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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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für gekommen, wo er den eigentlichen Grund seines Besuchs zur Sprache bringen konnte. Nachdem er der Ehrengast und die Hauptattraktion des Abends war, brauchte er sich nur einmal zu räuspern, um sich Gehör zu verschaffen. »Die Wüste scheint ein seltsames Ding zu sein«, begann er. »Ich habe noch nie etwas Ähnliches gesehen.«
    Die Weisen nickten bedächtig. Yanderman fuhr fort. »Die Dinge, die aus der Wüste kommen, scheinen ebenfalls sehr seltsam zu sein.«
    Wieder zustimmendes Kopfnicken.
    »Sagt mir doch«, sprach Yanderman weiter, »was eurer Meinung nach an der Entstehung der Wüste schuld ist.«
    Die Reaktion auf seine Frage bestand zunächst aus Schweigen – wie er erwartet hatte. Schließlich zuckte Rost, ein älterer Mann, der rechts neben Malling saß, mit den Schultern. »Wie sie entstanden ist?« wiederholte er langsam. »Sie ist einfach da, wie jede andere Naturerscheinung. Darüber nachzudenken, wäre nur Zeitverschwendung.«
    Die übrigen Weisen stimmten erleichtert zu.
    »Aber die Dinge ändern sich doch«, wandte Yanderman ein. »Habt ihr denn nicht vorher gesagt, daß früher öfter Dinge aus der Wüste kamen?« Er sah seinen Gastgeber an.
    Malling rieb sich nachdenklich die Hände. Yanderman hätte auf den ersten Blick erkannt, daß dieser Mann der Senior der Weisen war, denn Malling wirkte noch konservativer als die anderen. »Das gebe ich gern zu«, begann er. »Aber gewissermaßen als Ausgleich dafür, sind die wenigen jetzt um so gefährlicher. Und die Wege der Teufel lassen sich nicht so leicht erraten wie die der Menschen.«
    »Teufel?« frage Yanderman überrascht. »Die Dinge, die ich bisher gesehen habe, waren Tiere, denn man hatte sie erlegt. Wie sieht ein Teufel aus?«
    »Oh, wir haben einen gesehen«, versicherten ihm die Weisen hastig. »Er wird in Rosts Haus aufbewahrt.«
    Yanderman, der sich durchaus nicht vorstellen konnte, was sie damit meinten, bekundete sein Interesse. Malling schickte einen Diener fort, der den »Teufel« holen sollte.
    »Er kam vor nicht allzulanger Zeit aus der Wüste – vor zehn oder zwölf Jahren«, erklärte Rost. »Er besaß eine Stimme, die ich selbst vernommen habe, und formte Geräusche, die fast wie Worte klangen. Einige Zeit lang waren wir uns uneinig darüber, ob es sich nicht doch um ein natürliches Wesen handle. Es war schwach und konnte leicht in Gefangenschaft gehalten werden, obwohl seine Wächter vor ihm auf der Hut sein mußten. Schließlich entschieden die damaligen Weisen – ich gehörte noch nicht dazu –, daß dies kein natürliches Wesen sein könne, nachdem beobachtet worden war, wie es aus der Wüste kam. Da, sehen Sie selbst.«
    Yanderman sprang mit einem Fluch auf und riß eine Fackel aus ihrer Halterung. Zwei kräftige Diener trugen den »Teufel« herein, von dem. Rost gesprochen hatte.
    Es war ein Mensch. Ein Mann.
    Der Leichnam war in der Sonne getrocknet worden, um die Verwesung aufzuhalten. Dann hatte man die inneren Organe entfernt, den Körper ausgestopft und ausgestreckt auf ein Brett genagelt. Die gelbliche Haut war von einer dünnen Staubschicht bedeckt.
    »Aber das war doch ein Mann«, stellte Yanderman fest. »Armer Teufel!« fügte er leise hinzu.
    »Nein, ganz bestimmt nicht«, widersprachen Rost und Malling gleichzeitig. »In der Wüste leben keine Menschen, deshalb muß es ein Teufel gewesen sein. Gewiß, die Ähnlichkeit mit einem Menschen ist deutlich zu erkennen, aber das ist wahrscheinlich damit zu erklären, daß wir so viele Ungeheuer getötet hatten, die sich zu verstellen versucht hatten.«
    Yanderman kümmerte sich nicht um ihr Gemurmel. Er untersuchte die Mumie gründlich, ohne feststellen zu können, woher dieser Mann stammen konnte. Sein Kopf war runder als bei den meisten anderen Menschen, die Backenknochen höher und das Kinn weniger deutlich ausgeprägt.
    Aber trotzdem war er ein echter Mensch gewesen. Und er war aus der Wüste gekommen, in der angeblich nur Ungeheuer lauerten.
    Yanderman fragte: »Ist es nicht denkbar, daß er aus einer anderen Stadt kam, nur aus Versehen in die Wüste geriet und so in der Nähe von Lagwich auftauchte?«
    »Unmöglich«, versicherte ihm Rost schnell. »Dagegen spricht schon, daß er sich von allen anderen Menschen unterschied, die wir je gesehen haben – sein Körperbau, die Hautfarbe, seine Stimme. Außerdem haben wir in alle uns bekannten Städte Boten geschickt und nachfragen lassen, ob ein Mann dieser Beschreibung vermißt wurde.«
    Dann mußte der

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