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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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Edwards beruhigte sich nicht. Der Dodge war schon wieder auf dem Rückweg zum Wald, um nach dem verloren gegangenen Dokument zu suchen. Fluchend und zeternd stand der Captain mit Vickers hinter der Halbkette und trank nebenbei einen Schluck Wasser aus der Flasche. Der Fahrer saß im Schneidersitz im Schatten des Fahrgestells, rauchte eine Zigarette und wischte sich grinsend den Schweiß von der Stirn. Gelegentlich brüllte er: »Ja. Sir!« Dabei blickte er verstohlen zu dem französischen Kontrollpunkt, doch von denen traute sich keiner herüber.
    Nach knapp zehn Minuten Pause stand er auf, nahm einen Hammer aus der Werkzeugbox, öffnete die rechte Motorhaube und drosch wie ein Verrückter auf den unter dem Motor liegenden Fahrzeugrahmen ein. Als er sich wieder aufrichtete, sah ihn der Captain fragend von der Seite an. Vickers zuckte mit den Schultern und schrie: »Ich habe jetzt Kreuzschmerzen und Kopfweh! War das laut genug, Sir?«
    »Ja, verdammt. Wir warten auf die anderen! Sie haben gut repariert!«, kam es lautstark zurück.
    »Danke, Captain! Es ist gut, wenn sich wenigstens einer mit der Maschine auskennt!«
    Roebuck hatte die Stelle erreicht, an der sie ihr Fahrzeug beschleunigt hatten. Er teilte alle Suchenden ein. Sogar Christine war aus dem Dodge ausgestiegen. Trotz ihrer fiebrigen Erkältung bestand sie darauf, den Jungs zu helfen. Roebuck küsste sie zärtlich und wies sie an, sich auf den Beifahrersitz zu stellen und sozusagen von oben Ausschau zu halten. Mit ihrem roten Kopftuch und Pieces Fahrerbrille sah sie lustig aus, war aber mit Feuereifer bei der Sache.
    Die Männer fuhren und liefen den Weg mehrmals ab, doch sie wurden nicht fündig. Enttäuscht blieben sie nach fast zwei Stunden mitten auf der Straße in der glühenden Nachmittagssonne stehen. Piece saß im durchgeschwitzten Unterhemd am Steuer und überlegte schon die ganze Zeit fieberhaft. »Anthony, ich habe irgendetwas übersehen. Wenn ich bloß wüsste, was …?«
    »Mike, ich weiß es nicht! Ich habe bei dem verdammten Rennen nur in meine Karten geschaut.«
    Christine war inzwischen mit einem erneuten Niesanfall ausgestiegen. Sie setzte sich auf die grüne Stoßstange und putzte sich die Nase. Als sie wieder aufstand, bemerkte sie, dass der Hosenboden ihrer Uniformhose ganz schmutzig geworden war. Auf der Suche nach der Ursache der doch eigentlich sauberen Metallteile warf sie einen kurzen Blick auf die Kühlrippen zwischen den Gitterstäben. Zwischen Hunderten von toten Fliegen, Wespen, Libellen und ein paar Schmetterlingsflügeln entdeckte sie ein kleines, längliches Röhrchen, welches aussah wie ein trockener Schilfhalm. Es war in eine kleine Nische zwischen dem Kühler und dem Vorderteil der Motorhaube gerutscht. Hätte die Sonne etwas höher gestanden, wäre ihr das gar nicht aufgefallen.
    Mit ihren schmalen Fingern griff sie zwischen den Gitterstäben hindurch in die staubige, heiße Ecke des Motorraums, die mit Sand, kleinen Steinchen und trockenen Blättern gefüllt war. Vorsichtig zog sie an dem vermeintlichen Schilfrohr und ein stark zerknittertes, eingerolltes und sehr sandiges Dokument mit den Unterschriften von de Lattre de Tassigny und Patton kam zum Vorschein. Mit einem Freudenschrei hielt Christine das Blatt in die Höhe.
    Piece rempelte den inzwischen erschöpft eingenickten Roebuck an. »Das war es, Tony! Es flog nicht über uns hinweg! Verdammt, es hing im Kühlergrill und deine Freundin hat es gefunden!«
    Wie ein Goldschatz wurde der inzwischen leicht zerfetzte Zettel gereinigt und sorgsam eingepackt. Roebuck und alle anderen Soldaten bedankten sich bei Christine mit einer Umarmung und herzlichem Schulterklopfen. Endlich hatte auch der eifersüchtige Corporal Jonas eine Gelegenheit, das Mädchen in die Arme zu nehmen, ohne das Missfallen von ihrem Freund zu erregen. Er genoss diesen kurzen Moment mit geschlossenen Augen und kostete ihn bis zur letzten Sekunde aus.
    Stolz, strahlend und mit einem Knicks übergab sie kurz darauf dem erleichterten Captain Edwards den Passierschein.
    »Sie haben uns gerettet, kleine Lady. Vielen Dank! Wir stehen tief in Ihrer Schuld. Ohne den Passierschein wäre unsere Tour hier und heute zu Ende gewesen.« Er machte einen eleganten Diener vor ihr und grinste sie breit an. Seine Augenlider flatterten und er wirkte sehr erleichtert.
    »Patton und Goddard hätten uns öffentlich teeren und federn lassen, das können Sie mir glauben!« Letchus goss sich den Rest seines Trinkwassers über

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