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Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention

Titel: Tsunamis - Entstehung, Geschichte, Prävention Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Maria Koldau
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Erdbeben-Tsunami-Katastrophen auf. 1498, 1605 und1707, also jeweils im Abstand von rund hundert Jahren, wurde Japans südliche Pazifikküste von schweren Erdbeben und Tsunamis getroffen. 1498 starben bei dem Meiō-Nankaidō-Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami zwischen 26.000 und 31.000 Menschen. 1605 löste das Keichō-Nankaidō-Erdbeben trotz seiner geringeren Bebenstärke einen gewaltigen Tsunami aus, der in Nankai und Tōkai Tausende von Menschenleben forderte; die heutige Forschung zählt das Erdbeben in seiner Diskrepanz zwischen verhältnismäßig geringer Magnitude und starkem Tsunami zu den «Tsunami-Erdbeben».
    Die japanischen Inseln liegen in einer Zone, in der zahlreiche tektonische Platten aufeinandertreffen.
    Das Hōei-Erdbeben von 1707 galt bis zu dem Tōhoku-Erdbeben von 2011 als das stärkste in der Geschichte Japans. Immer wieder war es gerade hier zu starken Erdbeben und Tsunamis gekommen, da das Bruchverhalten der Platten im Nankai-Graben vor der Südostküste der Hauptinsel Honshū besonders komplex ist. Am 28. Oktober 1707 ereignete sich hier ein besonders heftiges Erdbeben mit zahlreichen sekundären Störungen. Nach diesem Beben wurden die Pazifikküsten der dreiInseln Honshū, Shikoku und Kyūshū von starken Tsunamis bis zu einer Höhe von 10 Metern überspült. Über 5000 Menschen starben an diesem Tag, 29.000 Häuser wurden zerstört. In der Präfektur Shizuoka löste das Erdbeben eine Hangrutschung aus: Auf einer Fläche von 1,8 Quadratkilometern rutschte die Flanke des Oyarei-Bergs ab, 120 Millionen Kubikmeter Stein und Geröll bewegten sich in Richtung Meer. Ein Bauer berichtete später, er habe in der Nacht ein merkwürdiges Brausen gehört, am nächsten Morgen musste er feststellen, dass sein ganzer Hof kilometerweit aus dem Bergland an die Küste gerutscht war. Bis heute gilt der Oya-Hang als instabil und gefährlich.
    Seit den 1830er Jahren erschütterten Erdbeben die japanische Hauptinsel; ein besonders heftiges Beben traf 1847 die Provinz Shinano. 1854 und 1855 folgte dann die Serie der drei Großen Ansei-Erdbeben, benannt nach der kalendarischen Ära Ansei (1854–1860), was eigentlich programmatisch «ruhige Regierung» bedeutet. Es wurde eine Ära der Katastrophen: Am 23. Dezember 1854 ereignete sich das Ansei-Tōkai-Erdbeben mit einem Tsunami von bis zu 7 Metern Auflaufhöhe und mit über 2000 Opfern, am Tag darauf dann weiter im Südwesten das Ansei-Nankai-Erdbeben, das bei gleicher Stärke einen Tsunami von über 8 Metern Höhe auslöste und in der Region Tōkai wie auch auf der Insel Honshū 10.000 Menschen das Leben kostete. Elf Monate später traf das Ansei-Edo-Erdbeben das heutige Tokio. Da sein Epizentrum auf dem Land lag, löste es durch Resonanzen in der nahe liegenden Küstenregion nur geringe Tsunamis aus, die keinen Schaden anrichteten. Doch allein das Beben kostete rund 7000 Menschen das Leben, ganze Wohnviertel wurden von der sich öffnenden Erde verschlungen.
    Die drei Ansei-Erdbeben prägten sich nachhaltig in das kulturelle Gedächtnis ein. Religiöse Vorstellungen begannen sich mit leiser, aber doch vernehmbarer Kritik an Politik und Gesellschaft zu verbinden. Nach alter japanischer Vorstellung werden Erdbeben von einem riesenhaften Wels ausgelöst, dem Namazu, der im Schlamm unter den japanischen Inseln lebt und sich, wenn die Donnergottheit Kasima ihn nicht genügend bewacht, heftig windet und dadurch ganz Japan zum Beben bringt. NeunTage lang bebte nach dem Ansei-Edo-Beben am 11. November 1855 noch die Erde. Schon zwei Tage nach der Katastrophe erschienen erste Flugblätter und Zeichnungen in Edo (Tokio), auf ihnen der gigantische Namazu in seinem unkontrollierten Zorn. Dieser Zorn schien sich zu vergrößern, die zuständigen Gottheiten waren immer weniger imstande, ihn in Bann zu halten. Die plötzliche Welle der
namazu-e
, der Namazu-Bilder, die in den folgenden Wochen den Markt überschwemmte, lässt eine politische und gesellschaftliche Unzufriedenheit deutlich werden, die seit Jahren unter der Oberfläche scheinbarer Zufriedenheit und Stabilität schwelte.
    Um den Tsunami, der am 24. Dezember 1854 vom Ansei-Nankai-Erdbeben ausgelöst wurde, rankt sich
Inamura no Hi
, die Geschichte von den brennenden Reisfeldern. Sie gehörte bis in die 1940er Jahre zur Standardlektüre japanischer Schulkinder; später wurde sie in einem Zeichentrickfilm erzählt: Goryo Hamaguchi, ein hochangesehener Geschäftsmann, befand sich am Nachmittag des

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