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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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... und die Wüste?
    Und ein Mann war aus der Wüste gekommen. Vor zehn oder zwölf Jahren.
    Wie konnte ein Heer aus zweitausend Mann durch eine Wüste marschieren, in der es weder Wasser noch Nahrungsmittel gab – und wenn der Marsch nur drei oder vier Tage dauerte? Wie konnte man dort Wasser beschaffen? Das war die größte Schwierigkeit. Ohne Wasser konnten die Männer nicht marschieren.
    Vielleicht Flüsse oder Bäche? Wasserläufe in der Wüste? Man konnte Tiere mitnehmen und sie zuerst daraus trinken lassen. Aber die Auswirkungen ungenießbaren Wassers zeigten sich unter Umständen erst nach Tagen, und ...
    Oder der Vormarsch wurde wie eine Stafette organisiert – jeweils die Hälfte der Männer marschierten am Ende des Tages zurück und übergaben ihre zusätzlichen Rationen den anderen, die weiter vordrangen. Aber diese Methode hatte den Nachteil, daß nur wenige das gestellte Ziel erreichten. Und falls es dort zu einem Kampf kommen sollte ...
    Yanderman dachte darüber nach, bis er endlich doch einschlief.

 
8
     
    Als Conrad aufwachte, schnarchte sein Vater noch fest auf seinem Bett an der gegenüberliegenden Wand. Auf der Straße vor dem Fenster ertönte der Ruf eines Wasserträgers. Conrad hinkte hinaus und tauschte ein Stück Seife gegen einen Eimer frisches Wasser ein. Eigentlich hätte er selbst zum Fluß hinuntergehen sollen, wie er es sonst jeden Morgen tat, aber heute schmerzte sein Knie zu sehr.
    Nachdem er sich gewaschen hatte, aß er die Überreste des letzten Abendessens – sein Vater war anscheinend zu betrunken gewesen, um hungrig zu sein – und verließ das Haus. Er trug zwei Säcke unter dem Arm, weil er die Asche abholen wollte, die Idris ihm versprochen hatte.
    Ihre Mutter und ihr Bruder waren in der Küche beschäftigt. Erst als Conrad die Säcke gefüllt und sich dabei gründlich mit Asche bestäubt hatte, fand Idris eine Gelegenheit, ihm einige Worte zuzuflüstern.
    »Hast du schon die letzte Neuigkeit über die Fremden gehört?«
    »Wer sollte sie mir denn erzählt haben?« fragte Conrad mißgestimmt zurück. »Außer dir kümmert sich doch niemand um mich.«
    »Es klingt wirklich unglaublich! Demnächst kommt ein ganzes Heer – zweitausend Mann sollen es sein – aus einer Stadt, die weit von hier im Süden liegt!«
    »Vierzehn Tagereisen«, murmelte Conrad und dachte daran, was Yanderman ihm erzählt hatte. Der Teufel sollte diesen Waygan holen!
    »Idris!« kreischte die Mutter des Mädchens plötzlich. »Unterhältst du dich schon wieder mit diesem Taugenichts? Hast du deine Arbeit vergessen?«
    »Ich komme gleich, Mutter! Nur noch ein Sack, dann sind wir fertig.« Idris wandte sich wieder an Conrad. »Ist das nicht fürchterlich aufregend? Die vielen Fremden! Sie besuchen bestimmt auch die Stadt, wenn sie ihr Lager in der Nähe aufschlagen!«
    »Idris!« rief ihre Mutter. »Der Faule Conrad ist sicher nicht auf deine Hilfe angewiesen; in anderen Häusern muß er die Säcke auch allein füllen!«
    »Er hat sich aber am Knie verletzt, Mutter!«
    »Dann soll er in Zukunft besser aufpassen. Und du tust, was ich dir gesagt habe!«
    »Geh nur«, meinte Conrad seufzend. »Ich brauche nicht mehr lange.« Er lächelte sie aufmunternd an und hob sich den ersten Sack auf die Schulter. Diesmal hinkte er absichtlich so wenig wie möglich, damit sie sich keine Sorgen machte.
    Die Neuigkeiten mußten sich mit Windeseile verbreitet haben, denn überall hörte er Leute darüber sprechen, wie gut sich die Ankunft des Heeres auf den Handel der Stadt auswirken würde. Nur Narl, der alte Weber, schien weniger optimistisch als die übrigen zu sein. »Das gefällt mir gar nicht!« wiederholte er immer wieder. »Wie sollen wir uns wehren, wenn sie uns alles fortnehmen, ohne dafür zu bezahlen?«
    »Was sollten sie denn deiner Meinung nach von uns haben wollen?« erkundigte sich einer seiner Freunde spöttisch.
    Seine Seife? Conrad spielte mit diesem Gedanken, während er langsam weiterging. Und trotzdem ... warum eigentlich nicht? Es war ausgezeichnete Seife; Männer, die seit zwei Wochen auf dem Marsch waren, würden sich bestimmt wieder einmal gründlich waschen wollen. Wenn er möglichst viel Seife machte, die er in dem Lager verkaufte, konnte er etwas Geld auf die Seite legen. Er mußte es nur gut verstecken, damit sein Vater es nicht fand und für Bier ausgab.
    Er war bald so von dieser Idee fasziniert, daß er Waygans höhnischen Gruß und die Bemerkungen der jungen Leute auf den Feldern

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