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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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Kaugummi aus der Uniform, teilte die Päckchen in einzelne Streifen und hielt diese den Kindern hin.
    »Chewing gum!«, flüsterte er und lachte. Ein kleiner Junge griff hastig nach den Streifen, dann zog er sich wieder zu seinen schüchternen Freunden zurück. Man teilte die hellbraunen Streifen brüderlich untereinander und steckte sie gleichzeitig in den Mund. Ein Strahlen ging über die Gesichter, als sich der süße Pfefferminz-Geschmack verteilte. Der großgewachsene Letchus beugte sich herunter, führte die Hand an den Mund, machte Kaubewegungen und deutete den Kindern an, nicht zu schlucken. Nach kurzer Zeit standen sie lachend und kauend um die Amerikaner herum. Gelegentlich atmeten sie in ihre hohlen Hände, um die Minze zu riechen.
    Einige Kilometer weiter, bereits hinter Neulußheim, hatte auch Vickers gemerkt, dass er keinen Verfolger mehr hatte. Kopfschüttelnd hatte Edwards ihm nahegelegt, zu wenden und wieder zurück in die Ortschaft zu fahren. Außerdem wurde ihm geraten, öfters in den Rückspiegel zu schauen. Auch Jonas bekam einen Anpfiff, denn dieser saß hinten auf den Kisten und rauchte, statt die Umgebung im Auge zu behalten.
    Sie entdeckten den quer auf der Alleestraße stehenden Dodge, Piece und Letchus unbewaffnet vor einem Holztor wartend und ein paar kleine Kinder, die um den Lastwagen herum Fangen spielten. Am Haus gegenüber lehnte eine alte Frau mit verschränkten Armen auf einem Kissen auf dem Fensterbrett und besah sich neugierig von oben die Soldaten. Roebuck saß noch im Dodge und unterhielt sich mit Händen und Füßen mit Christine, deren Oberkörper unter der Abdeckplane herausragte. Diese bemerkte auch als Erste das näherkommende Fahrzeug, zeigte mit dem Finger dahin und rief den anderen etwas zu. Als Letchus die Halbkette erblickte, griff er schuldbewusst nach hinten auf die Ladefläche und hängte sich die Thompson um, die irgendwie komisch roch. Roebuck bemerkte gleich, dass der Funker an der Maschinenpistole schnupperte und das Gesicht verzog, grinste aber nur.
    Kurz bevor die Halbkette quietschend vor dem Dodge zum Stehen kam, rief Jonas schon zu Piece herüber: »Hallo, könnt ihr nicht hupen wie vereinbart? Wir haben nichts gemerkt und sind weitergefahren! Was soll denn das?«
    Piece stemmte die Hände in die Hüften. »Ich habe ein paar Mal gehupt, aber von dir hat man nichts gesehen! Ich dachte, du sollst Ausschau halten! Du rauchst zu viel!«
    »Ich rauche nicht zu viel. Vickers ist außerdem zu schnell gefahren und …«
    Captain Edwards war inzwischen ausgestiegen, zündete sich auch eine Zigarette an und zischte Piece an: »Ich will hier keinen Streit, Jimmy! Okay, wir sind zu schnell gefahren und Jonas hat geraucht. Ende. Wir müssen an unserer Kommunikation arbeiten. Dringend. Vickers wird in Zukunft den Rückspiegel besser im Auge behalten und Jonas schränkt seine Sucht ein. Jonas, ab jetzt Rauchverbot während der Fahrt! Basta! Wenn Sie Fragen dazu haben, wenden Sie sich an Roebuck.«
    Als Edwards sich gerade an das Holztor lehnen wollte, wäre er beinahe mit der Tür in den Hof gestürzt, denn just in diesem Moment wurde sie wieder geöffnet und ein alter Mann stand in dem überdachten Durchgang. Über ihm hingen Maiskolben und gebundene Getreidegarben von dem Gebälk herunter, im Hintergrund dampfte ein kleiner Misthaufen neben dem Stall. Der Hof war mit groben, teilweise schon gebrochenen Steinplatten uneben gepflastert. An vielen Stellen wuchs Gras aus den Fugen. Piece informierte Edwards kurz über den Vorfall, dieser nickte, trat unaufgefordert in den Hof hinein und wandte sich dann in Deutsch an den Mann: »Guten Tag, US-Army. Einer meiner Männer hat hier angeblich jemanden winken sehen, als wir vorhin vorbeigefahren sind. Waren Sie das?«
    »Nein, mein Herr. Ich war die ganze Zeit im Stall bei den Pferden. Unsere Stute hat heute Morgen ein Fohlen bekommen. Vielleicht war es Wilhelm von gegenüber?«
    Edwards übersetzte die Worte an Piece, doch der schüttelte schon seinen Kopf. »Nein, es war auf dieser Seite, Captain. Er hatte schwarze oder dunkelbraune Stiefel an und eine flache Mütze auf dem Kopf.«
    »Mister, wer hat hier dunkle Stiefel und eine Mütze?«
    »Das war ich!« Eine tiefe Stimme ertönte von der Straße. »Alfred, ist gut, ich habe den Soldaten gewunken. Ich erkläre dir nachher alles. Schau nach dem Fohlen, das ist wichtiger!«
    Edwards musterte kurz den jungen Mann mit der Nickelbrille und dem schwarzen Oberlippenbärtchen. Er

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