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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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die Angreifer. Aber die Hitze nahm im Quadrat zur Verringerung der Entfernung zu, so daß es nicht näher als etwa fünf Meter an die Männer herankonnte – vorausgesetzt, daß die Strahlungsenergie nicht vorzeitig nachließ. Schließlich gab das Ding auf und verschwand im Kanal Neun, der in die Wüste außerhalb der Station führte.
    »Elektrozaun!« befahl Großvater. Nestamay betätigte den entsprechenden Schalter.
    Der sogenannte Elektrozaun war eigentlich kein Zaun, sondern ein engmaschiges Drahtnetz, von dem jeder Kanal umgeben war. Vermutlich hatte es früher zum Gütertransport gedient, aber jetzt war es ihre beste Waffe für den Fall, daß ein Ding angriff. Es induzierte genügend Mikrowellenfrequenzen, um jedes in einem Kanal befindliche Lebewesen halbwegs bei lebendigem Leibe zu braten.
    Das Ding stieß ein unvorstellbares Geheul aus, als es die Wirkung des Elektrozauns spürte, und suchte entsetzt das Weite. Nestamay hatte nicht beobachten können, ob es Beine besaß, aber es schien welche zu haben; nur auf kräftigen, muskulösen Beinen konnte es den Kanal so schnell verlassen. Es raste in die Wüste hinaus, wo das schreckliche Brüllen allmählich verklang.
    Vielleicht würde es zurückkommen, wenn es dieses Erlebnis vergessen hatte. Einige Männer mit Hitzestrahlern mußten deshalb während der nächsten Tage auf Wache bleiben, obwohl sich dadurch die Zahl der Arbeitenden empfindlich verringerte. Nicht jedes Ding war so gefährlich; manche waren riesig und harmlos, andere waren klein und harmlos ... und wieder andere waren klein und äußerst gefährlich – und schlimmer als alle anderen zusammen. Aber es war schon sehr lange her, daß ein ganzer Schwarm – was ganz besonders furchterregend war – in der Station ausgeschlüpft war.
    Nestamay fuhr sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn. Jetzt mußte sie den Herkunftsort dieses Dings feststellen, damit er für immer abgeriegelt werden konnte.
    Würde dieses Leben nie ein Ende haben? Würden sie nie das letzte Loch entdecken, aus dem die Dinge auftauchten?
    Sie wußte, daß sie diese Fragen nicht beantworten konnte. Deshalb dachte sie nicht länger darüber nach, sondern machte sich an die Arbeit.

 
7
     
    Die fünf Weisen, Yanderman selbst und die zahlreichen Diener, die Essen und Getränke herumreichten, füllten den Raum bis in den letzten Winkel. Die unregelmäßig behauenen Wände gingen in eine niedrige Decke über. Yanderman vermutete, daß die gesamte Bevölkerung von Lagwich früher in diesem Fort Zuflucht gesucht hatte, wenn Gefahr drohte. Die jetzt vorhandenen Befestigungsanlagen waren bestimmt erst errichtet worden, als die ursprüngliche Einwohnerschaft sich auf den Stand von heute – etwa neunhundert Menschen – erhöht hatte.
    An den Wänden blakten Pechfackeln und warfen ihr flackerndes Licht auf Nischen, in denen Siegestrophäen ausgestellt waren. Sie erinnerten allerdings nicht an blutige Schlachten, sondern an den immerwährenden Kampf mit den Dingen aus der Wüste. Einige bestanden aus Skeletten, andere aus getrockneten Häuten, die auf Rahmen gespannt waren – aber alle wirkten schrecklich.
    Yanderman war von den fünf Weisen enttäuscht, die Lagwich regierten, obwohl sie offensichtlich nicht imstande waren, einfachste Tatsachen richtig zu deuten. Zum Beispiel die Art und Weise, wie ihre Stadt sich entwickelt hatte. »Als mein Urgroßvater noch lebte, soll die Palisade niedriger gewesen sein«, hatte ihm einer von ihnen erzählt. »Das Ding dort wurde von einem gewissen Soundso erlegt, der in zwanzig Jahren neunundsechzig davon tötete; aber damals kamen sie noch öfter«, erklärte ein anderer. Yanderman fand diese Ausdrucksweise beunruhigend, obwohl er keinen Grund für dieses Gefühl hätte angeben können.
    Bisher hatte er sich in der Unterhaltung auf einen Austausch von Höflichkeiten und einige Bemerkungen über Esbergs Reichtümer beschränkt; das war nur die reine Wahrheit, aber er wollte vermeiden, daß diese Leute sich klein und unbedeutend vorkamen. Wenn man die Besonderheiten ihrer Lage berücksichtigte, hatten sie ihr Leben nicht schlecht eingerichtet. Selbstverständlich hätten sie mehr erreichen können, wären sie nicht so himmelschreiend dumm gewesen. Wie konnte man nur von Veränderungen in der Vergangenheit berichten, ohne gleichzeitig auf den Gedanken zu kommen, daß die Entwicklung nicht stehenblieb, selbst wenn die Welt sich kaum zu verändern schien?
    Yanderman hielt jetzt den Zeitpunkt

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