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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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ihr in Mannheim den Hinweis nach Ladenburg gesehen? Ladenburg hieß bei den Römern Lopodunum oder so und war eine große, reiche Stadt. Die hatten sogar eigene Thermen und ein Theater.«
    »Thermen?«
    »Ja, ein überdachter Pool mit Heizung. Halb nackte Mädchen, Dampfbad, Massage, Fußbodenheizung! Stellt euch das mal vor! Vor über zweitausend Jahren!«
    »Unglaublich! Da haben wir echt was verpasst!«
    Edwards lachte laut, doch plötzlich wurde er wieder ernst, schaute sich ein paar Mal um und stieß Vickers von der Seite an: »Sagen Sie mal, wo sind wir hier eigentlich? War da nicht vorhin eine Abzweigung? Wo fahren Sie eigentlich hin?«
    »Weiß nicht! Hätte ich da abbiegen sollen? Sie sagten vorhin nur was von der Za… Zi… von einer Straße rechts abbiegen. Dann waren wir aus Schwetzingen raus. Rechts war die ewig lange Mauer des Schlossgartens. Dann kam noch ein großes, würfelförmiges Haus mit elektrischen Leitungen dran. Ein Schild habe ich nicht gesehen. Vielleicht kommt noch eins, wenn der Wald zu Ende ist.«
    Edwards faltete verschiedene Karten auf und wieder zu. »Entweder sind wir jetzt hier oder da. Hinter dem Wald müsste Hockenheim kommen. Und die Zonengrenze. War da unterwegs schon das weiße Schild, Vickers?« Er deutete auf verschiedene Stellen auf der Landkarte. »Mensch, Joey! Sie müssen auch mitdenken! Wenn ich abgelenkt bin, müssen Sie mal eine Entscheidung treffen können!«
    »Ohne Karte? Ich weiß doch gar nicht, wo ich langfahren soll! Sie sagen doch immer, ob links oder rechts rum! Also fahre ich links oder rechts. Und wenn die Karre kaputt ist, repariere ich sie. Sie müssen mir eben sagen, wo’s langgehen soll!«
    »Ja, ja, Joey. Halten Sie einfach an, wenn der Wald da vorn aufhört!«
    Vickers verstummte und schmollte.
    *
     
    Wie konnten die das in Schwetzingen überleben? Ich hatte doch alles genau berechnet. Wo kam das andere Fahrzeug bloß her? Verflucht, jetzt wissen sie vielleicht schon Bescheid. Ich muss vorsichtiger werden. Da hinten steht ein zerstörtes Haus, da stelle ich das Motorrad rein und warte, bis sie an mir vorbeikommen. Sie müssen an mir vorbei! Edwards nimmt immer den kürzesten Weg.
    *
     
    Nach einigen Minuten Fahrt des Schweigens lichtete sich der dunkle Fichtenwald und die Fahrzeuge fuhren wieder in den von der Sonne beschienenen Teil. Rechts der Straße öffnete sich ein riesiges Spargelfeld mit seinen regelmäßigen, kniehohen Erdwällen, in einiger Entfernung auf der linken Seite sah man die Häuser einer Ansiedlung. Einige Fahrräder und zwei Handkarren lehnten hintereinander in dem ausgetrockneten Straßengraben. Zwischen den Hügeln waren ein paar Frauen in gebückter Haltung damit beschäftigt, den hier angebauten Spargel zu ernten und die Stechlöcher wieder sauber mit einem Holzbrett zu verschließen. Ein paar kleine Kinder sprangen zwischen den Wällen umher und sammelten die weißen Stängel ein. Sie legten sie in die mitgebrachten Körbe.
    Als die Militärfahrzeuge mit lautem Getöse aus dem Wald herausgedonnert kamen und anhielten, unterbrachen die Bäuerinnen ihre Arbeit und schauten zu den Soldaten auf der Straße hoch. Die zwei Kinder drängten sich hinter eine Frau mit Kopftuch an deren geblümten Rock und schauten ängstlich dahinter hervor. Andere Kinder weiter hinten hockten sich auf den Boden oder versteckten sich hinter weiteren Frauen.
    Edwards öffnete die Beifahrertür und sprang mit seinen Straßenkarten heraus, um sie auf der Motorhaube auszubreiten. Die Frauen auf dem Feld beachtete er nicht. Vickers zündete sich hinterm Steuer eine Zigarette an und stieg schließlich widerwillig aus. Von den hinteren Fahrzeugen näherten sich Roebuck, Jonas, Letchus und Piece. Hucky stieg nach vorne durch das Dach und setzte sich vor dem MG auf die hochgeklappte Stahlplatte mit den Sichtschlitzen, die Füße stellte er auf die Motorhaube.
    Letchus ging gleich zu Edwards und sprach ihn an: »Captain, Master Sergeant Wilson hat sich per Funk gemeldet. Er hatte interessante Neuigkeiten.«
    »Hatte er wieder neue technische Details über die Bombe für mich?« Er fasste sich stöhnend an den Kopf.
    »Nein. Er sagte, Private Boone hätte sich letzte Nacht in seiner Zelle erhängt!«
    »Was? Wollen Sie mich verarschen, Letchus?« Edwards blickte erschrocken von der Landkarte auf.
    »Nein! Boone hätte stundenlang geklopft und um Licht gebettelt. Er habe sich dann mit seinem Gürtel erhängt. Außerdem hatte er die Zelle komplett mit Blut

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