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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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würden Sie glatt dafür erschießen!«
    »Ich sage nichts. Bekommen wir unsere Shermans von den Franzosen eigentlich zurück, wenn …«
    »Halten Sie Ihre Schnauze, van Bouren!«

Kapitel 20
     
    Mittwoch, 30. Mai 1945
     
    Roebuck hatte die letzte Nachtwache mit Private Piece übernommen und kochte gerade Kaffee, während die anderen müde auf leeren Munitionskisten ums Feuer saßen und gebratenes Corned Beef aus der Dose mit gebackenen Bohnen und Crackern aßen. Er konnte den Moment gar nicht erwarten, wieder nach Leopoldshafen zu kommen und frische Fische zu kaufen. Nervös knabberte er an der Unterlippe und rauchte eine Zigarette nach der anderen.
    »Tony, verdammt, setz dich hin und trink eine Tasse Kaffee mit uns!« Vickers klopfte mit dem Blechlöffel an seinen Becher. »Und bring uns Milchpulver und Zucker mit. Mann, wo hast du heute deinen Kopf gelassen? War der Spaziergang gestern Abend zu romantisch für dich?« Er zwinkerte den restlichen Kameraden in der Runde zu. »Wissen wir da etwas nicht?«
    »Ach, halt’s Maul, Joey! Ich freue mich nur darauf, heute Mittag Fisch zu essen. Mehr nicht.«
    Letchus legte seinen Kopf schief und blinzelte in die Morgensonne, die gerade durch das Dachgerippe der Scheune schien. »Es war so romantisch. Tony und Christine, Hand in Hand, frisch verliebt im Sonnenuntergang. Die Grillen zirpen, ein paar Schwalben jagten nach Insekten für den gierigen Nachwuchs und du knabberst gedankenverloren an einem gebratenen Fischkopf.« Er seufzte übertrieben laut und die am Feuer sitzenden Soldaten fingen an zu lachen. Roebuck schwieg verlegen.
    Edwards unterbrach grinsend die Frotzeleien. »Lassen Sie ihn in Ruhe, Letchus! Wir machen ja auch kein Witze über die innige Liebe zu Ihrem Funkgerät.« Jetzt lachten alle über den Schwarzen. »Was kam da eigentlich vorhin vom Hauptquartier?«
    Der Angesprochenen wurde wieder ernst. »Die Verhandlungen mit den Franzosen zur Übergabe des Gebietes zwischen Karlsruhe und Hockenheim laufen auf Hochtouren und der alliierte Kontrollrat beschwert sich, weil deutsche Kriegsgefangene aus amerikanischen Lagern freigelassen wurden und als Heimkehrer in der französischen Zone gleich wieder gefasst und zur Zwangsarbeit nach Frankreich geschickt werden. Da ist noch viel Klärung erforderlich. Zuletzt sagte man mir noch, dass Dollmanns Hofgut nach der kompletten Plünderung durch die Bevölkerung gestern Nachmittag von unseren Jungs von der 79 th Engineer gesprengt wurde. Man hatte in den hinteren Gebäuden einen intakten und komplett überbauten Westwall-Bunker voll Dynamit gefunden. Bei der gewaltigen Explosion ist das Haupthaus leider mit eingestürzt. Der Knecht hätte mit diesem Arsenal locker einen neuen Krieg beginnen können.« Der Funker zündete sich ein weiteres Zigarillo an.
    »Er wurde übrigens am Montag in Wiesbaden verurteilt und am gleichen Tag hingerichtet. Dollmann muss auf seinen Prozess noch warten, vermutlich wird man ihn in ein Arbeitslager in die Vereinigten Staaten oder nach England bringen.« Im Anschluss sprach Letchus unter vier Augen mit seinem Chef, weil nicht alle Informationen für die Soldaten bestimmt waren.
    »Sir«, begann der Funker leise zu flüstern. »Bei allem Respekt, aber Roebuck zusammen mit dem Mädchen in den fremden Ort zu schicken, ist in meinen Augen sehr leichtsinnig gewesen. Wir verstoßen sowieso schon gegen das Fraternisierungsverbot, aber wir sollten das Ganze nicht überstrapazieren.«
    »Was wollen Sie mir damit sagen?« Edwards fuhr herum und sah ihn ernst, aber auch ein bischen überrascht an.
    »Ich will sagen, dass das … ähem … Auswirkungen auf das Fortbestehen unseres Teams und …«, er zögerte, »und Ihrer Laufbahn haben könnte, wenn wir dabei erwischt werden.« Die Worte waren Letchus sichtlich peinlich und er schwitzte plötzlich. Er war sich bewusst, dass er in diesem Moment die Befehle seines Vorgesetzten infrage stellte. »Es wäre immerhin möglich, dass Christine von Frenchys erkannt wird, die diese bisher nur mit dem Hingerichteten gesehen haben könnten. Es könnte ja immerhin sein … Sie wissen, was ich meine, Sir?«
    »Ja, ich bin mir der Gefahr bewusst,« konterte der Offizier. »Aber Sie haben Recht, es hätte ins Auge gehen können. Ich muss wirklich vorsichtiger sein.«
    Ohne noch ein weiteres Wort über das Besprochene zu verlieren, setzte er schweigsam seine Unterschrift unter das Funkprotokoll, zwinkerte dem Funker zu und lief zurück zu den anderen am

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