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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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den kahl rasierten Kopf. »Unehrenhafte Entlassung aus der Armee wäre da noch das geringste Übel.«
    Edwards nickte. »Können Sie sich vorstellen, wie es Harrison gerade geht, obwohl er eigentlich selbst Schuld hat an seiner Situation?«
    *
     
    Hoffentlich sind wir bald da! Noch ein Tag länger und ich sterbe. Die Wunde stinkt fürchterlich und der Kutscher wollte mich schon runterwerfen, als ich eingeschlafen bin. Er dachte sicherlich, ich sei tot. Gott sei Dank, dass ich ihm noch meine letzten Vorräte geschenkt habe. Er sagte vorhin, in einer Stunde wären wir beim Krankenhaus. Zumindest sind wir schon mal in Karlsruhe! Mir ist so elend. Ich habe sicherlich eine Blutvergiftung. Auf jeden Fall darf ich mit den Ärzten kein Englisch sprechen! Ich muss irgendwie Französisch imitieren und lallen. Lallen … lallen … Herrgott, wie das brennt! Jesus, lass mich bitte nicht sterben, nicht hier auf diesem Heuwagen mitten in dem verdammten Germany! Ich muss doch noch meine Mission zu Ende bringen …
    *
     
    Nachdem die Fahrzeuge durch Linkenheim gefahren waren und Edwards die zahlreichen Fachwerkhäuser auf der Hauptstraße und die leider geschlossenen Gasthöfe bewundert hatte, ließ er auf der Höhe von Leopoldshafen die Fahrzeuge an einer Wiese vor einer großen, baufälligen Scheune halten. Große Teile des Daches waren bereits heruntergerutscht, überall lagen zerbrochene Dachziegel. Eine mit Blech verkleidete Dachgaube mit einer Seilrolle daran sah fast neuwertig gegen den Rest des frei liegenden Dachstuhls aus.
    An der Schattenseite der Scheune war das hier noch intakte Dach etwas herausgezogen. Hier wurden der Dodge und die M3 untergestellt. Edwards hatte Roebuck und Christine dazu abgestellt, in die nicht weit entfernte Ortschaft zu laufen und ein paar Eier für das Abendessen zu organisieren. Van Bouren hatte beschlossen, noch eine Runde auf dem Feldweg laufen zu gehen und etwas für seine Fitness zu tun. Als er sich hinter dem Dodge umziehen wollte, wurde er von Letchus und dem Captain überrascht, die sich gerade neue Zigaretten holen wollten.
    »Hey, van Bouren, hab dich gar nicht gesehen. Was machst du denn da?«
    »Ich zieh mich gerade um, wollte noch ein bisschen laufen.«
    Edwards schaute jetzt auch neugierig über die Kühlerhaube. »Mensch, Gunny, Sie haben nicht zu viel versprochen! Letchus, schaun Sie mal, das sind Muskeln!« Beeindruckt von der Körperform des Kanoniers, zeigte er ihm den nach oben gereckten Daumen. »Warten Sie noch einen Augenblick, dann komme ich mit. Letchus, laufen Sie auch mit?«
    »Nein, danke, ich muss unseren Tagesbericht für das Hauptquartier fertig machen. Laufen Sie ruhig ohne mich.«
    Zehn Minuten später hatte sich Edwards in die schon bei der Einkleidung viel zu kleinen Shorts gezwängt. Er musste sich selbst gestehen, dass er seit der Offiziersausbildung in Fort Bragg keinen vernünftigen Sport mehr gemacht, geschweige denn einen Gedanken daran verloren hatte. Zur Sicherheit nahm er das Klappmesser mit, welches er normalerweise zum Essen benutzte, außerdem eine Karte der Umgebung. Man konnte ja nie wissen.
    Edwards und van Bouren warfen einen kurzen Blick auf die Karte und liefen in Richtung der offenen Felder los, nicht ohne sich vorher bei Vickers abgemeldet zu haben.
    Als Roebuck und Christine an den ersten Häusern eintrafen, kamen plötzlich aus dem zweiten Haus ein paar Männer mit Sense und Mistgabel bewaffnet auf sie zu und stoppten die beiden. Als Christine, die sich inzwischen wieder umgezogen hatte, begann, die Situation auf Deutsch zu erklären, wichen die drei Bauern erschrocken zurück. Einen amerikanischen Soldaten in Begleitung einer jungen Frau mit badischem Dialekt hatten sie am wenigsten erwartet und aus der Ferne auch nicht erkannt.
    »Hören Sie, meine Herren, das sind amerikanische Soldaten von einer Scout-Einheit«, erklärte sie dem Alten mit der Sense und wies mit dem Daumen nach hinten. »Sie lagern heute Nacht da draußen auf dem Feld, kurz vor der Kreuzung. Morgen früh wollen sie weiter nach Karlsruhe. Die Soldaten nehmen mich nur mit, da ich dort nach meiner Tante suchen will.«
    »Ja. So, so, ich versteh schon. Aber was mache denn die Amis hier in der französischen Zone? Unsere Fraue sitze alle verängschtigt im verrammelte Keller, weil die Marogganer se durch die Straße jaget und nur vergewaltige tun. Und vorher hennse alles geklaut, was noch zu hole war. Schmuck, de Foto, s’ Radio, s’ gute Besteck, alles weg! Sogar die

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