Tschoklet
Hautregionen eingedrungen, nichts Lebensbedrohliches.
Nachdem die Sanitäter und einige Helfer die verbrannte Leiche von der Straße entfernt hatten, kam aus der Kaserne ein Pionierpanzer gefahren, der den zerstörten Abschleppwagen der Franzosen mit einer Kette auf seinen Haken nahm und das Fahrzeug mit einem schauderlichen Quietschen und Knirschen über den Weg in die Kaserne zog.
Edwards und der Scout-Konvoi hatten es vorgezogen, direkt über den umgerissenen Zaun in das Kasernengelände zu fahren, so sparten sie sich den Anblick des Abschleppwagens. Die zwei Fahrzeuge parkten vor dem Kasino, Edwards stieg sofort aus und ging ohne Umwege zu Colonel Goddard in das Obergeschoss, um Bericht zu erstatten und Informationen auszutauschen. Der erstaunte Sergeant Gruber blieb mit offenem Mund hinter seinem Schreibtisch stehen. Der Captain hatte ihn im Vorbeilaufen keines Blickes gewürdigt. Roebuck war ihm in den Vorraum gefolgt und blieb vor Gruber stehen.
»Haben Sie mal kurz Zeit? Wir haben zwei tote Kameraden auf unserem Dodge. Können wir die hier lassen, damit sie anständig beerdigt werden?«
»Woran sind sie denn gestorben?«
»Kurz vor Friedrichsfeld hat ein Scharfschütze auf unser Scout Squad geschossen. Erst Private Preston, der Dolmetscher, dann Corporal Miller, unser Funker. Das Funkgerät ist auch hin.«
»Woher wollen Sie wissen, dass es ein Scharfschütze war?«
»Die Leute fielen einfach um, ohne dass wir einen Schuss hörten. Einfach so. Habe mal etwas über Scharfschützen gelesen. Die benutzen so ein neu entwickeltes Gewehr, welches scheinbar kein Geräusch von sich gibt. In einer großen Spule unseres Funkgeräts steckt noch eins der Projektile.«
»Wir haben hier einen Master Sergeant, der Waffenspezialist ist, soll der sich das mal anschauen, Corporal?«
»Das wäre gut, ich vermute, der Schütze ist aus den eigenen Reihen. Er wusste genau, wie Edwards reagieren würde.«
»Edwards?«
»Ja, Captain Edwards. Mein Vorgesetzter. Er kam kurz vor mir hier rein. Haben Sie ihn nicht gesehen?«
»Doch, aber er hatte es sehr eilig und rannte gleich hoch zum Kommandeur!« Er machte mit dem Kopf eine Bewegung noch oben. »War wohl sehr wichtig!«
»Hat der Colonel oben Telefon?«
»Nein, aber eine gute Funkanlage und einen Technical Specialist.«
»Gut, dann weiß ich, was die zwei da oben machen. Wir bekommen noch neue Leute und Material.« Er klärte Gruber über die Scouts auf und ließ ihn wissen, welch wichtige Mission sie zu erledigen hatten.
»Halten Sie Ausschau nach einem Soldaten mit einer langen, dünnen Tasche auf dem Rücken, das ist ein Scharfschütze«, bemerkte Roebuck im Hinausgehen. Danach drehte er sich um, winkte Gruber kurz zu und verließ den Vorraum. Gruber nahm den Telefonhörer zur Hand, wählte eine kurze Nummer und sagte: »Hallo, Wilson, in einigen Minuten kommt ein Corporal von den Scouts mit einem Dodge zu Ihnen. Das Funkgerät ist kaputt geschossen. Die Kugel steckt angeblich im Inneren. Schauen Sie sich das mal an und geben Sie mir Bescheid! Es ist wichtig!« Daraufhin legte er auf.
Corporal Roebuck verließ gerade das Kasino über die große Freitreppe, woraufhin er sah, dass ein paar Sanitäter gerade die Leichen von Preston und Miller von der Ladefläche des Dodge zogen und auf zwei mitgebrachte Bahren legten. Anschließend schoben sie die Bahren in das Sanitätsauto. Roebuck blieb kurz stehen, hob die Hand zum militärischen Gruß und blickte andächtig in den Himmel. Einer der Sanitäter bemerkte dies, wischte sich die Hände an seiner Hose ab und trat auf Roebuck zu.
»Waren das Ihre Leute?« Der schwarzhäutige Sanitäter schaute ihn betroffen an. »Wir werden dafür sorgen, dass sie ein anständiges Begräbnis bekommen. Der Rückflug der gefallenen Soldaten nach Hause erfolgt fast täglich. Die Dog Tags {6} haben wir schon an uns genommen, die Familien werden später informiert.«
»Sagen Sie ihren Müttern, dass sie Helden waren, sie haben uns heute allen das Leben gerettet.«
Kapitel 5
Mit zwei großen Schraubenziehern und einem Hammer war Master Sergeant Wilson ausgerüstet, als er das demontierte Funkgerät auf den zerkratzten Werkzeugtisch legte. Nachdem er die verbogene Frontplatte mit Millers getrocknetem Blut vorsichtig abgenommen und die beiden Glaskörper entfernt hatte, schlug er kräftig auf die freigelegte Kupferspule ein und hebelte das Projektil vorsichtig aus den störrischen Kupferdrähten heraus. Die Vorderseite des Geschosses
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