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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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Ordnung. Wir müssen aber Ihr Fahrzeug kontrollieren, weil wir schon seit Tagen den Schmuggel von Zivilisten verfolgen. Wir vermuten, dass etliche Frauen an unseren Grenzkontrollen vorbeigeführt werden. Diese Frauen verschwinden immer für einige Tage und kommen kurz darauf mit einer abstrusen Vergewaltigungsgeschichte zu uns. Angeblich wären sie von französischen Soldaten brutal missbraucht worden. Wir sind aber eine ehrenhafte Armee, so was kommt bei uns nicht vor. Alles nur Gerüchte von den Deutschen. Wir konnten bisher keinen einzigen Beweis finden. Verstehen Sie das?«
    Letchus sah den Franzosen mit einem engelsgleichen Gesicht an. »Monsieur, wir waren noch nie in der französischen Zone, wie sollen wir davon gehört haben?«
    »Sehen Sie! Nicht mal die gut informierte US-Army weiß davon! Wir sind von Verrätern umgeben! Die Deutschen sind alle Verräter! Die Frauen sind nur traurig, weil sie ihre Männer im Krieg verloren haben, und suchen sich jetzt unsere unschuldigen, jungen Soldaten. Das ist eine schlechte Moral!«
    »Monsieur, wir möchten nicht drängen, aber wir müssen weiter. Wenn wir einen Verräter an der französischen Armee treffen, sagen wir Ihnen Bescheid. Wir sind leider etwas in Eile.« Der Funker drehte sich daraufhin demonstrativ um und lief zurück zu seinem Fahrzeug.
    Doch der Wachmann blieb hartnäckig. »Warten Sie noch, wir müssen einen Blick in das Fahrzeug werfen!«
    »Nein, tut mir leid. Wir sind eine Spezialeinheit und haben keine Zeit für solche Dumm… äh Aktionen.« Letchus grinste. Er merkte, dass er sich gerade verplappert hatte.
    »Dummheiten, Monsieur? Sie halten unsere Kontrollen für Dummheiten?«
    »Ja. Ich halte Ihre Kontrolle für unsinnig und überzogen. Wir lassen uns von Ihnen nicht durchsuchen! Sie sind Alliierte und wir sind Alliierte. Kontrollieren Sie die Deutschen! Lassen Sie uns mit Ihrem Unsinn gefälligst in Ruhe. Wir haben dafür absolut kein Verständnis. Ende!«
    »Monsieur, ich mache Sie darauf aufmerksam, dass wir einen Befehl haben! Sie befinden sich im französischen Besatzungsgebiet! Wir müssen Ihre Fahrzeuge durchsuchen. Wenn Sie sich widersetzen, muss ich Sie festnehmen.«
    Letchus lachte laut, lief zu dem Mann im Anzug zurück, zündete sich demonstrativ eine seiner schwarzen Zigarillos an und blies dem Franzosen den Rauch ins Gesicht. Dann drehte er den Kopf zu Vickers und dem Captain und rief: »Wenn wir uns nicht durchsuchen lassen, will er uns festnehmen!«
    »Sagen Sie ihm, er soll sich nicht zum Affen machen! Wir haben keine Zeit für diesen Mist und er soll seine Klappe halten. Denkt er, er ist de Gaulle persönlich? Sagen Sie ihm, wir werden von General Pagezy erwartet, er soll uns jetzt fahren lassen! Verdammt! Letchus, noch was: Wir werden uns bei Henry persönlich über ihn beschweren! Er soll uns mal endlich seinen Namen sagen!«
    Letchus stellte sich stramm vor Captain Edwards und salutierte theatralisch. »Sir, ja, Sir!« Dann drehte er sich zu dem Franzosen um und gab den Befehl seines Vorgesetzten weiter: »Monsieur, wir haben direkte Order, uns heute Abend bei General Henry Pagezy in Karlsruhe zu melden. Aufgrund Ihrer Kontrolle werden wir wahrscheinlich zu dem Geheimtreffen zu spät kommen, um dem General die versprochenen Dokumente der amerikanischen Streitmächte zu übergeben. Sir, bitte nennen Sie uns Ihren Namen, damit wir später eine offizielle Beschwerde bei General de Lattre de Tassigny und de Gaulle gegen Sie machen können. So lautet mein Befehl, Sir!«
    Der Wachoffizier schluckte mehrfach und starrte Letchus mit aufgerissenen Augen durch die dicke Nickelbrille an. Er konnte nicht glauben, was er da gerade gehört hatte. Zögernd hob er die rechte Hand zum Gruß und flüsterte: »Offizier der französischen Polizei Barricourt, Commandant Alain Barricourt. Grüßen Sie die Generäle und bestellen Sie unsere besten Wünsche. Passieren Sie, Monsieur. Sie können weiterfahren!«
    Die beiden Schergen senkten lautlos die Waffen, Barricourt blieb im Stillgestanden und starrte Edwards auf dem Beifahrersitz durchdringend an. Vickers startete den Motor, schloss das gepanzerte Visier und setzte das Fahrzeug ruckelnd in Bewegung. Letchus war wieder nach hinten zu dem Dodge gespurtet und auf die Ladefläche gesprungen. Im Vorbeifahren grüßten er und Roebuck zackig den Kontrollposten. Als der Trupp den Ortseingang von Neulußheim erreicht hatte, lachten sie noch immer lauthals über die Franzosen und ihren komischen

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