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Tschoklet

Titel: Tschoklet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Pflug
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hinten.
    »Private Piece, sofort herkommen!«
    »Captain Edwards, Sir?« Der drahtige Piece war wie ein Irrer aus dem Dodge geklettert und zu den beiden gerannt. Er sah seinen Chef an, als hätte man ihn der Fahnenflucht beschuldigt. »Ja, Sir. Was ist?«
    Edwards stieg aus der Halbkette aus, lief um das Fahrzeug herum und packte den verunsicherten Private an beiden Schultern. Er sah ihm tief in die Augen.
    »Private Piece, Corporal Roebuck sagte mir, dass Sie angeblich ein fantastisches Personengedächtnis haben. Sie müssen uns helfen. Können Sie sich erinnern, wann wir das letzte Mal unseren Passierschein an einen Kontrollposten ausgehändigt haben? Sie wissen schon, dieser braune Zettel von den Generälen? War das am Ortsausgang, als es geknallt hat?«
    Piece sah erst den Offizier an und dann auf den Boden. »Darf ich eine Zigarette haben? Meine sind im Dodge.« Ohne sich zu bedanken, drehte sich Piece um und lehnte sich dann an den Kotflügel des Halbkettenfahrzeugs. Er murmelte etwas vor sich hin und nickte zweimal. Mit seinem linken Zeigefinger malte er fiktive Figuren auf den grünen Lack. »So war es.« Er drehte sich wieder zurück zu dem wartenden Edwards. »Sir, der Wachtposten am Ortsausgang wollte die Papiere zwar sehen, wurde aber durch die ferne Explosion abgelenkt. Er hat Sie und uns ohne Kontrolle durchgewinkt. Also kann es nur im Ort gewesen sein. Wollten Sie vielleicht dem bewaffneten Franzosen die Papiere zeigen und …?«
    »Mein Gott, Piece, natürlich! Sie haben recht! Ich habe die Papiere auf das Dach gelegt, als der Typ mich mit dem Gewehr bedrohte! Vielleicht liegen sie noch da oben?« Er strahlte den jungen Mann an und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.
    Vickers turnte gelenkig zur Beifahrerseite und schob sein breites Kreuz durch den MG-Ring. »Tut mir leid, Sir, hier ist nichts. Vielleicht ist das Papier runtergeflogen, als wir vorhin schneller als üblich gefahren sind?«
    »Joey, das wäre eine Katastrophe! Das finden wir ja nie wieder! Schauen Sie noch mal genau nach. Vielleicht ist es nur runtergefallen oder irgendwo dazwischengerutscht.«
    »Sorry, Sir, aber hier ist nichts zu sehen. Van Bouren, schau mal auf der Ladefläche nach!«
    Der Kanonier kroch einige Minuten in der Halbkette umher, drehte alle Munitionskisten um und befühlte mit seiner Hand den Boden.
    »Tut mir leid, Sir, kann nichts finden!«
    »Was machen wir denn jetzt? Wenn die Frenchys sehen, dass wir umdrehen, alarmieren die womöglich noch die Kavallerie.«
    Vickers stieg vom Fahrzeug herab. Mit beiden Händen in den Hosentaschen lehnte er sich lässig neben Piece. Schließlich kratzte er sich den Dreitagebart.
    »Dann lassen Sie uns doch eine Panne vortäuschen und die anderen sollen ein Ersatzteil holen. Da die nächste Kontrolle erst wieder in Graben ist, fällt das sicher nicht auf, wenn sie unterwegs halten und etwas spazieren gehen.«
    Der Captain nickte zustimmend mit dem Kopf. Da bereits zwei von den französischen Wachleuten neugierig zu den Amerikanern herüberstarrten, fing er an, den verdutzten Vickers vor allen anzuschreien: »Joey, Sie bleiben hier und die anderen fahren so weit zurück wie nötig, haben Sie das verstanden?« Dabei deutete er hektisch auf die Motorhaube.
    Roebuck stimmte mit ein: »Joey, bleib solange hier stehen und repariere, bis wir wieder da sind. Hol dir ’nen Hammer und mach etwas Krach, kapiert? Captain, können wir van Bouren mitnehmen?«
    »Ja, verdammt noch mal! Er soll Ihnen helfen! Nehmen Sie auch das Mädchen mit, sie kann vom Fahrzeug aus suchen!« Der Offizier rannte mit wedelnden Armen auf der Straße herum, schließlich trat er mit voller Wucht gegen die M3.
    »Scheiße, alle sollen mithelfen!«
    Vickers stellte sich mit verschränkten Armen vor den Offizier: »Machen Sie mein schönes Fahrzeug nicht kaputt, verdammt noch mal!«, meckerte er lautstark zurück. »Lassen Sie uns zuerst mal eine Rauchpause machen, dann schauen wir unter die Motorhaube. Ich bin schließlich der Mechaniker!«
    Die beiden nur knapp fünfzig Meter entfernten französischen Kontrollposten musterten die seltsamen Ankömmlinge misstrauisch und erlebten mit, wie deren Offizier gerade vor Wut tobte und seine Untergebenen mitten auf der Straße anbrüllte.
    »Sous-Corporal, mischen Sie sich besser nicht bei den Amerikanern ein. Die haben vermutlich eine Motorpanne. Kontrollieren Sie sie erst, wenn beide Fahrzeuge hier vor uns stehen. Haben Sie verstanden?«
    »Ja, mon lieutenant.«
    Doch

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