waschpulver!« Er wandte sich zu dem ebenfalls lachenden Roebuck.
    »Tony, so was nenne ich Völkerverständigung!«
    »Hast du dem Frenchy die ganzen feuchten Zigaretten gegeben? Du bist unmöglich, Hucky.« Er klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter und rief zu den anderen herumstehenden Soldaten: »Jungs, Captain Edwards will, dass wir in spätestens zehn Minuten weiterfahren! Also, noch eine Zigarette, danach alles einsteigen!« Corporal Roebuck rauchte seine Zigarette sehr ungern während der Fahrt, weil ihm einmal durch den Fahrtwind die Glut nach hinten geweht wurde und anschließend die halbe Abdeckplane des Dodge abgebrannt war. Seit diesem Tag fuhren sie mit einem umfunktionierten Tarnnetz, unter dem es aber sehr zugig und feucht werden konnte, da es nicht mehr wasserdicht war. Edwards hatte ihn damals vor allen Leuten angeschrien und zur Schnecke gemacht, zudem eine Strafarbeit in Form von Dauerküchendienst und Abwasch verhängt.
    Nachdem er seine Zigarette außerhalb des Dodge geraucht hatte, scheuchte er die Privates Piece und Boone zurück zu den Fahrzeugen. Er selbst schwang sich erst in den Dodge hinein, als der Fahrer schon Platz genommen hatte und ungeduldig wartete. Dann machte er es sich auf dem Beifahrersitz bequem und raunzte: »Los, Jimmy, auf geht’s!«
    Am Ende der Straße, einige Kilometer entfernt und außerhalb der Sichtweite von Captain Edwards Leuten, fuhr der französische Lastwagen in die Falle, die eigentlich den Amerikanern gestellt worden war. Als das rechte Vorderrad über die Kontaktdrähte der deutschen Panzermine fuhr, detonierten mehrere Kilo Sprengstoff in der Straßenmitte und rissen den Kühler, die Vorderachse, das Fahrerhaus und den Motor aus ihren Verankerungen heraus und verteilten sie fein zerlegt auf der Straße und im angrenzenden Zaun der ehemaligen Panzer-Kaserne im Norden von Schwetzingen. Eine große Wolke aus Staub, Rost, Erde, Rauch und Feuer breitete sich durch die Bäume in den Himmel aus. Die trockene Holzrückwand eines Schuppens auf der anderen Seite des Zauns fing an zu brennen.
    Muhammad Saidi Al Wassoud war sofort tot, als die Beifahrertür ihn im Fahrerhaus zerquetschte, Corporal Jean Machnauer wurden durch die Wucht beide Beine abgerissen, während es ihn aus dem Fahrzeug schleuderte. Er verblutete nach kurzer Zeit im Straßengraben. Der Rest des Abschleppwagens ging in einer glühenden Hölle aus brennendem Hydrauliköl, Benzin und Schmierfett auf. Nur ein paar Dosen mit amerikanischer Tomatensuppe rollten unversehrt die Straße hinab.
    An einem Straßenrand auf einer Hauptstraße im Norden Schwetzingens saß ein US-Soldat auf einer Harley Davidson und nahm gerade einen Schluck aus seiner Wasserflasche. Der überhitzte Motor tickte unregelmäßig in der Mittagsstille vor sich hin. Aus der Ferne bemerkte er den dumpfen Widerhall der Explosion und die pechschwarze Rauchsäule, die hinter den Häusern aus dem Wald aufstieg. An vielen Stellen des Ortes begannen die Hunde zu bellen.
    Mit einem Grinsen im Gesicht startete der Soldat den bulligen Viertakter, wendete sein Motorrad auf der Straße und fuhr pfeifend in Richtung des Schwetzinger Schlosses davon.

Kapitel 4
     
    Schrilles Telefongeklingel hallte durch das Treppenhaus des Kasinos. Sergeant Charles Gruber schloss gerade die Tür der Teeküche und lief mit dem dampfenden Becher in der Hand zu dem Schreibtisch, wo das Telefon stand. Als er sich meldete, schrie der Anrufer am anderen Ende ihn an: »Hier ist Major Dickins von der Instandsetzung. Auf der Straße von Mannheim hat es einen Unfall gegeben! Ein Fahrzeug brennt! Lassen Sie sofort die Feuerwehr kommen, um den Brand zu löschen. Direkt am Zaun steht ein Munitionsbehälter! Das Ganze ist am Gebäude D5018! Los, beeilen Sie sich!« Dann hängte er auf.
    Die Feuerwehr in der deutschen Panzer-Kaserne bestand aus zwei US-Tanklastern mit jeweils knapp zehntausend Litern Löschwasser, das aus dem Leimbach in Schwetzingen abgepumpt worden war, und einem Mannschaftstransporter mit zwölf Soldaten. Diese hatten einige Stunden Löschausbildung mit einer tragbaren Motorpumpe bekommen, waren jedoch hauptsächlich für den Wachdienst zuständig. Gruber rannte durch die großen Holztüren die Marmorstufen hinunter auf den Platz vor dem Kasino-Gebäude und schlug dort mit einem Stück Metallrohr gegen die notdürftig an einem Stahlträger

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