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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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Anführer. Einige Bewohner gafften ihnen verwundert hinterher. Lachende Amerikaner hatte hier noch niemand gesehen.

Kapitel 9
     
    Verdammt, keiner hat sie gesehen! Ich habe Edwards doch sagen hören, dass sie nach Karlsruhe fahren wollen! Die Leute in dem Kaff da eben wussten auch nichts! Hier in der französischen Zone übersieht man doch keine Amerikaner! Ich habe noch extra nach dem Fahrzeug mit einem weißen Stern gefragt. Seltsam. Der Typ in der schwarzen Limousine hatte mich auch ganz komisch angeschaut, als sie mir entgegenkamen. Wie gut, dass ich wie ein Polizist aussehe. Jetzt fahre ich noch mal nach Schwetzingen und nehme die Nebenstraßen über Wiesloch. Irgendwann finde ich sie oder es gibt Zeugen, die mir helfen können.
    *
     
    »Letchus, du bist unmöglich!« Roebuck klopfte sich lachend auf die Schenkel. »Das mit dem General hat er dir tatsächlich abgenommen?«
    »Jaaaa!«, gluckste es von hinten durch die Plane. »Der Colonel hat mir mal was von dem erzählt. Der war ein Held im Ersten Weltkrieg, wurde ruckzuck zum General befördert. Was hätte ich denn erzählen sollen? Goddard hat die Story von Pagezy allen erzählt, sogar Edwards, der hat mich erst darauf gebracht!«
    »Aber er scheint noch sehr aktiv zu sein, da der Frenchy sofort strammstand, als der Name fiel!«
    »Unglaublich!« Er wischte sich die Tränen aus den Augen.
    »Ehrlich, unser Pfarrer in Brooklyn sprach genauso: Amosch, gnaube und du wirst genäutert werden!« Letchus prustete laut heraus.
    Plötzlich drehte Private Piece rasch seinen Kopf über die rechte Schulter. Roebuck verstummte und blickte ihn erstaunt an. »Ist was?«
    »Ja, ich glaube, der Mann da eben wollte, dass wir anhalten. Warum rast Vickers eigentlich so?«
    »Weiß nicht, ich habe den Mann gar nicht gesehen.«
    »Er hat mir zugewunken und bedeutet, ich solle anhalten!« Piece starrte in den äußeren Rückspiegel. »Der steht noch immer da und winkt uns nach.«
    »Dann drehen Sie um und wir fragen ihn.«
    Der Fahrer hupte kurz zweimal, damit die Kameraden in der Halbkette es mitbekamen, bremste den Dodge ab und wendete auf der Allee. Danach fuhr er gemächlich zurück, bis zu der Stelle, wo er den Mann zwischen den Bäumen hatte stehen sehen. Er war verschwunden.
    »Piece, hier ist niemand!«
    Der Funker hob von der Ladefläche aus die Plane hoch und sah sich suchend um. »Haben wir etwas verloren?«
    »Jimmy glaubt, es habe uns jemand anhalten wollen.«
    Letchus klopfte Piece auf die Schulter. »Siehst du Gespenster, Piece?«
    »Er war da. Ich bin doch nicht blöd.«
    »Okay, dann steig aus, klopf hier ans Hoftor und frag nach.«
    Piece rutschte etwas unsicher von seinem Fahrersitz herunter und zwängte sich hinter Roebuck durch aus dem Dodge heraus. Zögernd stand er im Schatten einer Platane vor dem dunkelgrün gestrichenen Tor, dessen Farbe abblätterte. Die Kameraden im Wagen spornten ihn an: »Los, anklopfen!«
    Der Soldat holte tief Luft und schlug dann ein paar Mal mit der Faust gegen das Holztor. »US-Army! Open the door! Shit!« Er starrte seine Faust an. Ein dicker Holzsplitter aus dem maroden Tor hatte sich in den Handballen gebohrt. Während er lauthals fluchte und von hinten aus dem Fahrzeug ausgelacht wurde, hörte man aus dem Hof des Hauses, wie ein Riegel betätigt wurde. Eine alte Frau mit Kopftuch öffnete quietschend und klappernd die kleine Tür darin, die Piece erst jetzt erkannte. Sie streckte neugierig den Kopf heraus und lächelte den Amerikaner an, der gerade versuchte, sich den Splitter aus der Hand zu ziehen.
    »Ham Sie geklopft?«
    »US-Army. Hello! Ich have hier Mann waving … winken? Mann? Hier?«
    Die Alte kicherte, dann nickte sie. »Warte Sie, I hol ’n.« Das Türchen wurde wieder zugeschlagen und verriegelt. Stille. Über ihm in den Ästen zwitscherten ein paar kleine Vögel, der abgestellte Motor des Dodge gab tickende Geräusche von sich.
    Mit der Spitze des Bajonetts operierte Piece den Holzsplitter aus dem Handballen und grummelte verärgert vor sich hin.
    Ein paar schmutzige Kinder aus der Nachbarschaft beäugten neugierig den Armeetruck und standen in einer kleinen Gruppe etwas abseits. Sergeant Letchus war inzwischen ausgestiegen und hatte sich wieder ein Zigarillo angezündet. Er lehnte sich an das Hinterrad und grinste die Kinder an. Diese tuschelten sichtbar über ihn, denn sie zeigten ein paar Mal mit dem Finger auf den Funker. Einen schwarzen Soldaten hatten sie wohl noch nicht gesehen. Er zog eine Packung

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