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TTB 100: Der Traum der Maschine

TTB 100: Der Traum der Maschine

Titel: TTB 100: Der Traum der Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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und drei Tagen. Hinter ihm hatten sich die schweren Schleusentore Paramechs und hinter ihr die Isolierplatten der Kältemaschine geschlossen.
    Sie wartete, und er durfte nicht zulassen, daß sie nach weiteren einunddreißig Jahren geweckt würde, ohne daß er neben der Pforte stand und ihr entgegensah.
    »Verdammtes Schiff, verdammter Planet und verdammter Auftrag!« murmelte Nig und riß sich aus der Erstarrung. Schlagartig verlor der Anblick der Zweiten Welt an Schrecken.
    »Eine halbe Astronomische Einheit«, verkündete die Gorgoyne triumphierend. Nig senkte den Kopf und sah auf die Kontrollen. »Meinetwegen«, sagte er.
    Während die Robotautomaten Paramech abbremsten, indem sie neutralisierende Felder rund um das Schiff aufbauten, umrundete der Körper die Zweite Welt. Die Bremskräfte machten sich bemerkbar, wenn auch nur auf den Instrumenten. Das Vorhandensein der manuellen Steuerung brachte die Furcht des Mannes zurück. Warum, wenn Gorgoyne vollkommen war, gab es diese Steuerung?
    »In zehn Stunden werde ich dort unten stehen und zusehen, wie die Fahrzeuge voll fremder Menschen heranfahren ... ich vertrete meinen Heimatplaneten. Was werden sie fragen, was wissen wollen?«
    Das fragte sich Nig, als er regungslos im Pilotensitz hockte und neue Teile des Planeten zu Gesicht bekam. Paramech näherte sich immer mehr jener Grenze, an der die Lufthülle der Zweiten Welt in das Pseudovakuum des Weltraums überging. Wieder kam Nig das Mädchen in den Sinn.
    Die ersten Begegnungen in den Ruinen von Venya, auf der Tempelanlage. Sie hatte an eine Säule gelehnt dagestanden und sich von ihm erklären lassen, aus welchem Grund die Baumeister der alten Kultur so und nicht anders gebaut hatten.
    Bea sah hinreißend aus in dem engen Kleid, aus den schimmernden Fasern gewebt, aus denen auch Nigs Kleidung hergestellt worden war.
    »Aus!« sagte Nig laut und stand auf.
    »Was sagtest du?« fragte die Gorgoyne.
    »Nichts!«
    Nig nahm den Rechenstab vom Pult, zog ihn auseinander und klopfte mit der wuchtigen Justierschraube gegen den Handteller. Binnen einiger Sekunden hatte er errechnet, in welcher Bahnkurve und mit welcher Brenndauer Paramech landen würde.
    »Hast du schon die Befehle für die chemischen Triebwerke gegeben?« fragte Nig laut. Schließlich war er zusammen mit Gorgoyne der Pilot des Schiffes.
    »Selbstverständlich. Die Tanks waren gerade unter Druck gesetzt, die Leitungen freigeblasen und die Schächte vorgewärmt.«
    »Habe ich etwas zu tun?«
    »Nichts. Sollte etwas Unvorhergesehenes eintreten, wirst du sofort benachrichtigt. Aber es wird nichts geschehen, was ich nicht kontrollieren kann.«
    »Gut. Ich gehe im Schiff spazieren, bis die Landung eingeleitet wird.«
    »Meine Augen und Ohren werden dir folgen.«
    Nig verließ die Kanzel, ging in seine Wohnräume und ließ sich Getränke bringen. Er war durstig; die Erregung hatte ihn gepackt. Dann fuhr er mit dem Lift hinunter in die geräumige Maschinenhalle. Dort, wo die Konverter einen Höllenlärm vollführten und ungeheure Mengen Energie produzierten, fühlte er sich etwas wohler. Hier schien alles zu funktionieren.
    Das Rettungsboot hing auswurfbereit in den Davits. Es war ein Tropfen von dreißig Metern Länge, und es bestand nur aus einem Kälteaggregat und einem Lichtantrieb, der von einem Ableger der Gorgoyne gesteuert wurde. Das Boot war einsatzbereit.
    Frachträume, Flüssigkeitstanks, zahllose andere Kammern und Hallen, Schächte und Gleitwände – alles war in bester Verfassung. Nichts wies darauf hin, daß alle diese Teile bereit seit dreißig Jahren durch den Raum flogen und strapaziert wurden. Langsam kam Nig wieder in den eigentlichen Lebensbereich des Schiffes zurück, in das obere Drittel Paramechs. Etwas beunruhigte ihn.
    Es war nicht das latente Gefühl der Angst. Es war eine andere, unbekannte, nicht genau zu definierende Sache. Es schien, als sei in die peitschenden Rhythmen der paramechanischen Anlage etwas Nervöses gefahren – eine Unregelmäßigkeit.
    »He, du metallgewordene Überheblichkeit – läuft noch alles reibungslos?« schrie Nig in das Hämmern der Geräte hinein. Dieses Mal benötigte die Maschine mehr als acht Sekunden, ehe sie antwortete.
    »Nein«, sagte sie freundlich, »ein Block des Steuermechanismus ist ausgefallen. Ich habe zu tun, um die Parallelschaltungen durchzuführen. Ich melde mich sofort wieder.«
    »Ich habe es geahnt«, stöhnte Nig auf, drehte sich auf dem Absatz herum und lief rasch in die

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