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Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Titel: Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Maria Koldau
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folgte der Aufforderung, sicheres Gelände aufzusuchen. Fatal war zudem, dass die ersten beiden Wellen noch relativ harmlos waren. Menschen kehrten in ihre Häuser zurück, Neugierige säumten die Ufer. Die dritte Welle aber war katastrophal. Mit einer Höhe von 6 Metern traf sie auf die Küste; bei Hilo, der Hauptstadt des Hawaii County, erreichte sie durch Resonanzen sogar über 10 Meter. Ihre Kraft war so groß, dass sie Parkuhren bis auf den Boden niederbog, Felsblöcke von 20 Tonnen Gewicht aus der Hafenmauer brach und weit ins Land trug. Die leichten Holzhäuser in Küstennähe wurden einfach hinweggefegt. 61 Menschen kamen auf Hawaii ums Leben – im Vergleich zu Chile wenig, für den amerikanischen Bundesstaat, der seit dem verheerenden Tsunami von 1946 zu einem wesentlichen Zentrum der Tsunami-Frühwarnung geworden war, jedoch eine Katastrophe.
    Der Tsunami breitete sich ringförmig über den gesamten Pazifik aus. Stunde um Stunde trafen die Wellen auf Inseln und Kontinente, die erste raste mit einer Geschwindigkeit von bis zu 740 Stundenkilometern über den Ozean. Besonders stark wurden die Pazifischen Inseln und Japan getroffen. Während sich die Energie der Wellen nach allen anderen Richtungen ausbreitete und abschwächte, wurde sie vor Japan neu fokussiert. Bis zu 7 Meter hoch war der Tsunami, der Japan mit einer ungeheuren Wucht traf – Neuseeland dagegen kam mit 0,9 Metern davon, Peru, das immerhin unmittelbar neben Chile liegt, mit 5.Anders als auf Hawaii traf der Tsunami Japan 22 Stunden nach dem Beben völlig unvorbereitet. An der Küste der Inseln Hokkaido und Honshū wurden rund 5000 Häuser zerstört und Hunderte von Schiffen versenkt. Über tausend Menschen starben oder wurden verletzt, 50.000 verloren ihr Heim.
    Beim Erdbeben und Tsunami vor Chile im Jahr 1960 wurde erstmals gemessen, wie sich ein Tsunami Stunde um Stunde über einen ganzen Ozean ausbreitet. Das Kreuz markiert das Epizentrum.
    Die katastrophalen Auswirkungen dieses Tsunamis, so weit von seinem Ursprung entfernt, führten endlich zur längst notwendigen Zusammenarbeit im Pazifikraum: Nach der Katastrophe trafen die Anrainerstaaten erste Abkommen, 1968 nahm die staatenübergreifende Intergovernmental Coordination Group for the Pacific Warning System ihre Arbeit auf. Ihr Hauptquartier wurde das zentral gelegene Pacific Tsunami Warning Center auf Hawaii. Seither hat sich der Pazifikraum zum am besten überwachten Tsunami-Risikogebiet der Welt entwickelt.
Japan, Land der Tsunamis: vom 7. Jahrhundert bis Fukushima
    Japan ist das Land der Tsunamis: Durchschnittlich wird das Land alle sechs bis sieben Jahre von einem stärkeren Tsunami heimgesucht; fast zweihundert Katastrophen wurden seit dem 7. Jahrhundert erfasst. Der früheste dokumentierte Tsunami traf am 29. November 684 die südwestliche Pazifikküste des Landes. Mehrere Dörfer wurden von den Fluten weggerissen, zahllose Wohnhäuser, Schreine und Tempel zerstört. Danach reißt in den japanischen Chroniken die Kette der Katastrophen nicht mehr ab.
    Dies ist geologisch begründet. Japans Vulkane sind ein Teil des sogenannten Pazifischen Feuerrings; vor allem aber liegt der Inselstaat auf gleich mehreren Subduktionszonen, mitten in einem hochgefährlichen Zusammentreffen verschiedener tektonischer Platten. Unmittelbar östlich von Japan schiebt sich die Pazifische Platte unter die Ochotskplatte, und im Nordosten verläuft die Subduktionszone zwischen Pazifischer und Nordamerikanischer Platte. Die Ochotskplatte trifft westlich von Japan auf die Amurplatte, weiter nördlich außerdem auf die Eurasische Platte. Japans Südosten dagegen liegt fast genau auf der Subduktionszone zwischen Philippinischer Platte und Amurplatte, während sich südöstlich von Japan die Pazifische unter die Philippinische Platte schiebt. Der Südzipfel der südlichsten Hauptinsel Japans, Kyūshū, liegt auf einer Divergenzzone zwischen Amurplatte und der kleineren Okinawaplatte, die im Westen auf die Yangtseplatte trifft. Südlich von Japan verläuft die Subduktionszone zwischen Philippinischer Platte und Okinawaplatte. Diese komplexe Konstellation verschiedener großer und kleinerer Platten löst in Japan seit vielen Jahrtausenden ständig Erdbeben mit anschließenden Tsunamis aus. Hinzu kommen Vulkanausbrüche und Hangrutschungen, die ebenfalls Tsunamis verursachen.
    Am schwersten betroffen sind die Pazifikküsten des Inselstaats. Die südliche Pazifikküste weist eine lange Geschichte von

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