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TTB 102: Die Wächter der Sternstation

TTB 102: Die Wächter der Sternstation

Titel: TTB 102: Die Wächter der Sternstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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betroffen, obwohl sie wirklich nichts dafür konnte.
    »Könnt ihr euch denn nicht vorstellen, wieviel Strom wir letzte Nacht verbraucht haben?« fragte sie empört. »Heute war nicht mehr genug für den Backofen übrig!«
    Aber auch diese Erklärung brachte sie nicht in bessere Laune, denn sie wußten genau, daß der Himmel heute bedeckt war, was bedeutete, daß die Sonnenbatterien nur sehr langsam aufgeladen werden konnten. Leider hing innerhalb der Station alles voneinander ab, überlegte Nestamay; wenn ein Ding ausschlüpfte, wurde Energie für die Hitzestrahler und Elektrozäune verbraucht, so daß kein Essen mehr gekocht werden konnte. Auch Kleidungsstücke, die erneuerungsbedürftig waren, durften vorläufig nicht mehr dem Kreislauf zugeführt werden, obwohl die Menschen sie in kalten Nächten dringend brauchten.
    Sie hatte allen Männern ihre Portion zugeteilt und wollte schon weitergehen, als Großvater sie noch einmal zurückhielt.
    »Nestamay, vergiß nicht, daß du heute zu mir kommen solltest. Ich muß mich davon überzeugen, daß du den Stoff von letzter Woche beherrschst!«
    Nestamay nickte schweigend. Sie hatte gehofft, daß Großvater zu beschäftigt sei, um sich noch daran zu erinnern – denn sie war todmüde. Trotzdem hatte es keinen Sinn, sich dagegen aufzulehnen. So verlief nun einmal ihr Leben, und sie konnte sich nicht vorstellen, wie es jemals anders werden sollte.
     
    *
     
    Auf dieser Seite der Station hatte sie kein Essen mehr auszuteilen. Um auf die gegenüberliegende Seite zu gelangen, mußte sie einen weiten Umweg machen. Nur sorgfältig instruierte Arbeitsgruppen durften sich dem Mittelpunkt der Station nähern, denn in diesem Gebiet lauerte eine geheimnisvolle Gefahr.
    Nestamay blieb einen Augenblick stehen und starrte in die verbotene Zone hinein.
    Die an vielen Stellen eingesunkene Kuppel überspannte eine Fläche mit einem Durchmesser von über drei Meilen. Übermannshohe, klaffende Lücken gewährten an einigen Punkten Einlaß. Im Norden lag der am wenigsten gefährliche Teil; dort durften sogar Kinder einige tausend Quadratmeter betreten, und dort standen auch die Maschinen, von denen die Menschen hier abhingen. Dorther stammte ihre Nahrung – aus den Backöfen, den riesigen Suppenkesseln und den Hydrokulturen. Aus dem nördlichen Teil der Kuppel ließen sich auch gefahrlos die Materialien gewinnen, aus denen ihre kümmerlichen Hütten bestanden. Von Zeit zu Zeit gelang es einer Arbeitsgruppe, die Grenzen dieses Gebiets weiter vorzuschieben und lange genug zu halten, bis wieder wertvolle Baustoffe und andere Gegenstände gerettet werden konnten.
    Aber niemand hätte mit Sicherheit anzugeben vermocht, was sich im Mittelpunkt der Station verbarg.
    Kletterpflanzen und Schlinggewächse überwucherten die rostige Eisenkonstruktion und trugen klebrige schwarze Früchte, die nach einiger Zeit platzten und Sporen aussäten. Nestamay hatte von Großvater gehört, daß es früher geschehen war, daß Menschen in den Bereich eines solchen Sporenregens geraten waren. Sie waren elend gestorben und hatten mit Hitzestrahlern verbrannt werden müssen, damit aus ihrem Grab nicht eine neue Pflanze sproßte.
    Überall wuchsen Blumen – manche unglaublich schön, aber auch unglaublich gefährlich, weil sie einen betäubenden Duft aussandten, der die Sinne betäubte, so daß man in den Bereich der langen Fangarme geriet. Riesige gezackte Pseudoblätter bedeckten den Boden und lauerten auf ein Opfer, das sie umschlingen konnten.
    Nestamay wandte sich entsetzt ab, denn in diesem Augenblick öffnete sich eines der Pseudoblätter und stieß etwas aus, was sie zuerst für die Überreste eines Menschen hielt.
    Ein zweiter Blick zeigte ihr, daß sie sich geirrt hatte. Es war nur ein Ding, das die Pflanze trotz aller Anstrengungen nicht hatte verdauen können. Jetzt versuchte sie es loszuwerden. Nestamay mochte nicht länger zusehen und ging rasch weiter.
    Gelegentlich kam ein Heißsporn wie Jasper auf die Idee, daß man doch eigentlich nur mit Hitzestrahlern in das Innere der Kuppel vordringen müßte, um diesem Spuk ein Ende zu bereiten. Aber jedesmal erhob Großvater oder ein anderer energisch Einspruch.
    Auf unbegreifliche Weise hing ihre Existenz davon ab, daß sie nicht weiter als unbedingt notwendig vordrangen, die Vegetation nicht alles überwuchern ließen, jedes Ding töteten, das sie bedrohte, und ansonsten nichts an dem gegenwärtigen Zustand änderten. Jenseits der giftigen Pflanzen, des

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