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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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hatte, bevor er die Bombe mit seiner Konstruktion aus dem Gebäude rollen ließ. Er stand auf, lief zu dem massiven Eichenschrank, den die deutschen Offiziere hier hinterlassen hatten, und öffnete ihn. Außer seiner Paradeuniform und zwei grünen Hemden war die Kleiderstange leer. Verdammt! Die Jacke war ja in die Wäscherei gebracht worden! Und das Buch war hoffentlich noch drin! Wilson schlug mit der Faust gegen den Schrank. In der ganzen Hektik hatte er das alles vergessen! Captain Edwards würde sicherlich gerne wissen wollen, was Boone sich Wichtiges notiert hatte. Er zog sich hastig seine Ersatzjacke an und rannte aus seinem Zimmer herunter zu den Fahrzeugen. Als er zur Tür ins Freie hinaustrat, stieß er direkt mit Colonel Goddard zusammen, der gerade das Gebäude betreten wollte. Der Colonel hatte heute seinen Kampfanzug an, nicht wie gewohnt die braune Ausgehuniform.
    »Wilson, gut, dass ich Sie treffe! Der gefangene Soldat hat sich letzte Nacht in seiner Zelle erhängt!«
    »Ja, ich habe es schon erfahren. Der Wachsoldat hat einen Funkspruch losgelassen. Er ist mächtig erschrocken.«
    »Hat er gesagt, dass der Scout die Zelle mit seinem Blut verschmiert hat?«
    »Nein, hat er nicht.«
    »Er hat die Wörter ›NICHT SCHULDIG‹ mit Ausrufezeichen an die Wände gemalt! Mit seinem eigenen Blut! Was soll das bedeuten?«
    »Ich bin überfragt. Boone benahm sich hier sowieso etwas seltsam.«
    Der Colonel drehte sich um und beide liefen die Treppe nebeneinander hinunter zu dem wartenden Jeep.
    »Wilson, setzen Sie sich mit Letchus in Verbindung! Der soll mal Edwards fragen. Ich möchte noch mehr Informationen.«
    »Ja, Sir, ich kümmere mich darum.«
    »Wilson, noch etwas. Sagen Sie nichts zu Gruber! Wenn der es weiß, wissen es kurz darauf alle in der Kaserne! Er kann seinen Mund nicht halten.«
    »Okay, ich denke daran.«
    Der Colonel klopfte Wilson vertrauensvoll auf die Schulter, nickte ihm noch mal zu und setzte sich wieder in den Jeep. Master Sergeant Wilson sah ihm noch hinterher, bis er aus seinem Blickwinkel verschwunden war, dann machte er sich zu Fuß auf zur Wäscherei am anderen Ende der Kaserne.
    Der kleine Konvoi mit den zwei Fahrzeugen der Scouts hatte inzwischen halb Schwetzingen durchquert, Edwards hatte die Route so gewählt, dass die Fahrzeuge an dem nur gering beschädigten Schloss vorbeikamen.
    »Vickers, schaun Sie mal nach rechts!«
    Der Fahrer drehte seinen Kopf, Hucky auf der Ladefläche der Halbkette tat es ihm gleich und wandte sich von der Landkarte ab.
    »Wow! Das haben die Deutschen gebaut?«
    »Ja, aber schon vor ein paar Hundert Jahren. Das ist Qualität!«
    Hucky schaute Edwards erstaunt an. »Die Bauernhäuser hier in den Straßen mit den sichtbaren Holzbalken sind doch nicht so alt? Zumindest keine dreihundert Jahre.«
    Edwards drehte sich zu Vickers: »Die Deutschen haben das alles früher gebaut. Heute kriegen die nur noch Bunker und Industrieanlagen hin! Diese Balkenhäuser haben teilweise mehrere Jahrhunderte auf dem Buckel!«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe es gelesen. Die Häuser mit den Balken nennt man Fachwerkhäuser. Sind teilweise fast vierhundert Jahre alt, wie das Schloss. Auf dieser Straße hier sind zum Beispiel schon die Römer gefahren! Da gab’s das Schloss aber noch nicht. Vickers, fahren Sie am Ende der Straße rechts auf die Zähringer Straße.«
    »Cäsar? Aber die Römer sind doch schon fast zweitausend Jahre weg!«, warf Hucky dazwischen.
    »Nein, die Römer waren noch ein paar Jahrhunderte nach Christus hier unterwegs. Die hatten links und rechts vom Rhein ein eigenes, riesiges Straßennetz gebaut. Mit Wegweisern, Kilometersteinen, Gasthäusern und Herbergen. Wir würden heute Motels dazu sagen«, Edwards grinste in die Runde. »Die großen Römerstädte in Deutschland waren Köln, Mainz, Aachen, Koblenz, Trier und viele mehr. Es gab sogar eine befestigte Grenzlinie. Könnt ihr euch noch an Bleidenstadt am Rhein, nördlich von Wiesbaden, erinnern? Wo wir innerhalb von einer dreiviertel Meile zwei kaputte Reifen wechseln mussten? Dort gab es diesen langen Grenzwall und einen römischen Steinturm, den die Nazis unsinnigerweise kurz vor unserer Ankunft gesprengt haben. Zweitausend Jahre stand er da und dann kommt so ein deutscher Hornochse und zerstört ihn! Diese Grenze ging quer durch Deutschland. Von Koblenz bis Regensburg. Erst als die Germanen, nördlich der Linien, zahlenmäßig zu stark wurden, zogen sich die Römer wieder zurück. Habt

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